Montag, 30. März 2015

Kommt es auf eidgenössischer Ebene auch zu einem Rechtsrutsch?

Politologe Bühlmann sagt in einem Interview (20 Min):

Die grossen Verlierer der Wahlen in Baselland und Luzern sind die Grünen. Sie verlieren in beiden Kantonen massiv. Weshalb?
 
Das hat unter anderem mit dem Verpuffen des Fukushima-Effekts zu tun. Dieser hat der Partei bei den letzten Wahlen zu einem Wählerzuwachs verholfen, den sie jetzt – wohl auch aufgrund der geringen Wahlbeteiligung – wieder verliert.

Glauben Sie, dass sich aus diesen Entwicklungen ein nationaler Trend ableiten lässt?


Es ist nicht ratsam, von zwei Kantonen auf einen schweizweiten Trend zu schliessen. Denn die kantonalen Wahlen unterscheiden sich teilweise stark, die Situationen sind verschieden. Ausserdem wird das Ergebnis vom nächsten Herbst auch davon abhängen, welche nationalen und kantonalen Themen dann als wichtig betrachtet werden und wie hoch die Wahlbeteiligung sein wird. Im Moment können wir aufgrund der kantonalen Resultate erwarten, dass SVP und FDP auch bei den Nationalratswahlen in den Kantonen Baselland und Luzern wohl eher zu den Siegern als zu den Verlierern gehören werden.

Umfrage
Wird es auch auf nationaler Ebene zu einem Rechtsrutsch kommen?


82 %

12 %

6 %
Insgesamt 475 Teilnehmer
 
*Marc Bühlmann ist Politologe an der Universität Bern.

KOMMENTAR:

Zum Einbruch der Grünen, GLP und Sozialdemokraten hat sicherlich auch beigetragen:
Die Thematik "Einwanderung und Europa" wurde
aus unverständlichen Gründen ausgeklammert. 
Bei der Energiewende zeigt sich in Deutschland,
dass der Atomausstieg mit grossen Problemen 
verbunden ist (muss mit Dreckschleudern 
Kohlekraftwerke kompensiert werden. 
Strom wird massiv verteuert. Es kommt zu enormen Schwierigkeiten bei der Verteilung im Netz usw.) 
Die GLP hat jüngst mit Ihrer Initiative eine historische Abfuhr erlitten.

Bild des Tages

Adrenalinschub

 
In Verbier

KOMMENTAR: Sie werden oft als lebensmüde, kopflose Draufgänger bezeichnet.
Es gibt aber auch Draufgänger, die solche Events sauber planen, seriös trainieren und Köpfchen haben.
Für mich symbolisiert das Bild des Tages eher:
 Mut, Risikofreudigkeit, Tatendrang.
Wir dürfen uns sicherlich davon für den Alltag  eine ganz kleine Scheibe abschneiden.

Krimikritik ohne Ende

Muss jeder Tatort Ermittler sozial gestört sein?

Nicht nur die unrealistischen, unglaubwürdigen Geschichten, (sie sind zu verschachtelt und unverständlich), stossen sauer auf.
Es zeigt sich nun auch noch, dass  jeder Tatort Kommissar ein gestörtes Privatleben haben muss. Gehört dies zum Konzept?
Die Ermittler sind labil oder haben Beziehungsprobleme.
Die Kommissarinnen müssen sich während der Arbeit mit Kinderproblemen herumschlagen.

Ich zitiere TAGI:

Borowski ist nicht der einzige Kriminalbeamte mit einer Macke.

 Peter Faber (Jörg Hartmann) etwa wandelt seit dem Unfalltod seiner Frau auf Antidepressiva wie ein Zombie durch Dortmund.

In Stuttgart musste Sebastian Bootz (Felix Klare) erst mit der Krebsdiagnose seiner Ehefrau fertigwerden – und dann mit der Tatsache, von ihr verlassen worden zu sein.

 Der lebensmüde gewordene Frankfurter Kommissar Frank Steier (Joachim Król) hingegen gibt sich nach getaner Arbeit am liebsten dem Spiritus hin.



Psychogramm eines Amokläufers



Kurzum: Das Privatleben der «Tatort»-Protagonisten liest sich wie das Psychogramm eines psychisch labilen Menschen. Laut
Zweifellos haben die Hauptdarsteller ein Profil. Und Charakter. Wenn auch nicht immer den tadellosesten. Möglicherweise macht gerade dies die Schauspieler so populär. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) zum Beispiel ist ein arroganter Macho. Ein Snob noch dazu. Höchst narzisstisch. Ein veritables Ekel eigentlich. Doch er und Kollege Frank Thiel (Axel Prahl) begeistern das Publik: Der «Tatort» aus Münster erzielt regelmässig Spitzenquoten.



«Die Freaks fangen an mich zu langweilen»



Doch der Sonntagabend-Krimi polarisiert auch. In den sozialen Netzwerken lassen diverse genervte Zuschauer ihrem Unmut freien Lauf. «Ich hätte nichts gegen ein paar normale #Tatort-Kommissare. Die Freaks fangen an mich zu langweilen», schreibt User Max auf Twitter. Ralf Heimann meint: «Das Revolutionärste, was man im deutschen Fernsehen machen könnte: Tatort-Kommissar mit intakter Familie.»
Etwas dezidierter formuliert es der Schweizer Regisseur und Drehbuchautor Martin Witz, der unter anderem den Film «Dutti der Riese» ins Kino brachte: «Klar braucht es eine persönliche Backstory, allerdings wird sie in den ‹Tatort›-Drehbüchern meiner Meinung nach unglaublich stereotyp bedient.» Besonderheiten ja – nur bitte ohne Klischee.


Kommentar:

Wieso muss der soziale Hintergrund der Kriminalbeamten überhaupt so genau ausgeleuchtet werden? Schliesslich geht es in der Serie um ein Verbrechen, das es aufzuklären gilt.  
Bei der Dramaturgie eines Krimis muss der rote Faden im Zentrum bleiben: Die Auflösung der Frage: Wer ist der Täter? Wie kam es zum Verbrechen? Es wäre falsch, nur noch Psychologen oder Gesellschaftskritikern die Regie zu überlassen.
Drehbuchautoren wünschen angeblich bewusst Menschen mit Macken.
Jürgen Werner, verantwortlich für die Dortmunder Folge «Hydra», glaubt erstaunlicherweise, dass ausgerechnet  diese krankhaften Eigenschaften die Ermittler  menschlicher machen: «Wir binden das Private stets in die Fälle bewusst mit ein. Dadurch erhöhen wir das Tempo der Geschichte und geben dem gesamten Team seine ganz eigene Dynamik», sagte er Anfang 2015 in einem ARD-Interview. Für mich ist dies eine Selbstschutzbehauptung.
Der Krimi wird durch diese Stereotype überladen und die Zuschauer erhalten ein völlig falsches Bild der Realität. Das Abnorme wird zur Norm.
Wenn bei Serien Klischees dominieren, müssen die Drehbuchautoren über die Bücher gehen.
 

LINKS:

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27. Juni 2014 ... Die Krimireihe «Tatort» von ARD, SRF und ORF ist ein Phänomen: Trotz jahrelanger Laufzeit vereinigt sie jeden Sonntagabend.
www.rhetorik.ch/Aktuell/14/06_27/tatort.pdf

24 März 2015
Warum müssen alle neuen Tatort-Kommissare und -Kommissarinnen ungepflegt und/oder unsympathisch sein, ein verpfuschtes Privatleben oder sonst irgend eine Macke haben? Muss man sich so die Ermittler in ...
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www.rhetorik.ch/Aktuell/14/06_27/