Mittwoch, 5. Dezember 2007

Cannabis wird wohl kaum legalisiert werden

Die Volksinitiative «für eine vernünftige Hanfpolitik mit wirksamem Jugendschutz» hat derzeit im Parlament einen schweren Stand.

Was will eigentlich diese Volksinitiative «für eine vernünftige Hanfpolitik»?

Die Initiative möchte auf Verfassungsstufe festlegen, dass Konsum, Besitz und Erwerb von Cannabis straffrei wird, genauso der Anbau von Cannabis für den Eigenbedarf. Der Bund müsste Vorschriften über Anbau, Herstellung, Ein- und Ausfuhr sowie über den Handel mit Cannabis erlassen. Ein Verbot des Verkaufs an Minderjährige soll zudem dem Jugendschutz angemessen Rechnung tragen.

Der Bundesrat empfiehlt dem Parlament, die Initiative abzulehnen

Der Bundesrat will die Cannabisfrage nicht losgelöst von der restlichen Suchtpolitik regeln.

4-5 % konsumieren bereits Cannabis In der jüngsten Gesundheitsbefragung (2002) gaben 4,6 Prozent der 15- bis 64-Jährigen an, Cannabisprodukte zu konsumieren. Man könnte sich somit auf den Standpunkt stellen, dass man mit Verboten nicht weiter kommt. Denn Leute wieder cleen zu kriegen, sei kaum mehr möglich. Anderseits könnte man der schleichenden Tolerierung und der nachsichtigen Drogenpolitik die Schuld zuschieben, weil man jahrzehntelang keine klaren Grenzen mehr gesetzt hatte.

Wie schädlich ist Kiffen?

Eine jüngst veröffentlichte Studie des Berner Inselspitals weist darauf hin, dass regelmässiges Kiffen zu schweren Lungenschäden führen kann. Bei 17 Kiffern im Alter von 17 bis 43 Jahren, die im Schnitt seit 8,8 Jahren täglich mehrere Joints geraucht hatten, fanden die Ärzte in der Lunge grössere Löcher in Form von Luftblasen. Zudem konnten die Ärzte in der Lunge der Kiffer als Entzündungsherde wirkende Cannabisfasern nachweisen. Eine frühere Zürcher Studie verweist auf einen Zusammenhang zwischen regelmässigem Cannabiskonsum und Schizophrenie.

Gibt es einen medizinischen Nutzen des Wirkstoffes THC?

THC, in der richtigen Dosierung, kann zur Appetitsteigerung, Muskelkrampflinderung und Schmerzhemmung zum Beispiel bei Aids- oder Krebspatienten beitragen. Pharmakologe Rudolf Brenneisen vom Inselspital befürchtet nun aber den politischen Missbrauch der Berner Studie, da die Ergebnisse den Weg zur Legalisierung des Hanfs zwecks medizinischer Verwendung erschweren könnten. Brenneisen ist zudem grundsätzlich skeptisch, was die Aussagekraft der Studie angeht: Neun Jahre lang täglich sechs Joints zu rauchen, das könne nicht gesund sein – um das zu erkennen, müsse man aber keine Studie machen.

Kiffen zur Leistungssteigerung oder lähmt es die Leistungswilligkeit? Eine neuere Studie der Uni Lausanne, die 5263 Jugendliche im Alter von 16 bis 20 Jahren befragte, kam zum Schluss, dass GELEGENHEITSKIFFER bessere schulische Leistungen erbringen als Gleichaltrige, die kiffen und rauchen. Gelegenheitskiffer wären sogar tendenziell beliebter.

Was anderseits auch festgestellt wurde:

REGELMAESSIGES Kiffen beeinträchtigt eindeutig die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit.

Die Frage, ob Cannabis eine Einstiegsdroge ist, bleibt umstritten

Dass jedoch Jugendliche, die rauchen und kiffen - eher den Weg zu härteren Drogen finden, leuchtet immerhin ein.

Jugendliche sind gegen eine Legalisierung

Ich zitiere Tagesanzeiger online: Arlena Frey ist 17 und Gymnasiastin an der Kantonsschule Küsnacht. Eine politisch interessierte junge Frau, die sich als Mitte-links einstuft. sagt: «Bei uns ist Kiffen extrem in Mode. Man findet es cool, weil es verboten ist.» Arlena Frey selber gehört nicht zu den Hanffreunden, ganz im Gegenteil: Sie ist klar gegen die Legalisierung von Cannabis.

Diese Position hat sie jüngst auch an der Jugendsession in Bern vertreten - überraschend im Einklang mit der grossen Mehrheit. Im Verhältnis 3 zu 1 fordern die 200 Jugendlichen zwischen 17 und 21 das eidgenössische Parlament auf, eine Legalisierung von Hanf zu bekämpfen, weil frei erhältliche Joints «eine falsche Signalwirkung» hätten und weil die Langzeitschäden unklar seien. Sobald man das Kiffen zulasse, glaubt Arlena Frey, «suchen sich die Jugendlichen einfach eine andere illegale Droge für den Kick, und die anderen sind noch gefährlicher.» In ihrer Klasse seien heute die Hälfte der Schüler regelmässige oder gelegentliche Kiffer. «Sie kiffen meistens am Mittag, und am Nachmittag merkt man dann, dass sie unkonzentriert und extrem gleichgültig sind. Es ist anstrengend mit denen.» Anstrengend auch für die Lehrer, doch ein paar von ihnen würden einfach die Augen vor dem Problem verschliessen, kritisiert die Schülerin. Keine Vereinigung von Linken mehr Dass die Jugendsession sich derart klar gegen die Legalisierung von Cannabis wehrt, so etwas wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen. «Diese Session ist eben nicht mehr eine Vereinigung von 200 Linken», sagt Projektleiter Christoph Musy, «in den letzten zwei, drei Jahren hat sich der Kern in die Mitte verlagert.» «Die Jugend wird pragmatischer. Ideologien verlieren an Bedeutung.» Ende Zitat

Nach Jahren des Laissez-faire mit unzähligen Hanfläden und einer scheinbar in Griffnähe liegenden Entkriminalisierung hat die Stimmung krass umgeschlagen. Der im Vergleich zu früher massiv höhere THC-Gehalt von Hanfstauden sowie Studien über mögliche gesundheitliche Schäden prägen die öffentliche Wahrnehmung von Cannabis als Problem.

Kommentar: Wie in der Erziehung wurde allmählich erkannt, dass es in allen Bereichen nicht ohne Grenzen geht, Grenzen, die beachtet werden müssen. Es ist für Jugendliche, für Eltern und Lehrkräfte viel einfacher, wenn sie sich an Leitplanken halten können. Grenzen nur deshalb aufzugeben, weil sie von vielen missachtet werden, wäre genau so fahrlässig, wie wenn wir die Geschwindigkeitsvorschriften nur deshalb lockern, weil sich nur noch wenige daran halten.

Nachtrag 10.12.07

Hanf-Initiative bachab geschickt

Kiffen soll in der Schweiz verboten bleiben. Der Nationalrat hat die Hanf-Initiative mit 106 zu 70 Stimmen abgelehnt. Die bürgerliche Mehrheit begründete ihre Ablehnung mit dem Jugendschutz.

Nachlese 11. Dez.07

Mit dem Strafrecht lassen sich keine Suchtprobleme lösen, schreibt am 11.12.07 der Tagesanzeiger. Die Erschwerung des Konsums kann jedoch unzählige Jugendliche vor dem Einstieg in die Drogenwelt abhalten.

Ich habe in den 68er Jahren in Zürich viele Kantonsschüler gekannt, die damals unter dem Gruppendruck und der Duldung des Kiffens - dank der Gelegenheit - in die Drogenwelt gerieten.

abgeben. Verbote haben auch da etwas gebracht.