Elisabeth Rizzi
- Nationalbank-Präsident hat vor den Medien die Vorwürfe gegen ihn
zurückgewiesen. Er bereut zwar die umstrittene Transaktion - betont
aber, immer regelkonform gehandelt zu haben.
Ich zitiere Tagi:
SNB-Präsident Philipp Hildebrand hat in Zürich bekräftigt, dass
er sich jederzeit korrekt verhalten habe. Der Bankrat will das Reglement
überarbeiten.
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Ich zitiere die NZZ:
Nationalbank-Präsident
Philipp Hildebrand wehrt sich gegen die Vorwürfe rund um seine
Devisengeschäfte. Er habe sich immer reglementskonform und korrekt
verhalten. Ein Rücktritt sei daher für ihn kein Thema. Der Anwalt, der
die Unterlagen an Christoph Blocher weitergegeben hat, stammt aus dem
Thurgau. ..
Konnte heute Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand heute den Kopf aus der Schlinge ziehen?
Ich habe den Auftritt um 1600 mitverfolgt:
Mich interessierten:
- PERSOENLICHER EINDUCK?
- UEBERZEUGTE HILDEBRAND ALS PERSON?
- WIRKTE ER GLAUBWUERDIG?
- VERHALTEN (Rhetorik, Körpersprache, Stimme usw.)?
- KANN ER FOLGENDE SACHVERHALTE KLAEREN MIT EINDEUTIGEN ANTWORTEN?
Oder:
- Beschönigt er?
- Weicht er Fragen aus?
- Interpretiert, vermutet, beschuldigt er, ohne sich an FAKTEN zu halten?
DIE OEFFENTLICHKEIT WUENSCHT JEDENFALLS KONKRETE ANTWORTEN AUF FOLGENDE FRAGEN:
- Hat Hildebrand die Devisengeschäfte persönlich angeordnet? JA oder NEIN?
(Es wird ihm vorgeworfen, er habe sich mit Insiderwissen bereichert)
- Hat seine Frau den Deal ohne sein Wissen getätigt?
- Hat er tatsächlich erst nach dem Kauf davon erfahren?
- Kann Hildebrand seine Unschuld beweisen?
Ich rechne damit, dass der Nationalbankpräsiden gut vorbereitetwurde und er mit folgenden Kernbotschaften an die Medienkonferenz geht:
1.Der PWC (PriceWaterhouseCooper) Bericht stimmt- er liegt vor - ich bin somit entlastet.
2. Ich habe alle Bedingungen erfüllt, die bei uns intern gelten (Papiere sind bekannt). Bundesrat und Bankrat haben mich ebenfalls entlastet. Ich handelte korrekt!
3. Die Weltwoche publizierte Dinge, die nicht zutreffen.
(müsste er aber später beweisen können)
Falls sich nachher herausstellen würde, dass er die Behauptungen nicht entkräften kann, hätte Hildebrand ein grosses Problem. Es würde eng für ihn
Als Lügner, hätte er sich selbst das Grab geschaufelt.
D.h. Hildebrand wäre nicht mehr tragbar und müsste zurücktreten.
Denn: Für den Präsidenten der Nationalbank ist die Glaubwürdigkeit das wichtigste Gut, zumal es um die Reputation der Nationalbank geht.
Mein FAZIT:
Hildebrands Auftritt war gut vorbereitet. Der Nationalbankpräsident wirkte v allem im ersten Teil sicher, souverän, konzentriert, solid- über Strecken sogar sympathisch. Die Präsentation (1. Teil) war gut strukturiert und mir viel auf, dass die Kernbotschaft immer wieder betont wurde: Es sei alles rechtens. Der Bundesrat, der Bankrat und die Kontrollstelle hätten festgestellt, dass alles korrekt gehandhabt wurde. "Die Dinge sind so, wie sie sind" Gesamthaft dominierten Elemente, welche überzeugten. Es wurden Fehler eingestanden und sogar Handlungsbedarf eingeräumt. Hildebrand zeigte auch Verständnis für die moralischen Aspekte der Devisengeschäfte. Rücktritt war keine Option. Die Begründung des sehr späten Informierens überzeugte mich jedoch nicht. Der Druck sei so stark angewachsen, fand Hildebrand, dass er habe reden müssen. Die Anschuldigungen wären nicht mehr haltbar gewesen. Bei der Krisenkommunikation ist es wie beim Einsatz der Feuerwehr. Es darf mit dem Löschen nicht zugewartet werden, bis es stark brennt. Hildebrand hat zu lange gewartet. Den Brand konnte er heute immerhin eindämmen.
Viele Fragen wurden eindeutig beantwortet. Beispielsweise wissen wir, dass seine Frau den Deal ohne sein Wissen getätigt hat. Der erste Teil war mir zu antrainiert.
Im zweiten Teil - bei der Befragung - waren Stress-Signale sichtbar (Schweiss, stockender Sprechfluss). Bei einer heiklen Frage würgte er den Einwand eines Journalisten ab. Es gab wenige Situationen, da wirkte Hildebrand sogar hilflos.
Es blieben leider noch einige offene Fragen. Vor allem ging Hildebrand auf die Anschuldigungen der Weltwochenur oberflächlich ein.
Aussagen gegen Aussagen bleiben bestehen. Hier muss noch Einiges ausgeräumt werden. Es fehlen Beweise. Das E Mail mir der Frau wurde nicht offen gelegt. Auch die Weltwoche könnte in einen Beweisnotstand kommen.
Ich gehe davon aus, dass die Geschichte noch nicht ausgestanden ist. Ich rechne mit Nachwehen. Falls die Weltwoche nachweisen könnte, dass der Nationalbankpräsident gelogen hätte, könnte es nochmals eng werden für Hildebrand. Heute konnte er aber eindeutig den Kopf aus der Schlinge ziehen.
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