Dienstag, 5. Februar 2008

Zum Rücktritt von Monika Stocker:

Wie Dauerkritik "an die Nieren" gehen kann

Monika Stocker haben wir verschiedentlich gelobt für ihr gutes Botschaftenmanagement. Sie überstand das monatelange Trommelfeuer der Kritik in den Medien erstaunlich gelassen. Wir bewunderten die Widerstandsfähigkeit dieser Politikerin. Man hatte das Gefühl, Kritik pralle an ihr ab. Nun hat sich gezeigt, dass kein Mensch eine Dauerkritik unbeschadet überstehen kann. Monika Stocker schlugen die Fälle des Sozialmissbrauchs nicht auf den Magen, auch nicht auf ihre Nieren. Dennoch reagierte ihr Körper. Die Sozialvorsteherin wurde mit einem Kreislaufkollaps ins Spital eingeliefert. Während der letzten Tage kursierten Meldungen über ihren Rücktritt. Die grüne Partei bestritt dies gestern noch vehement. Man habe es mit Gerüchten zu tun.

Heute lesen wir in 20 Minuten online:

Stocker tritt Ende Juli zurück

Also doch: Die Zürcher Sozialvorsteherin Monika Stocker wird heute offenbar ihren Rücktritt ankündigen. Noch gestern dementierte die Grüne Partei entsprechende Gerüchte als falsch.

Monika Stockers Rücktritt steht unmittelbar bevor. (Bild: Keystone)
Wie der «Tages-Anzeiger» vermeldet, habe Stocker am Montagabend einen kleinen Kreis von Politikern über ihren Rücktritt informiert. Heute Mittag wird die Politikerin der Grünen Partei bekannt geben, dass sie Ende Juli aus dem Amt scheiden wird. Eigentlich habe sie erst in den nächsten vier Wochen über diesen Entscheid informieren wollen, heisst es im Brief Stockers. Das Leben halte sich aber nicht an die eigenen Pläne, setzte Grenzen und wolle seinen eigenen Rhythmus. Deshalb müsse sie der Partei auf diesem Weg mitteilen, dass sie am vergangenen Freitag beim Bezirksrat die Demission auf den 31. Juli eingereicht habe, schreibt Stocker Stocker ist gesundheitlich angeschlagen. Am Sonntag vor einer Woche war sie mit Kreislaufproblemen ins Spital eingeliefert worden. Am letzten Freitag konnte sie das Krankenhaus wieder verlassen - um bekannt zu geben, dass sie auf ärztliches Anraten bis am 25. Februar einen Erholungsurlaub antreten werde. Stocker steht seit Monaten in der öffentlichen Kritik im Zusammenhang mit bekannt gewordenen Fällen von Missbräuchen von Sozialhilfegeldern in ihrem Amt. Die 59-jährige grüne Politikerin, die dem Zürcher Stadtrat seit bald 14 Jahren angehört, wurde vorletzte Woche zusätzlich von zwei Mitarbeiterinnen angegriffen, die die Missbrauchskontrolle im Sozialdepartement anzweifelten. Stocker wird bis auf Weiteres von Stadtrat Gerold Lauber (CVP) vertreten.

Ende Zitat

Kommentar: Dieser Fall veranschaulicht uns einmal mehr, Konflikte sollten rasch ausgetragen werden. Wer sich einem Dauerärger aussetzt, kann sich gesundheitlichen Schaden zufügen. Wird der Druck ständig unterdrückt, sucht sich der Druck anderweitig einen Ausweg.

PS: Die Behauptung, Monika Stocker sei das Opfer von Medienkampagnen geworden (Tages Anzeiger, Weltwoche), teile ich nicht.

Die Missstände im Sozialamt häuften sich dermassen - seit Jahren. Ich wunderte mich schon lange, dass es Monika Stocker schaffte, all die gravierenden, bewiesenen Unzulänglichkeiten stets unbeschadet zu überleben, so, als sei nichts geschehen (Vielleicht dank ihres geschickten Medienverhaltens).

Dürr beurteilte heute Monika Stocker mit folgendem Satz (im Radio gehört):

"Monika Stocker BEMUEHTE sich immer, gut zu arbeiten."

Aufmerksame Leserinnen kennen derartige Formulierungen bei Arbeitszeugnnissen.

Eine solche Beurteilung ist genau genommen sehr schlecht. Denn die Sozialvorsteherin bemühte sich lediglich, gut zu arbeiten. Die Beurteilung sagt implizit: Monika Stocker arbeitete schlecht.