Zu den Kleider Styles von Jugendlichen: Erstaunlich konform!
KLEIDER SPRECHEN IHRE SPRACHE
Aus einer Untersuchung von Eva Geiser. Ich finde dieses Interview lesenswert:
Jugendliche wollen sich abgrenzen. Sie sind zwar gegen Schuluniformen. Doch unter sich sind sie recht konform - sogar uniform!
Ich zitiere:
Kleider signalisieren eine Zugehörigkeit zu oder Abgrenzung von
einer bestimmten Gruppe. Wie grenzen sich dann jugendliche Gruppen
voneinander ab?
Freundinnen stehen oft auf das Gleiche, sie färben sich die Haare orange
und tragen Klamotten mit Totenköpfen. Damit grenzen sie sich von den
anderen Frauengrüppchen ab. Dieses Verhalten kennt man auch von
Erwachsenen. Zwei Freunde in Segelschuhen, Fake-Markengürteln und
T-Shirt, die derart ähnlich aussahen, habe ich provokativ gefragt, ob
sie Brüder seien. Sie schauten mich entgeistert an und meinten: «Sicher
nicht. Seine Tolle geht nach links, meine Tolle nach rechts!» Die
Jugendlichen legen viel Wert auf den kleinen Unterschied.
Kreis 1 bis 5 – oder wie haben Sie die fünf Klassen ausgewählt?
Nein, ich habe auf verschiedene Bildungsniveaus und Altersgruppen
geachtet. Allerdings fehlt mir eine Züriberg-Klasse. Ich habe mich mehr
für die Masse als für eine elitäre Oberschicht interessiert. Auch die
Zwiespältigkeit zwischen Individuum und Masse fand ich schwierig. Denn
im Endeffekt hat ja jeder seinen eigenen Stil. Ich urteile nicht gerne.
Haben Bildungsniveau und Schulkreis Einfluss auf den Style?
Weniger auf den Style als auf das Verhalten. Die Gymnasiasten oder die
von der Schule für Kunst und Sport haben eine sicherere
Selbstpräsentation. Sie sind selbstbewusster.
Mit Kleidern werden Statements gemacht. Welche macht die heutige Jugend?
Lustig ist, dass auf alte Jugendbewegungen zurückgegriffen wird. Zum
Beispiel mit Punkfrisuren, Hip-Hop-Kleidern, dem Hippielook oder
Toten-Hosen- Shirts. Man bedient sich bei früheren Jugendkulturen. Ein
Girl etwa trug ein altes Rocker-Shirt ihres Vaters. Ich hatte nicht das
Gefühl, dass ich auf eine Jugend gestossen bin, die allzu sehr ihren
eigenen Style oder ein eigenes Statement hat.
Mode kommt und geht. Ist es überhaupt noch möglich, einen neuen Style erfinden?
Ja, ich denke schon. Mode kommt und geht nicht. Mode ist immer da. Die
jugendlichen Styles hängen mit Musik, Sport, Lebenseinstellung und
kulturellem Hintergrund zusammen. Klar erfindet sich Mode nicht neu,
aber es gibt immer wieder neue Kombinationen und Weiterentwicklungen.
Diese brodelnde Suche nach einem neuen Style habe ich jedoch nicht
vorgefunden.
Enttäuschend für Sie als gelernte Theaterschneiderin?
Schon ein bisschen, ja. Ich habe mir etwas mehr Abwechslung erhofft. Die
Feststellung dieses Konformitätsdenkens der Jugendlichen in Sachen
Style war für mich überraschend.
Sind sich die Jugendlichen selber dieser Konformität bewusst?
Ich glaube schon, sonst würden sie nicht beschreiben, dies und das sei
«normal» und das sei «nicht normal». Ich glaube, es passt ihnen so. Sie
sagen nicht, sie wollen etwas anderes.
Ihre Arbeit hat den
Titel «Yolo». Yolo (You only live once) war das Jugendwort 2012. Es
steht für das Gefühl, die Lebensphase voll auszukosten. Müsste der
Style der Jungen dann nicht individueller sein?
Das ist das Paradoxe. Genau wie mit «schwul» und «Swag». Yolo ist mir
immer und überall begegnet. Fast auf jeden Fragebogen schrieben die
Jugendlichen dieses Wort. Sie sehen es als ihr Lebensmotto.
Lustigerweise hat aber kaum jemand «You only live once» fehlerfrei
geschrieben.
Was meinen sie mit «schwul» und «Swag»?
Alles ist für die Jugendlichen «schwul»: schwule Ferien, schwule Schuhe,
schwuler Brunnen. Allerdings wird schwul in diesem Kontext negativ
konnotiert. Das ist eigentlich deshalb ziemlich absurd, weil sie
gleichzeitig für die richtig coolen Dinge das Wort «Swag» benützen. Und
eigentlich kommt «Swag» (Secretly we are gay) aus der Schwulenbewegung
der 60er-Jahre.
Wenn es nicht die Kleidung ist, wo brechen die Jugendlichen dann sonst aus, um diese Yolo-Lebensphase zu geniessen?
Gute Frage. Ich habe sie auch gefragt, was sie sich wünschen. Die
meisten möchten glücklich sein und eine Familie haben. Jemand wünschte
sich Zeit. Materielles kam weniger vor.
Das klingt nach einer unglaublich braven Jugend. Teilen Sie diesen Eindruck?
Das kann man nicht so pauschal sagen, kann aber sein. Ich untersuchte in
erster Linie den Style und nicht ihr politisches Engagement oder ihren
Umgang mit gesellschaftlichen Grenzen. Spannend wäre es, den Style mit
anderen Städten oder Ländern zu vergleichen.
Haben die Jugendlichen Angst aufzufallen?
Angst war nie ein Thema. Mit 14, 15 geht es um Freundschaft und
Anerkennung. Die Familie verliert an Bedeutung, man bildet sich sein
soziales Umfeld. Zu fest mit der Mode zu gehen, wird offenbar mit einem
schlechten Charakter verbunden. Das hat mich erstaunt. Ein Mädchen
beschrieb das andere etwa so: «Sie achtet nicht fest auf Mode, was auf
einen guten Charakter hinweist.»
Eine Ihrer Thesen lautet, dass erst mit 16 bei den Kleidern eine stärkere Individualität durchdringt.
Ja, mir ist aufgefallen, dass die Teenager mit 14 oder 15 noch ähnlich
aussehen und nicht zu fest aus der Reihe tanzen wollen. Styles ändern
sich aber schnell. Jetzt laufen sie mit Turnschuhen rum, in einem halben
Jahr vielleicht mit High Heels. Die Betonung auf das ganz Persönliche
wird später wichtiger.
Wie haben Sie sich selber als Teenager gekleidet?
Ich habe schon immer gerne ausprobiert. Von meinen drei älteren
Geschwistern habe ich immer wieder Sachen übernommen. Die Modewelt hat
mir nicht viel gesagt, aber ich hatte schon immer gerne Kleider. Jedes
Stück hat für mich eine Identität.
Die Ausstellung «Fashion
Talks – Mode und Kommunikation» zeigt Auszüge aus Eva Geisers Arbeit. Ab
dem 12. Juli 2014 im Gewerbemuseum Winterthur. www.gewerbemuseum.ch (Tages-Anzeiger)
LINKS:
Bei E Mails, bei ihren SMS Botschaften aber auch bei Blogs und in der
Umgangssprache stellen Erwachsene fest: Die Jugendsprache will gleichsam
eine ...
www.rhetorik.ch/Jugendsprache/Jugendsprache.html
|
23. Nov. 2013 ... "Fail!" "Wo läbsch du?" "Ciao Läbe!" Ahnungslos hat eine grössere Liste von
Ausdrücken aus der Schweizer Jugendsprache: ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/13/11_23a/
|
1. Jan. 2002 ... Jugendsprache als Ursache der Leseschwäche? ... "Keine Jugendsprache
beeinflusst die Lesekompetenz!
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Jan_01_2002.html
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Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
16. Juni 2007 ... in der Jugendsprache, wie auch in der Gegenwartssprache, eine bedeu- tende
Rolle. Aussenstehenden fällt die Kombination von Mundart und.
www.rhetorik.ch/Jugendsprache/03.pdf
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16. Juni 2007 ... fest: Die Jugendsprache will gleich- sam eine «Fremdsprache» sein. Diese
Abgrenzung ist von den. Jugendlichen erwünscht. Heinrich. Löffler ...
www.rhetorik.ch/Jugendsprache/02.pdf
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