Samstag, 29. September 2012

ARENA: Für oder gegen Frauenquote


In der «Arena» diskutieren:

- Julia Onken, Psychologin, Feministin und Buchautorin
- Diana Strebel, Unternehmerin
- Oskar Freysinger, Nationalrat SVP/VS
- Balthasar Glättli, Nationalrat Grüne/ZH

Bild Arena
Die Frauenquote spaltete die Gäste der «Arena». sf


Die Argumente:

Die 10 wichtigsten Argumente gegen die Frauenquote


In Zeiten, da unsere Medien den Eindruck erwecken, nur Hinterwäldler könnten sich gegen eine Frauenquote aussprechen und es gebe für diese Haltung nur frauenfeindliche Ursachen, aber keine guten Argumente, sollte man vielleicht wenigstens die wichtigsten Argumente gegen die Quote einmal kurz als Übersicht zusammenfassen:

1. Es ist unbestritten, dass wesentlich mehr Männer auf einen Führungsposten in der Wirtschaft aus sind als Frauen. Eine Pari-pari-Verteilung stellt somit nur eine weitere Diskriminierung von Männern dar. Diese werden, etwa wenn es um die Einstellung in eine Firma geht, inzwischen ohnehin schon benachteiligt.

2. Bisher erkämpften sich Männer ihren Aufstieg durch Leistung (Überstunden, Wochenendarbeit etc.) – jetzt soll er Frauen qua Geschlechtszugehörigkeit gegeben werden. Gewürdigt wird nicht mehr das Individuum, sondern das Kollektiv (männlich/weiblich). Das widerspricht einem liberalen Gesellschaftsverständnis.

3. Eine Quote ist ein Eingriff des Staates in die Freiheit eines Unternehmers, seine Firma von den Menschen führen zu lassen, die er am kompetentesten hält. Sein Eigentumsrecht wird beschnitten. Entsprechende Eingriffe führen Richtung Planwirtschaft, und wohin dieses Experiment wiederum führt, haben uns vergangene Jahrzehnte gezeigt. Aus diesem Grund ist die Quote auch nicht mit Artikel 2, Abschnitt 1 des Grundgesetzes vereinbar.

4. Erfahrungen mit der Quote in Staaten wie Norwegen zeigen, dass sich diese Regelung vielfach destruktiv auswirkt: Sie führte zu einer Diskriminierung älterer Arbeitnehmer, dadurch weniger sachkundigen Managern, infolgedessen einer schlechteren Performance der betroffenen Unternehmen, einem massiven Karriererisiko für überforderte Frauen sowie dem Phänomen der sogenannten "Goldröcke": einem relativ kleinen Klüngel von Frauen, die etliche Aufsichtsratsposten anhäufen, weil sich jede von ihnen mehrere davon unter den Nagel gerissen hat.

5. In der Debatte wird immer wieder eine Kinsey-Studie angesprochen, der zufolge Firmen mit mehr Frauen im Management eine bessere Performance bieten. Übergangen wird, dass in dieser Studie explizit nur von einer Korrelation die Rede ist, nicht von einer Kausalität. Und natürlich gibt es auch gegenläufige Studien, denen zufolge ein höherer Frauenanteil an der Spitze einer Firma mit einer schlechteren Performance verknüpft ist.

6. Das Argument, ein höherer Frauenanteil an der Spitze von Firmen sei auch für die Volkswirtschaft eines Landes von immenser Bedeutung, lässt sich nicht halten, wie man etwa am Beispiel der Schweiz sieht.

7. Die Forderung nach einer Frauenquote jetzt nicht nur in der Politik, sondern auch an der Spitze privater Unternehmen stellt die Frage nach weiteren Quotierungen, die man dann "konsequenterweise" ebenfalls erfüllen müsste: Was spricht gegen eine Schwulen-, Migranten- und Behindertenquote an der Spitze von staatlichen und privaten Organisationen – der Fairness halber und weil das doch alles keine schlechteren Menschen sind? Was spricht gegen eine Frauenquote bei Schachmeisterschaften, Jugend-forscht-Wettbewerben und anderen Bereichen, wo die Spitze bislang weit überwiegend männlich ist? Beim
Bundesverdienstkreuz gibt es diese Quote ja schließlich auch schon, in Österreich wird sie für die Zulassung zum Medizinstudium gefordert, weil Frauen weit übermäßig an den dafür notwendigen Tests scheitern. Möchten Sie sich von einer Ärztin operieren lassen, die diesen Job durch Quoten erhalten hat? Und wie weit ist es bis zur durchgequoteten Gesellschaft, in der Qualifikation überhaupt nichts mehr zählt?

8. Die Quote schadet nicht zuletzt auch Frauen – weil ihnen von Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern immer wieder (und sei es heimlich) unterstellt werden wird, nur per Quote auf ihre Position gehievt worden zu sein. Damit ist die Unterstellung verbunden: Ohne massive Reglementierung von oben werden es Frauen nie zu etwas bringen. Und wie solen Frauen das auch lernen, wenn ihnen die Notwendigkeit, sich im Konkurrenzkampf durchzusetzen, schlicht aus dem Weg geräumt wird?

9. Schon die derzeitige Diskussion über die Quote wird von einem massiven Männerprügeln begleitet. Unternehmer wissen, dass sie angesichts des absehbaren Arbeitskräftemangels verstärkt weibliche Mitarbeiter anziehen müssen. Dementsprechend reißen sie sich ein Bein aus, um Frauen mit den unterschiedlichsten Bonusleistungen anzuwerben: Betriebskindergärten, firmeninterne Weiterbildung während der Elternzeit, flexible Arbeitszeitmodelle, Kinderbonuszeiten undsoweiter undsofort. In der Quotendebatte wird das aber nicht gewürdigt, sondern immer noch das Bild vom unterdrückenden Mann gezeichnet, dem Patriarcharen, der aufgrund einer tief in seiner Seele verwurzelten Abneigung gegen Frauen keine Vertreter des weiblichen Geschlechts gleichberechtigt auf der selben Stufe neben sich dulden möchte. Damit ist schon die Quotendiskussion, so wie sie aktuell verläuft, ein Schüren von Geschlechterhass. Dass jeder, der sich erdreistet, die Quote abzulehnen, erst recht als Frauenhasser gebrandmarkt wird, wodurch die Debatte eines leichte Unwucht hin zum totalitären Meinungsverbot erhält, kommt dazu. (Wie gut eine Frauenquote selbst in angeblich "patriarchalen" Diktaturen gedeiht, zeigt im übrigen das Beispiel Ägypten.)

10. Die Gruppe, bei der es um in dieser unsere Medien derzeit beherrschenden Diskussion eigentlich geht, liegt von ihrer Zahl im Promillebereich. Es geht um die alleroberste Schicht unserer Gesellschaft. Medienthema Nummer eins sind also a) die Anliegen von Frauen und b) die Anliegen der absoluten Elite. Im Gegensatz dazu habe ich in meinem Leben noch keine einzige Talkshow gesehen, die thematisierte, dass geschätzte 90 Prozent der Obdachlosen Männer sind, woran das liegt und wie man das ändern könnte. Medientabu Nummer Eins sind damit a) die Probleme von Männern und b) die Probleme der alleruntersten Schicht unserer Gesellschaft. Das Volk soll darüber nachdenken: Was können wir mehr für Frauen/für die "Elite" tun. Das Volk soll nicht darüber nachdenken: Was können wir für Männer/für die Verlierer in unserer Gesellschaft tun? Schon die Art, wie hier Themen medial gesetzt bzw. nicht gesetzt werden, zeugt von einer kranken Geschlechterkultur.

Das sind die zehn Argumente, die ich bei diesem Thema für am wichtigsten halte. Wenn Sie meinen, dass ein zentrales Argument auf meiner Liste fehlt, schicken Sie mir ruhig eine Mail. Ausführlicher können Sie sich in der Streitbar sowie der WikiMANNia mit Argumenten gegen die Frauenquote auseinandersetzen.

Freysinger:




«Meistens wollen die Frauen nicht in Führungspositionen», sagt  Freysinger. «Was ich alles versucht habe, um die Frauen auf die Liste zu bringen! Die wollen einfach nicht», so SVP-Vizepräsident. «Es ist klar, links gibt es viel mehr Frauen, weil da alle Männer sowieso Kastrierte sind.» Er meine dies natürlich nur rein psychologisch, versucht Freysinger seine Aussage etwas zu entschärfen. Die Frauen seien dort in einer dominanten Position. «Wahrscheinlich zieht die SP sie an, weil Frauen eine sehr soziale Ader haben.»



Argumente für die Quote:

Hier die Argumente für die Frauenquote – zitiert von ProQuote.de:
  • Ich halte eine Frauenquote für den aussichtsreichsten Weg, in überschaubarer Zeit eine Frauenquote überflüssig zu machen. Außerdem werden die Konferenzen kürzer. Andreas Wolfers, Leiter der Henri-Nannen-Journalistenschule
  • Ich weiß aus Erfahrung, dass die eigenen Glaubensmuster schwer erkennbar sind und sich nur schwer alleine ändern lassen. Deswegen brauchen wir eine kollektive Unterstützung: die Quote! Georg Lolos, TV-Journalist
  • Klar, Ouote ist scheiße. Aber wenn’s keine Alternative gibt, weil die Alpha-Jungs es einfach nicht begreifen? Tja, her mit der Quote! Henning Stegelmann, Synchronbuchautor & -regisseur
  • Ich kann es nicht besser sagen als meine Heldin Margaret Thatcher: „If you want something said, ask a man. If you want something done, ask a woman.” Da wir in den Medien vor beispiellosen Herausforderungen stehen, brauchen wir sehr schnell mehr Leute, die etwas tun. Also mehr Frauen. Alan Posener, Welt-Gruppe, Korrespondent für Politik und Gesellschaft
  • Die Frauenquote ist ein trauriger Beleg unserer Unfairness. In einer aufgeklärten Gesellschaft sollte unser Handeln sie längst überflüssig gemacht machen! Ranga Yogeshwar, Moderator
  • Der Presseclub beweist jeden Sonntagmittag wie viele kluge und profilierte Redakteurinnen es in Deutschland gibt – nur leider noch nicht auf der Führungsebene. Das muss sich ändern und kann sich ändern. Und nach 23 Jahren Frauenförderplan im WDR ist meine Erfahrung: Von selbst passiert das nicht. Jörg Schönenborn, Chefredakteur Fernsehen, Westdeutscher Rundfunk
  • Wenn auch Frauen in der Führungsetage sitzen, wirtschaften Unternehmen erfolgreicher. Was für die größten börsennotierten Unternehmen Europas gilt, kann für die Medienbranche nicht falsch sein. Leider hat sich das aber noch nicht in allen Unternehmen herumgesprochen. Da muss nachgeholfen werden – nützt ja nix! Dörte Kiehnlein, NDR-”Hamburg Journal”
  • Quote – damit Macht nicht unter seinesgleichen bleibt. Julia Westlake, Moderatorin, NDR 
  • Die Quote ist und bleibt ein Miststück, aber wenn es nicht anders geht, wenn sich kaum einer an Artikel 3 des Grundgesetzes hält, dann muss sie halt übergangsweise einspringen. Traurig genug in einem angeblich doch so fortschrittlichen und aufgeklärten Land. Dunja Hayali, Morgenmagazin, ZDF
  • Warum wir mehr Frauen in Leitungspositionen brauchen? Weil Frauen teamorientierter sind. Ulrike Herrmann, die tageszeitung
  • Vor ein paar Jahren war ich noch fest davon überzeugt, die Zeit würde die eklatante Frauenlücke in den Chefetagen unserer Branche schon schließen. In manchen Bereichen – zum Beispiel in den Intendanzen der ARD – ist auch einiges passiert. Aber es fehlt noch vieles, und vor mancher Neubesetzung scheidender (oder ausgewechselter) Chefredakteure steht man kopfschüttelnd: warum kommen nicht die fähigen Frauen im Team zum Zug, sondern immer der gleiche Typus männlicher Allesversprecher? Sandra Maischberger, ARD-Moderatorin
Kommentar: Die online Umfrage nach der Sendung ergab folgendes  eindeutige Resultat: Die Mehrheit der Zuschauer ist gegen eine erzwungenen Quote. 71% sind dagegen. Nur 29% waren dafür.

LINKS:


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