Jetzt redet Hildebrand
Aus meiner Sicht hätte Hildebrand schon früher reden können. Selbst wenn er nicht sagen darf und zum Schweigen verpflichtet wäre, hätte er erklären können, weshalb er nichts sagt. Wer in Krisen abtaucht macht immer einen Fehler. Das haben wir auch bei Wulff gesehen.
BERN - Nach tagelangem Schweigen gibt Philipp Hildebrand nach und wird morgen den Medien Red und Antwort stehen. Ausserdem veröffentlicht die SNB die internen Reglemente über Eigengeschäfte.
Ich zitiere Blick:
Heute hat die SNB ihr Reglement veröffentlicht – zusammen mit dem Prüfbericht von Hildebrands Geschäften.
Die SNB veröffentlicht nach dem massiven Druck auf Philipp Hildebrand
das interne Reglement über Eigengeschäfte mit Finanzinstrumenten der
Mitglieder des Erweiterten Direktoriums. Das teilte die Schweizerische
Nationalbank heute per Medienmitteilung mit.
«Mitglieder des Erweiterten Direktoriums können alle Arten von Eigengeschäften mit Finanzinstrumenten tätigen, soweit diese nicht ausdrücklich durch diese Richtlinien untersagt sind», steht da. Ausdrücklich untersagt ist dabei das Ausnutzen von «nicht öffentlich bekannten Informationen», etwa über die geld- und währungspolitischen Absichten der SNB.
Was ist mit Angehörigen?
Hildebrand und seine Kollegen sind zudem aufgefordert, ihr Geld passiv oder durch einen Vermögensverwalter betreuen zu lassen. Passiv heisst, dass sie die Finanzinstrumente mindestens 6 Monate halten müssen.
Die Regeln gelten nicht nur für die Direktionsmitglieder der SNB. Auch die Angehörigen sind im Reglement erfasst: «Darunter fallen auch Rechtsgeschäfte auf Rechnung von Angehörigen (...)», heisst es. Wie die Geschäfte gehandhabt werden, die von Angehörigen selbst ausgelöst werden, ist nicht ausdrücklich geregelt.
Ausserdem hat der Bankrat den von ihm in Auftrag gegebenen Bericht über erweiterte Prüfungshandlungen bei Hildebrand von PricewaterhouseCoopers (PWC) zur Publikation freigegeben. In diesem Bericht werden die heiklen Transaktionen der Familie Hildebrand erläutert.
Im Bericht steht: «Aus dem uns vorliegenden E-Mail-Verkehr geht hervor, dass PMH (Philipp M. Hildebrand, Anm. d. Red.) keine Kenntnisse über die Veranlassung dieser Transaktion hatte.» Hildebrand habe in einer E-Mail-Nachricht an den Kundenbetreuer bei der Bank Sarasin mit Kopie an den Rechtsdienst der SNB zudem klargestellt, dass Aufträge nur noch durchgeführt werden könnten, wenn er diese – wenn nicht selbst auslöst – so zumindest selbst bestätigt.
Morgen wird Philipp Hildebrand zudem Stellung zu den Vorwürfen nehmen.
«Mitglieder des Erweiterten Direktoriums können alle Arten von Eigengeschäften mit Finanzinstrumenten tätigen, soweit diese nicht ausdrücklich durch diese Richtlinien untersagt sind», steht da. Ausdrücklich untersagt ist dabei das Ausnutzen von «nicht öffentlich bekannten Informationen», etwa über die geld- und währungspolitischen Absichten der SNB.
Was ist mit Angehörigen?
Hildebrand und seine Kollegen sind zudem aufgefordert, ihr Geld passiv oder durch einen Vermögensverwalter betreuen zu lassen. Passiv heisst, dass sie die Finanzinstrumente mindestens 6 Monate halten müssen.
Die Regeln gelten nicht nur für die Direktionsmitglieder der SNB. Auch die Angehörigen sind im Reglement erfasst: «Darunter fallen auch Rechtsgeschäfte auf Rechnung von Angehörigen (...)», heisst es. Wie die Geschäfte gehandhabt werden, die von Angehörigen selbst ausgelöst werden, ist nicht ausdrücklich geregelt.
Heute spricht Hildebrand
Ausserdem hat der Bankrat den von ihm in Auftrag gegebenen Bericht über erweiterte Prüfungshandlungen bei Hildebrand von PricewaterhouseCoopers (PWC) zur Publikation freigegeben. In diesem Bericht werden die heiklen Transaktionen der Familie Hildebrand erläutert.
Im Bericht steht: «Aus dem uns vorliegenden E-Mail-Verkehr geht hervor, dass PMH (Philipp M. Hildebrand, Anm. d. Red.) keine Kenntnisse über die Veranlassung dieser Transaktion hatte.» Hildebrand habe in einer E-Mail-Nachricht an den Kundenbetreuer bei der Bank Sarasin mit Kopie an den Rechtsdienst der SNB zudem klargestellt, dass Aufträge nur noch durchgeführt werden könnten, wenn er diese – wenn nicht selbst auslöst – so zumindest selbst bestätigt.
Morgen wird Philipp Hildebrand zudem Stellung zu den Vorwürfen nehmen.
Kommentar: Erst auf massiven Druck veröffentlicht die SNB ihr Reglement. Wenn erst auf Druck Transparenz geschaffen wird, ist dies nicht professionell. An der Medienkonferenz erwarte ich FAKTEN, FAKTEN, FAKTEN. In Krisen darf nicht scheibchenweise informiert werden.
Anton Schaller kommentiert im Tagi:
Es ist beinahe zum Verzweifeln. Philipp Hildebrand, der oberste Schweizer Banker, wurde nicht müde, seinen während der Finanzkrise in Verruf geratenen Berufskollegen die Leviten zu lesen, rügte ihre Gier nach Boni und Riesengehältern, wollte schärfere Regeln für Bankgeschäfte. Er galt als der lebendige Beweis, dass es auch andere Banker gibt, nämlich ehrbare, aufrechte. Als solcher verwaltete er unsere Währung, unseren so soliden Schweizer Franken. Er trug Sorge zu ihm, schützte ihn gegen Anfechtungen von aussen, errichtete einen Damm gegen den Zustrom gewaltiger Summen aus Euroland.
Und jetzt, jetzt steht er da als ein Mann, der nicht besser ist als alle anderen, als einer, der sich selber am Devisenmarkt bereicherte, selber aus dem Handel solide Profite schlug. Auch wenn es möglicherweise gar rechtens war, wie kann er sein Handeln moralisch verantworten?
Am Anfang der Affäre stand ein dürres Communiqué des Bankrates der SNB. Es liess mehr Fragen offen, als dass es zur Klärung beitrug. Proaktiv wollte der Bankrat der Nationalbank einer verdutzten Öffentlichkeit weismachen, dass bei den Devisentransaktionen der Familie Hildebrand alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Der oberste Währungshüter soll selbst mit Devisen gehandelt haben? «Wie bitte, darf der das überhaupt?», fragte man sich landauf, landab beim Weihnachtsessen.
So kamen trotz Weihnachtszeit nach und nach die Fakten auf den Tisch, Akteure traten an die Öffentlichkeit. Die Sonntagszeitungen berichteten breit darüber, machten öffentlich, dass Christoph Blocher als Briefträger die Hände im Spiel hatte. Dann gab es weitere Unbedenklichkeitserklärungen. Alles o.k., sagte der Bankratspräsident, sagten die Überprüfer. Und gestern äusserte sich Frau Hildebrand erstmals in der Sendung «10vor10»: Sie habe ein «gutes Gefühl» gehabt, als sie 400'000 CHF in Dollar wechselte und auch, als sie nach dem Rückwechsel in CHF einen Gewinn von rund 60'000 CHF machte.
Jetzt doppelt die SVP-nahe «Weltwoche», wie zu erwarten war, nach. Die Vorwürfe des Magazins sind massiv. Sie präzisiert, enthüllt, dass es Philipp Hildebrand selber war, der die Transaktionen in Auftrag gab, dass er schon im Frühjahr ein ähnliches Geschäft in Millionenhöhe tätigte und folgert, dass es wohl nicht allein Transaktionen im Interesse der Galerie seiner Frau waren. Sie bezichtigt Hildebrand der Lüge, dem Bundesrat wirft sie Vertuschung der Affäre vor. Und der Mann, der es öffentlich machte, der das Bankgeheimnis willentlich brach und seine fristlose Entlassung aus der Bank Sarasin in Kauf nahm, reichte laut «Weltwoche» Strafanzeige gegen Hildebrand ein: Der Nationalbankpräsident habe gegen das Börsengesetz verstossen.
Jetzt ist Philipp Hildebrand an der Reihe. Er will an die Öffentlichkeit, will erklären, was Sache ist, will Klarheit schaffen. Aber wird es ihm gelingen, die Bevölkerung zu überzeugen, dass alles nicht nur rechtens war, sondern auch moralisch nicht zu beanstanden? Wenn er es nicht kann, gibt es nur eine Konsequenz: den Rücktritt. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
Nachtrag NZZ:
Anton Schaller kommentiert im Tagi:
Es ist beinahe zum Verzweifeln. Philipp Hildebrand, der oberste Schweizer Banker, wurde nicht müde, seinen während der Finanzkrise in Verruf geratenen Berufskollegen die Leviten zu lesen, rügte ihre Gier nach Boni und Riesengehältern, wollte schärfere Regeln für Bankgeschäfte. Er galt als der lebendige Beweis, dass es auch andere Banker gibt, nämlich ehrbare, aufrechte. Als solcher verwaltete er unsere Währung, unseren so soliden Schweizer Franken. Er trug Sorge zu ihm, schützte ihn gegen Anfechtungen von aussen, errichtete einen Damm gegen den Zustrom gewaltiger Summen aus Euroland.
Und jetzt, jetzt steht er da als ein Mann, der nicht besser ist als alle anderen, als einer, der sich selber am Devisenmarkt bereicherte, selber aus dem Handel solide Profite schlug. Auch wenn es möglicherweise gar rechtens war, wie kann er sein Handeln moralisch verantworten?
Am Anfang der Affäre stand ein dürres Communiqué des Bankrates der SNB. Es liess mehr Fragen offen, als dass es zur Klärung beitrug. Proaktiv wollte der Bankrat der Nationalbank einer verdutzten Öffentlichkeit weismachen, dass bei den Devisentransaktionen der Familie Hildebrand alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Der oberste Währungshüter soll selbst mit Devisen gehandelt haben? «Wie bitte, darf der das überhaupt?», fragte man sich landauf, landab beim Weihnachtsessen.
So kamen trotz Weihnachtszeit nach und nach die Fakten auf den Tisch, Akteure traten an die Öffentlichkeit. Die Sonntagszeitungen berichteten breit darüber, machten öffentlich, dass Christoph Blocher als Briefträger die Hände im Spiel hatte. Dann gab es weitere Unbedenklichkeitserklärungen. Alles o.k., sagte der Bankratspräsident, sagten die Überprüfer. Und gestern äusserte sich Frau Hildebrand erstmals in der Sendung «10vor10»: Sie habe ein «gutes Gefühl» gehabt, als sie 400'000 CHF in Dollar wechselte und auch, als sie nach dem Rückwechsel in CHF einen Gewinn von rund 60'000 CHF machte.
Jetzt doppelt die SVP-nahe «Weltwoche», wie zu erwarten war, nach. Die Vorwürfe des Magazins sind massiv. Sie präzisiert, enthüllt, dass es Philipp Hildebrand selber war, der die Transaktionen in Auftrag gab, dass er schon im Frühjahr ein ähnliches Geschäft in Millionenhöhe tätigte und folgert, dass es wohl nicht allein Transaktionen im Interesse der Galerie seiner Frau waren. Sie bezichtigt Hildebrand der Lüge, dem Bundesrat wirft sie Vertuschung der Affäre vor. Und der Mann, der es öffentlich machte, der das Bankgeheimnis willentlich brach und seine fristlose Entlassung aus der Bank Sarasin in Kauf nahm, reichte laut «Weltwoche» Strafanzeige gegen Hildebrand ein: Der Nationalbankpräsident habe gegen das Börsengesetz verstossen.
Jetzt ist Philipp Hildebrand an der Reihe. Er will an die Öffentlichkeit, will erklären, was Sache ist, will Klarheit schaffen. Aber wird es ihm gelingen, die Bevölkerung zu überzeugen, dass alles nicht nur rechtens war, sondern auch moralisch nicht zu beanstanden? Wenn er es nicht kann, gibt es nur eine Konsequenz: den Rücktritt. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
Nachtrag NZZ:
Startseite: 4. Januar 2012
Das Potenzial eines Skandals
Wirtschaft: 5. Januar 2012,
«Ein Schock für die Schweiz»
Die Affäre Hildebrand in den internationalen Medien
Der Fall Hildebrand wird von der internationalen Presse mit Interesse verfolgt. Während er in Deutschland eher ein süffisantes Lächeln erntet, sorgt er in Grossbritannien für gehobene Augenbrauen. In den USA wird der Bankenplatz Schweiz kritisch beäugt. ...- Kommentar: Das Potenzial eines Skandals
- Hildebrand: Affäre um SNB-Präsident spitzt sich zu
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