Donnerstag, 30. August 2007

Entführungen lohnen sich doch!

Nach wochenlangem Nervenkrieg haben die radikal-islamischen Taliban zwölf ihrer 19 Geiseln aus Südkorea freigelassen.

Ein Taliban-Sprecher sagte, die sieben weiterhin festgehaltenen Südkoreaner würden bis Donnerstag auch frei gelassen. Den Forderungen der Entführer mussten einmal mehr weitgehend entsprochen werden. Bei den Verhandlungen ist es üblich, dass Lösegelder bezahlt werden. Es gibt in diesem Fall Gerüchte, dass bis zu 50 000 Euro Lösegelder pro Person bezahlt wurden. Die Freilassung der Koreaner ändert nach Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel jedoch nichts am Umgang der Bundesregierung mit der Entführung deutscher Staatsbürger und den Bemühungen, um den in Afghanistan verschleppten Ingenieur Rudolf B. ebenfalls freizubekommen. Auch Deutschland wird somit nichts anderes übrig bleiben, als zu zahlen.

Bei den Verhandlungen um die Freilassung der christlichen Aufbauhelfer verpflichtete sich sich die Regierung in Seoul im Gegenzug, die Missionstätigkeit ihrer Kirchen in Afghanistan einzustellen und ihre Soldaten - wie ohnehin geplant - zum Jahresende abzuziehen. Die Taliban sind im Grunde genommen die Nutzniesser auch bei dieser Geiselnahme. Sie erschossen zu Beginn der Geiselnahme den Leiter der Gruppe und einen weiteren Mann. Später liessen sie zwei kranke Frauen frei, was sie als Geste des guten Willens bezeichneten. Man muss Ihnen noch dankbar sein. Die Erschiessungen werden keine juristischen Folgen haben. Im Gegenteil: Dank der harten Linie haben die Bittsteller in den meisten Punkten nachgegeben. Es darf damit gerechnet werden, dass die Ablösesummen auch nach oben angepasst werden mussten.

Auch Angela Merkel wird die deutsche Geisel los kaufen müssen, damit die Regierung das Gesicht nach Aussen wahren kann. Ein zweiter Tote kann sie sich nicht leisten.

Einen Tag vor den Koreanern waren zwei Deutsche in Afghanistan entführt worden, von denen einer ermordet wurde. Kanzlerin Merkel sagte in Tokio in gewohnter Airbagrhetorikmanier:

"Die Bundesregierung ist natürlich BEMUEHT darum, die Geisel, die wir in Afghanistan haben, freizubekommen", und fügte hinzu, es werde ALLES MOEGLICHE getan. "Der Krisenstab ist voll engagiert."

Kommentar: Die Aussage - "Wir bemühen uns"- heisst meist nichts anderes, als wir sprechen die Höhe der Lösesumme ab. Die Regierung weiss genau: Wir müssen einen Erfolg vorweisen können. Ueber die Eingeständnisse erfährt bekanntlich bei den geheimen Verhandlungen niemand etwas. Die Regierung kann aber nach der Bezahlung den gewünschten Verhandlungserfolg vorweisen. Das "Nachgeben" bei Entführungen , wie auch bei Erpressungen haben jedoch einen gravierenden Nachteil. Man legt gleichsam den Nährboden für neue Entführungen. Die wenigsten Regierungen denken an diese Folgen. Sie sind nur darauf bedacht, kurzfristig Ruhe zu haben. Da die derzeitigen Lösungen durch Verhandlungen mit vorschnellem Eingehen auf die Forderungen der Entführer ohne zuvor gemeinsam mit anderen internationalen Sicherheitskräften in Afghanistan das Problem anzugehen, wurde kritisiert, dass damit ein gefährliches Präjudiz geschaffen wurde.

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