Dienstag, 14. Januar 2014

Grenzen der Satire?

VIEL LAERM UM NICHTS?
ODER BERECHTIGTER LAERM UM EINE RASSISTISCHE KULTURTECHNIK?

Im Sketch mimte Birgit Steinegger Talkmasterin Oprah Winfrey, malte sich dafür schwarz an. Das brachte dem SRF massiv Kritk ein. Selbst der Direktor war damit nicht zufrieden.

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 Für den Sketch über die amerikanische Talkmasterin Oprah Winfrey und «Täschligate» erntete das SRF heftige Kritik.
Der Sketch über die amerikanische Talkmasterin Oprah Winfrey, der im Schweizer Fernsehen am 29. Dezember im Rahmen des «Endspott»-Jahresrückblicks ausgestrahlt wurde, löste bei Kulturschaffenden Empörung aus. Auch Fernsehdirektor Ruedi Matter ist mit dem Sketch nicht ganz zufrieden, wie er am Dienstag einräumte.
Im Sketch nahmen die Fernsehmacher die «Täschligate»-Affäre um Oprah Winfrey aufs Korn. Die millionenschwere Talkmasterin hatte sich nach einem Besuch in einer Zürcher Luxusboutique beklagt, dass sie diskriminiert worden sei.

«Blackfacing» sei eine rassistische Kulturtechnik

Parodistin Birgit Steinegger trat im Sketch mit schwarz angemaltem Gesicht, Kraushaar-Perücke und dicken Lippen als Frau Nogumi auf, die das Personal einer Boutique ins Schwitzen bringt.
Mehrere Kulturschaffende schrieben daraufhin einen Protestbrief ans SRF und drohten mit einer Anzeige wegen Verletzung der Anti-Rassismus-Strafnorm. Sie verurteilen vor allem das «Blackfacing», also das Schwarz-Anmalen von weissen Künstlern, in der sie eine grundsätzlich rassistisch geprägte Kulturtechnik sehen.

«Freiheit der Satire verteidigen»

Wie SRF-Direktor Ruedi Matter am Dienstag an der SRF-Jahresmedienkonferenz sagte, ist er selber nicht ganz glücklich mit dem Sketch. «Grundsätzlich muss die Freiheit der Satire verteidigt werden», sagte er. Generell sehe er beim SRF kein Problem mit der Satire und allfälligen Diskriminierungen einzelner Gruppen.
Dieses aktuelle Beispiel sei aber «sicher nicht das Lustigste und auch nicht das Beste, das wir im vergangenen Jahr gezeigt haben».

Anzeige bleibt Thema



Für Raphael Urweider, Präsident der Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) und Mitautor des Protestbriefs, ist eine Anzeige gegen das SRF immer noch Thema, wie er auf Anfrage der SDA sagte.
Die Kulturschaffenden würden auch gerne mit den TV-Machern über Satire diskutieren. «Ich selber habe gerne Humor, sehr gerne auch unkorrekten. Aber bitte etwas reflektierter.»
(sda)

KOMMENTAR:

In zahlreichen Beiträgen haben wir diese Thematik vertiefend kommentiert: Darf die Satire alles? Nach der Kritik am "Blackfacing" stellen wir einmal mehr fest: Die Anti-Rassismus-Strafnorm war ursprünglich nicht so eng gedacht, wie sie heute zum Teil ausgelegt wird. Die Gegner des Gesetzes befürchteten damals: Künftig wird - auf Grund dieses Gesetzes die Meinungsfreiheit enorm eingeschränkt. Jeder, der am Biertisch einen unkorrekten Spruch macht, könnte künftig eingeklagt werden. In Fall Birgit Steinegger stelle ich mich explizit auf den Standpunkt: Das Blackfacing bedeutet nicht in jedem Fall eine Verletzung der Anti-Rassismus- Bestimmungen. Auch bei dieser Frage ist gesunder Menschenverstand gefragt.
Wenn am Fasching - oder auf der Bühne  ein Kabarettist - einen Schwarzen mimt, sollte Blackfacing erlaubt sein. Wer das Gesetz zu engmaschig auslegt, leitet nur Wasser auf die Mühle jener Kreise, die prognostizierten, künftig sei es möglich, jede Person einzuklagen, die von einem Moorenkopf redet oder das geflügelte Wort: "Er ist der Neger im Umzug" ausspricht.
Deshalb: Hände weg von einer zu engmaschigen Auslegung des Gesetzes. Bei der Satire müsste nach wie vor gelten: Die Meinungsfreiheit hat Vortritt! 

Zum Umgang mit der Datenschwemme

Datenexplosion und  das grosse Rauschen
 

Die Informationsschwemme kann nicht  nur zum grossen Rauschen führen. Sie beeinträchtigt auch langfristig unsere Wahrnehmungsfähigkeit  und fordert uns heraus:
Wir müssen lernen, die Spreu vom Weizen zu unterscheiden.
Der Ueberfluss an Daten und Informationen ist eines der grössten Zeitprobleme. Begriffe, wie Informationslawine, Informationsflut empfinden viele als Informationsexplosion und wecken Aengste oder das Gefühl, etwas verpasst zu haben.


Wer sich  im Umgang mit dieser Informationsschwemme nicht zurechtfindet, bleibt langfristig auf der Strecke. Er fällt schlechtere Entscheide und hat damit auch weniger Erfolg im Alltag. Ein Zurück zum Dampfradio ist nicht mehr möglich.
Wir müssen uns deshalb alle mit der neuen Problematik der Datenexplosion auseinandersetzen.
Es ist durchaus möglich, mit einem Minimum von Informationen auch das moderne Leben zu bestreiten. Aber wie?

Dr. Stephan Sigrist
Gründer und Leiter W.I.R.E.
Assoziierter Wissenschaftler

Am traditionellen Dreikönigstreffen (vom Medieninstitut organisiert) hielt Dr. Stephan Sigrist, Gründer des W.I.R.E. "Web for Interdiscipinary Research & Expertise" und Mitarbeiter des Buches DAS GROSSE RAUSCHEN, ein brillantes Referat, in dem er darlegte, dass unsere Datengesellschaft mehr Menschen mit Verstand benötigt.
Ich habe selten eine so spannende, lehrreiche Präsentation gehört.



 

Nach seinen lebendig und hervorragend visualisierten Ausführungen wurde dem Publikum bewusst;
Mehr Daten bedeuten zwar mehr Wissen und mehr Transparenz. Doch bringt die zusätzliche Menge an Daten nicht automatisch mehr Klarheit, sondern das Gegenteil. Mehr Halbwissen und Intransparenz. Das zwingt uns in der Zukunft, endlich wieder mehr zu denken.



Die explosionsartigen Zunahme der Datenmengen führt auch dazu:


Wir werden immer mehr kontrolliert.


Firmen und Politiker können das Verhalten und die Stimmung der Kunden oder der Bevölkerung präziser analysieren und die gewünschten Zielgruppen gezielter ansprechen.
Hinsichtlich Automatisierung haben wir uns schon daran gewöhnt: Immer mehr alltägliche Dinge werden von der Technik übernommen. Unser Leben wird laufend optimiert und  viele Tätigkeiten werden uns erfreulicherweise abgenommen.


 Die technischen Möglichkeiten können zudem unsere Entscheidungskompetenz fördern.

Es gibt aber auch Schattenseiten:
Das Rauschen der unzähligen Daten kann dazu führen , dass wir gleichsam im Datennebel tappen, statt dass uns die Datenmenge zu Ordnung und Objektivität  verhelfen.

Die unverarbeiteten Daten wachsen seit geraumer Zeit viel schneller, als das gewonnene Wissen.

Das Risiko, im Chaos des Datenmülls die Uebersicht zu verlieren, wird immer grösser.

Zudem darf bezweifelt werden, dass die mathematischen Modelle  die Potenziale haben, die komplexen Zusammenhänge unserer Gesellschaft oder jene des menschlichen Gehirns abbilden können.



Wir werden dadurch überfordert.



Weil es immer einfacher wird, Argumente und Thesen mit Zahlen und Statistiken zu untermauern, kann jeder irgendwo im Datenmeer  eine Bestätigung finden, die seine Argumentation stützt.



Die Fülle an gemessenen Daten können  somit Beurteilungen erschweren.
Fakten können mit Fakten widerlegt werden.


Zur Datenfülle im Journalismus

Trotz bester Algorithmen und Sprachrobotern zum Trotz bleibt der menschliche Verstand unersetzlich.

Ich gehe mit Roger de Weck, Generaldirektor beim Schweizer Radio und Fernsehen einig, wenn er sagt: Im Zeitalter der Informationsschwemme besteht die Kunst, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich bewusst abzuschotten, damit aus der Datenflut nur noch die relevanten Informationen zu einem gelangen.

Es geht um die KUNST DER AUSWAHL.


Im Internet können wir die wunderbarsten Lesefrüchte finden. Doch müssen wir sie auswählen.
Leider besteht bei der Auswahl oft die Gefahr, das wir nur jenes herausfiltern, was unsere Meinung bestätigt.

Bei Journalismus sind im Zeitalter Informationsschwemme  wichtig geworden:



1. Bei der heutigen Datenflut wird die Einordnung der Informationen anspruchsvoller.



2. Wir müssen uns bemühen, zu erfahren, wie die Informationen zustande gekommen sind



3. Das Ueberprüfen und das Prüfen der Quellen sind wichtig geworden



Für Kommunikationsfachleute ist es tröstlich:

Auch in Zukunft kann nichts das Gespräch


ersetzen.

LINKS:


Die zitierten Klagen machen deutlich: Trotz der anschwellenden Informationslawine und der wachsenden Papierberge entstehen gleichzeitig ...
www.rhetorik.ch/Information/Informationsmanagement.html
Nachdem bis zum heutigen Tage die Information lawinenartig zu einer Informationsflut angewachsen ist, ist der Umgang mit der Informationsfülle zu einem ...
www.rhetorik.ch/Information/Information.html
9. März 2002 ... Er machte bewusst, dass im Zeitalter der Medien, die Menschen der Informationsfülle und "Geschwätzigkeit" gar nicht so hilflos ausgeliefert ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Mar_09_2002.html
Nicht nur bei der erwähnten Informationsfülle (Zeiterscheinung), auch während Sitzungen, Besprechungen und Telefongesprächen müssen wesentliche ...
www.rhetorik.ch/Qualitaet/Qualitaet.html
23. Jan. 2003 ... Dies ist gleichsam eine Gegenwelt zur Alltagshektik, zu den Staus im Verkehr, der versiegelten Natur, der Informationsfülle. und dem Zeitdruck.
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Jan_23_2003.html
1. Apr. 2002 ... Bei der Informationsdichte (Dosierung/Informationsfülle); Wesentliches wird nicht hervorgehoben. Die Powerpoint Präsentationen enthalten ...
www.rhetorik.ch/Meetings/Meetings.html
3. März 2002 ... Wir leben im Zeitalter der Informationsfülle. Wir ertrinken gleichsam in einer Informationsflut. Wir wissen: Von den unzähligen Informationen ...
www.rhetorik.ch/Zeitmanagement/Zeitmanagement.html

Alpha Artikel vom Juli 2005: Mut zum Vereinfachen.
www.rhetorik.ch/Vereinfachen/Vereinfachen.html

28. Sept. 2001 ... Konzentration und Denken hat bei allen Kommunikationsprozessen ... zu befreien, damit die Konzentration auf das Wesentliche möglich ist.
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Sep_28_2001.html

Wenn die Leute nicht sagen, was sie wirklich stimmen....

Immer wieder liegen die Prognostiker falsch:

Auch bei der Masseneinwanderungsinitiative könnten die Prognosen falsch sein. On verra!
Spannend- nicht wahr?

Anti-Minarett-Initiative: Zwei Wochen vor der Abstimmung ermittelte die SRG-Umfrage, dass sich 53 Prozent der Schweizer gegen ein Bauverbot von Minaretten stellte. Im November 2009 stimmten 57,5 Prozent dafür.


SP-Steuerinitiative: Zwei Wochen vor der Abstimmung im November 2010 lehnten lediglich 39 Prozent der von der SRG Befragten die Abschaffung von Steuerprivilegien für Superreiche ab. An der Urne waren es 58,5 Prozent.


Autobahn-Vignette: 53 Prozent gaben einen Monat vor der Abstimmung im November 2013 gegenüber der SRG an, für eine Preiserhöhung der Vignette zu stimmen. Am Stichtag wurde die Initiative mit 60,5 Prozent abgelehnt.

Kommentar: Nicht nur der Bundesrat und die Wirtschaftsverbände- auch die Prognostiker zittern. 
Auch Claude Longchamp hat Angst vor dem Minarett-Effekt
storybildClaude Longchamp