Sonntag, 26. September 2010

Nachlese zur Bundesratswahl: Schade -Schande und Wirbel um schwarze Zähne


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Ausriss des Frontumschlags der «Wiler Nachrichten» vom 23. September.

Eine Frau aus der gleichen Partei wie Karin Keller-Sutter, eine aus dem gleichen Dorf und eine aus dem gleichen Kanton: Ausgerechnet drei Nationalrätinnen aus dem Umfeld von Keller-Sutter hätten es am Mittwoch in der Hand gehabt, die St. Galler Regierungsrätin bei der Bundesratswahl ins Finale zu bringen.
Im vierten Wahlgang erzielte Keller-Sutter mit 76 Stimmen nur zwei weniger als ihr Konkurrent Jean-François Rime von der SVP und schied darum aus. Auch wenn in diesem Wahlgang viele andere Parlamentarier ebenfalls nicht für sie stimmten, geraten nun drei Frauen ins Kreuzfeuer der Kritik.
SP-Nationalrätin Hildegard Fässler, die aus dem Kanton St. Gallen kommt, gehörte in der SP zu ihren schärfsten Gegnern. Nationalrätin Isabelle Moret, wie Keller-Sutter eine Freisinnige, verpasste es, ihren Wahlzettel auszufüllen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Auch die grüne Nationalrätin Yvonne Gilli, die wie Keller-Sutter aus Wil (SG) stammt, stimmte gegen sie.
«Drucktechnische» Probleme in der Lokalpresse
«Scha(n)de!» hiess es deshalb in den «Wiler Nachrichten» auf der Titelseite der aktuellen Ausgabe. Gilli wird im dazugehörenden Text der «Kaktus des Jahrhunderts» verliehen, weil sie ihre Stimme im entscheidenden Wahlgang SVP-Kandidat Jean-François Rime statt Keller-Sutter gegeben hat. Dazu ist ein Bild der Nationalrätin abgedruckt, das offensichtlich manipuliert worden ist: Gillis Zähne sind geschwärzt.
Pikant: Redaktionsleiter der «Wiler Nachrichten» ist Karin Keller-Sutters Bruder Walter Sutter. «Da ging drucktechnisch etwas schief», entschuldigt Walter Sutter das Bild von Gilli auf Nachfrage der Zeitung «Der Sonntag». Zu seinem Frust steht er aber: «Ich hätte von Nationalrätin Gilli erwartet, dass sie im Interesse der Region entscheidet.» Jetzt müsse sie halt «mit dem Gefühl leben, eine Nestbeschmutzerin» zu sein.
Andreas Zehnder, Verleger des Blattes, gesteht: «Wir standen unter grossem Zeitdruck, es ist nicht alles optimal gelaufen.» Zum Bild will er nichts sagen, sagt dann aber doch: «Wir würden das sicher nicht mehr so machen.»
Keller-Sutter schweigt
Die Bildmanipulation «unterschreitet die Gürtellinie deutlich», sagt Yvonne Gilli gegenüber der Zeitung «Der Sonntag». Sie will Anfang nächster Woche das Gespräch mit Verleger Zehnder suchen. Die Wahl von Rime begründet sie mit dem praktisch identischen politischen Profil des SVP-Kandidaten und Karin Keller-Sutter, weswegen sie strategisch entschieden habe: «Die FDP hat mit gesamtschweizerisch 14 Wählerprozenten keinen Anspruch auf zwei Bundesratssitze.»
Regierungsrätin Karin Keller-Sutter will zur Posse und dem unfairen Angriff in der Zeitung ihres Bruders auf die grüne Nationalrätin Yvonne Gilli keine Stellung nehmen: «Ich äussere mich nicht dazu.»






Kommentar: Bei dieser Mediengeschichte gibt es Einiges zu klären, sonst....

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