Samstag, 31. Mai 2008

Buhrufe trieben Fussballer zur Weissglut.

Tagi online:

streller

Marco Streller hat gegenüber dem Schweizer Fernsehen angekündigt, dass er nach der EM seine Karriere im Nationalteam beenden werde.

Sein Entscheid ist unumstösslich.

Blick-online:

Der 26-Jährige Fussballer Streller scherzte nicht. Die Pfiffe des Publikums trafen ihn offenbar tief. Ob es nur die Drohung eines gekränkten EM- Teilnehmers war oder ob Streller mit den Reaktionen der Öffentlichkeit tatsächlich nicht mehr konfrontiert sein mag, bleibt abzuwarten.

Als Streller im Spiel gegen Liechtenstein (3:0) nach einer eher diskreten Vorstellung in der 59. Minute durch Hakan Yakin ersetzt wurde, reagierte ein Teil der Zuschauer ungehalten. Seit dem missratenen Penaltyschiessen im WM-Achtelfinal gegen die Ukraine ist Strellers Kredit auffallend klein; das war schon in diversen Partien der SFV-Auswahl zu spüren. «Nach der Euro ist definitiv Schluss»

Die (zu negative) Haltung der Öffentlichkeit beschäftigte Streller - eigenen Aussagen zufolge - schon seit geraumer Zeit. Die dümmlichen Buhrufe in der St. Galler «AFG Arena» trieben ihn vollends zur Weissglut. Inakzeptabel sei dies, beschwerte sich Streller nach dem Auslauftraining im Interview mit einem SF- Sportreporter. «Nach der EM höre ich definitiv auf!»

Jeder wird nun den drittbesten Torschützen der Schweizer noch aufmerksamer verfolgen. Und die zahlreichen Kritiker des 28-fachen Internationalen dürften sich an der breiteren Angriffsfläche nicht stören. Köbi Kuhn beabsichtige, den Fokus auf den Start gegen die Tschechen zu rücken. Nun steht ohne Not etwas Unangenehmeres im Brennpunkt: Die Nerven eines potentiellen Fixstarters liegen blank.

Marco Streller will nicht mehr für die Nati kämpfen. (Toto Marti)

Kommentar: Hat Streller überreagiert? Ich persönlich finde, dass man sich nicht alles gefallen lassen muss. Ob es jedoch klug war, sieben Tage vor dem EM-Kick-off gegen Tschechien in Basel derart emotional zu reagieren, darf bei allem Verständnis hinterfragt werden. Ein Spieler, der die Nerven verliert, büsst an Reputation ein. Er kann sich nun an der EURO O8 keinen Patzer mehr erlauben. Alles d.h. jeden Fehler den er macht wird kommentiert (Und jeder Mensch macht Fehler). Ein Mensch der keinen Puffer mehr hat, ist gefährdet, noch mehr Fehler zu machen. Ich hätte als Spitzensportler den Entscheid erst nach den Spiel bekannt gegeben - nach dem Motto: Zuerst denken - überlegen - abwägen - dann handeln.

BECK der Zick-Zack Redner

Kurt Beck hat es geschafft, die Glaubwürdigkeit durch ein sonderbares Hüscht und Hot Verhalten zu verspielen.

Nun folgt der jüngste Streich:

spiegel-online:

Die Erwartungen an Kurt Beck waren wieder einmal hoch. Seine Rede sollte ein Befreiungsschlag werden. Sie sollte die SPD aus der Depression der Großen Koalition befreien, aus dem Sog der Linkspartei, den destruktiven Rot-Rot-Debatten, der Verzweiflung an sich selbst.

Die SPD sollte wieder träumen lernen - vom scheinbar Unmöglichen: einer Ampel-Koalition mit FDP und Grünen.

Es musste schiefgehen.

Beck beim Zukunftskonvent: "Nicht immer das beste Bild"
Getty Images

Beck beim Zukunftskonvent: "Nicht immer das beste Bild"

Die Inszenierung des "Zukunftskonvents" in der Nürnberger Messehalle ist ganz auf den SPD-Chef zugeschnitten.

Umgeben von einem großen Gefolge zieht Beck in die Halle ein. Die 3000 Zuschauer stehen auf, über der Menge wehen rote SPD-Fahnen. "Die Zukunft der SPD kann ab sofort wieder beginnen", ruft der Moderator.

Das letzte Mal hatte die Zukunft der SPD auf dem Hamburger Parteitag begonnen. Das war im Oktober. Die Aufbruchstimmung war schnell dahin, die Debatten um rot-rote Bündnisse brachten die Partei und den Parteichef in Misskredit.

Nun also der nächste Versuch. Gleich zu Beginn seiner Rede leistet Beck Abbitte für die zahllosen Pannen der vergangenen Monate. "In Bayern würde man sagen, dass die Großkopferten nicht immer das beste Bild abgegeben haben", sagt er. Die Parteiführung habe jedoch die Pflicht, der Partei "die Gesamtüberzeugung und das Gesamtüberzeugungsbild zu geben".

Das Becksche "Gesamtüberzeugungsbild" ist umfangreich, wie in der nächsten Stunde deutlich wird. Vom Hambacher Fest 1832 über die Sozialistengesetze zu Bismarcks Zeiten bis hin zur aktuellen "Steuersenkungshysterie" und der Bundeswehr im Innern ist so ziemlich alles dabei. Eine klare Orientierung fällt da schwer. Immerhin sind dieses Mal in dem breiten, gemächlich dahin mäandernden Beck-Strom auch kleine Stromschnellen zu erkennen. An diesen Passagen nimmt die Aufmerksamkeit im Saal spürbar zu, es kommt stellenweise sogar Stimmung auf.

Sehr offensiv ist die Botschaft, die Beck an die zeitgleich in München tagende FDP sendet. Deutschland täte gut daran, das Lagerdenken zu durchbrechen, sagt der SPD-Chef. Die sozialliberale Koalition unter Brandt und Schmidt sei eine "gute Zeit für Deutschland" gewesen. Daher gelte für die SPD: "Wir schlagen keine Türen zu, sondern wir machen auch diese Türen ausdrücklich auf." Das Angebot unterfüttert Beck, indem er auf die sonst übliche Polemik gegen Neoliberale, Reiche und Manager verzichtet. Auch betont er die Idee des sozialen Aufstiegs - die Botschaft, die einst die sozialliberale Koalition verband. Eher verschrecken dürfte die FDP allerdings Becks Wettern gegen die "Steuersenkungshysterie".

Dem Bekenntnis zur Ampel lässt Beck eine Absage an die Linkspartei folgen.

Ein Bündnis komme nicht in frage, "weil diese Partei mit unserer grundlegenden Überzeugung völlig auseinander ist". Die SPD habe dazu eine klare Beschlusslage, die er gern noch einmal wiederholen könne. Einen weiteren Abgrenzungsbeschluss, wie ihn Ex-Parteichef Müntefering gefordert hatte, hält Beck indes für überflüssig. "Es geht nicht um Abgrenzungsbeschlüsse, sondern um inhaltliche Überzeugungen, und die inhaltliche Frage haben wir beantwortet".

Der böse Verdacht, ein heimlicher Linker zu sein

Die inhaltliche Kluft schließt aber punktuelle Zweckbündnisse mit der Linkspartei offensichtlich nicht aus - etwa wenn es um die Bundespräsidentenwahl geht. Zur Rechtfertigung zitiert Beck die SPD-Ikone Willy Brandt, der 1987 vor einer Abgrenzung von den Grünen gewarnt hatte, die damals als noch nicht satisfaktionsfähig galten. "Wie recht hat er", ruft Beck. "Und weil das so ist, haben wir uns entschlossen, Gesine Schwan als unsere Kandidatin vorzuschlagen".

Beck tut alles, um den Verdacht loszuwerden, ein heimlicher Linker zu sein oder von seinem linken Flügel gesteuert zu werden. Er lobt den Peer, den Frank-Walter, den Olaf, den Sigmar, nur die Andrea, die lobt er nicht. Die Schlagzeilen über die "heimliche Parteichefin" Nahles haben ihn zum Nachdenken gebracht. Die Stichelei von Kanzlerin Angela Merkel, künftig müsse sie wohl direkt bei Nahles anrufen, will Beck aber nicht so stehen lassen: "Ich wünschte mir, dass sie mit irgendjemand aus der Sozialdemokratie konferieren würde", donnert er. "Es könnte vielen Entscheidungen gut tun."

An solchen Stellen wirkt Beck stark, und der Applaus ist entsprechend. Doch einen roten Faden hat die Rede wieder nicht. Ein ums andere Mal beschwört Beck die glorreiche Vergangenheit. Zukunftsprojekte aber sind - mit Ausnahme des Abgabenkonzepts - Fehlanzeige. Vieles von dem, was über die SPD geschrieben werde, habe "mit dem, was wirklich ist, sehr wenig oder überhaupt nichts zu tun", beklagt sich Beck. Aber was ist denn wirklich?

Beck kann den Eindruck nicht ausräumen, dass die SPD aus der Defensive agiert. Er sagt, die SPD wolle die Furche ziehen. "Andere sollen dann sagen, wie sie sich dazu verhalten". Doch in der Realität läuft es meist andersrum. Die Union oder die Linkspartei schlagen vor, die SPD folgt. Zuletzt war es so beim Abgabenkonzept, einer Reaktion auf den Steuersenkungsplan der CSU. Auch die heutige Rede ist nicht der große Befreiungsschlag, allen Bemühungen zum Trotz. Als Beck fertig ist, ruft der Moderator in die Lautsprecher: "Kurt Beck. 78 Minuten Dynamik."

Es klingt nach Realsatire.

Kommentar: Wer einmal den LINKEN abschwört- dann aber mit ihnen zusammenarbeiten will - hierauf wieder nicht, der macht sich unglaubwürdig.

Wer überzeugen will, verzichtet auf Schlingerkurs und Wankelmütigkeit.

bild-online bestätigt:

SPD-Chef Kurt  Beck (59)

Kurt Beck

SPD-Chef kämpft um seine Zukunft

Offiziell geht es der SPD in Nürnberg um die Zukunft der Partei.

Doch die SPD und ihr Vorsitzender sind in der Wählergunst abgestürzt.

Nachlese zu den Kravallen (gegen die SVP) in Bern

Hilfreiche Erkenntnisse für die Euro 08?

Blick online:

Brennende Barrikaden vor dem Zytgloggeturm trennten die Randalierer von den Polizisten. (Keystone)

Ob bei der Blockade an der Gerechtigkeitsgasse oder der Attacke auf dem Bundesplatz – überall hörte man Vermummte und schwarz gekleidete Autonome in bestem Hochdeutsch herumbrüllen.

Für SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner ist klar: «Es hatte viele Deutsche unter den Chaoten. Das war organisierter Demo-Tourismus.» Auch Italienisch und Französisch war zu hören. Berns Stapo-Sprecher Thomas Jauch bestätigt:

«Ja, es sind Leute aus dem nahen Ausland angereist. Unter den 42 Festgenommenen war aber nur ein Franzose. Die andern kamen aus zahlreichen Schweizer Kantonen, vom Bünderland bis zur Waadt, vom Tessin über die Innerschweiz bis Zürich.» Dort aber nicht aus der Stadt selber. Elf waren Minderjährige, vier Mädchen. Alle sind wieder auf freiem Fuss, aber es wird abgeklärt, ob sie «einschlägig bekannt sind», so Jauch, oder «einer bekannten Gruppierung wie etwa dem Schwarzen Block angehören».

Nach der Polizei-Blamage räumte der Stapo-Sprecher gestern ein: «Es sind Fehler passiert.» Man habe zwar mit einem oder zwei Blöcken «wirklich militanter Demonstranten» gerechnet. Jauch: «Total überrascht wurden wir aber durch die vielen kleinen Gruppen, die an diversen Orten überraschend zuschlugen und so zahlreiche Brennpunkte schufen.»

Damit habe man nicht gerechnet.

«Das war auch der Grund dafür, dass wir nach den verschiedenen Hilferufen von polizeilicher Seite unsere Kräfte zu deren Unterstützung vom Bundesplatz abzogen.»

Besonders zu schaffen machte laut Jauch der Polizei die extreme Gewaltbereitschaft: «Diese war absolut massiv. 18 Polizisten wurden verletzt. Zwölf von ihnen wurden mit einer Flüssigkeit besprüht, die Atemnot auslöste.»

Bis gestern stand erst fest, dass die Flüssigkeit nicht ätzend war, ihre Zusammensetzung ist aber noch nicht klar. Jauch: «Ob und wie irgendwelche Stoffe gesundheitsschädigende Reaktionen auslösen, ist noch offen.» Allerdings sind alle Verletzten wieder aus der Spitalpflege entlassen. Auch jene, die Prellungen, Schnittverletzungen oder Verstauchungen davontrugen. Kein Fehler war es laut Jauch, nicht mehr als die rund 800 Polizisten aufgeboten zu haben. «Aufgrund unserer Annahme hätte diese Zahl ausreichen sollen. Wir bekamen auch noch Unterstützung von der Kapo.» Eine Zahl wollte der Sprecher nicht kommunizieren.

Mit Ausnahme von Sicherheitsleuten für den Nahschutz von Magistraten kamen diesmal auch keine Mannschaften vom Nordwestschweizer Polizeikonkordat zum Einsatz, obschon das möglich gewesen wäre. Jauch:

«Eigentlich haben wir eine grosse Erfahrung auch mit schwierigen Kundgebungen. Umso mehr muss es uns jetzt Ansporn sein, die gemachten Fehler zu erkennen und auszumerzen. Im Hinblick auf kommende Demos und natürlich auf die Euro 08.»

Berner Polizisten mussten sich am Samstag ... (Keystone)

... auch mit deutschen Chaoten herumschlagen. (Keystone)

BERN – Heftige Reaktionen nach den Krawallen gegen die SVP-Wahlkundgebung von Bern. Von einem ungenügenden Polizeidispositiv sprach gestern Bundesrat Samuel Schmid. Ihm tun die Polizisten leid, die den «Kopf hinhalten mussten». Markus Meyer, Präsident des Berner Polizeibeamtenverbands, erklärte, vor Ort hätten die Polizisten sicher das Mögliche gemacht. Aber wenn man zu wenig Leute und zu viele Aufträge habe, sei man zum Scheitern verurteilt. Die Berner Jungfreisinnigen, mit ihnen auch Nationalratskandidat Christian Wasserfallen – Sohn von Ex-Polizeidirektor Kurt Wasserfallen† –, verlangen den sofortigen Rücktritt des grünen Stadtrats Daniele Jenni, der mit der unbewilligten Anti-SVP-Kundgebung «Schwarzes Schaf» eine «offene Einladung an gewalttätige Chaoten» ausgesprochen habe.

Kommentar: Chaosveranstaltungen werden heute internationalisiert. Es gibt den sogenannten Demo-Tourismus. Ueber Internet animiert, reisen die Chaoten aus nah und fern an. Es war feststellbar: In Bern wurde erstaunlich viel hochdeutsch gesprochen. Die Demonstranten gehen heute taktisch viel flexibeler vor als früher und versuchen mit allen Mitteln, die Polizei zu überlisten. In Bern hatten sie mit ihrer Guerillataktik Erfolg (Aufsplitterung in vielekleine Gruppen). Im Zürich an den trationellen 1. Mai "Katz und Maus" Spielen mit der Polizei, sind die Sicherheitskräfte laufend neu gefordert. An der Euro 08 besteht jedoch ein anderes Problem. Die Polizei muss sich mit Fans auseinandersetzen, die angetrunken sind und vor allem Kravall machen, wenn sie gefrustet sind.

Die Polizei hat in Bern eindeutig versagt, weil sie die Taktik der Kravallanten nicht antizipiert hatte (dies verdeutlicht die Aussage: "Wir haben nicht damit gerechnet!")

Fazit: Ich bin sicher, dass man während der Euro 08 nicht zuwarten wird, bis eine Verstärkung angefordert werden muss. Während der Spiele hat es sogar zu viele Sicherheitskräfte . Ob sich nun die umgesetzen Erkenntisse bewähren, werden wird demnächst sehen.

Nachtrag: Am 31. Mai konnte die Polizei ihr Konzept des raschen Durchgreifens in Bern erneut testen. Der schwarze Block organisierte einen "sogenannten Abendpaziergang". Die Demonstartion war nicht bewilligt.

20 Min-online:

Scharmützel bei antifaschistischem Spaziergang

Nach dem angeblich recht friedlichen antifaschistischen Abendspaziergang durch Bern ist es kurz vor 22.30 Uhr vor der Reithalle zu Scharmützeln mit der Polizei gekommen. Petarden und Flaschen flogen.

Ob wohl das neue Konzept der Polizei funktioniert hat? Das werden wir gewiss morgen erfahren.