Zuhören (Beitrag von Hildegard Knill)
Hören - Hinhören - Zuhören
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von Hildegard Knill
Eine der Gründe, warum man in der Konversation
so selten verständige und angenehme Partner findet,
ist, dass es kaum jemanden gibt, der nicht lieber an das
dächte, was er sagen will, als genau auf das zu
antworten, was man zu ihm sagt. Die Feinsten und
Gefälligsten begnügen sich damit, während
man es ihrem Auge und Ausdruck ansehen kann, dass ihre
Gedanken nicht bei unserer Rede sind, sondern sich eifrig
mit dem beschäftigen, was sie sagen wollen.
Sie sollten bedenken, dass es ein schlechtes Mittel ist,
anderen zu gefallen oder sie zu gewinnen, wenn man sich
selbst so sehr zu gefallen sucht, und dass die Kunst,
gut zuzuhören und treffend zu antworten, die
allerhöchste ist, die man im Gespräch zeigen
kann.
- Francois de la Rochefoucauld
Ein Mann, der andauernde Streitigkeiten mit seiner Frau nicht
länger ertragen konnte, bat einen Meister um Rat:
"Kaum macht einer von uns den Mund auf, unterbricht ihn der andere schon.
Ein Wort, dann haben wir gleich wieder Streit miteinander,
und jeder von uns ist mürrisch und schlecht gelaunt", sagte der Mann.
Dabei lieben wir uns doch, aber so kann es nicht weitergehen.
Ich weiss einfach nicht mehr, was ich machen soll."
"Du musst lernen, deiner Frau zuzuhören," sagte der Meister.
"Und wenn du sicher bist, dass du diese Regel beherrscht,
dann komm wieder zu mir." Nach drei Monaten sprach der Mann wieder
beim Meister vor und erklärte, er habe jetzt gelernt, auf
jedes Wort, das seine Frau sagt zu hören.
"Gut", sagte der Meister mit einem Lächeln.
"Wenn du in einer glücklichen Ehe leben willst, musst du
jetzt noch lernen, auf jedes Wort zu hören, das sie nicht sagt."
Verfasser: Herbert Lechleitner
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Miteinander reden ist schwierig. Nicht nur, weil wir Mühe haben,
das zu sagen, was wir meinen, sondern auch deshalb, weil wir
eben nur miteinander reden und nicht aufeinander hören.
Das Hören wird viel zu oft vernachlässigt.
Es gibt einen Unterschied zwischen Hören, Hinhören
und Zuhören.
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Hören |
Hinhören |
Zuhören |
Hören ohne Hinhören heisst zum Beispiel,
mit sich selber beschäftigt zu sein, nur sporadisch aufzumerken und
einem Gespräch nur solange zu folgen, bis selbst geredet werden kann.
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Hinhören ohne Zuhören heisst:
Aufnehmen, was die andere Person sagt, ohne sich zu bemühen
herauszufinden, was der andere meint oder sagen will.
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Zuhören heisst, sich in den Partner hineinzuversetzen,
ihm volle Aufmerksamkeit zu schenken und dabei nicht nur
auf den Inhalt, sonder auch auf Zwischentöne zu achten.
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Die Aufmerksamkeit ist noch nicht unbedingt auf den Gesprächsinhalt,
sondern auch auf die eigene Beschäftigung, die eigenen Gedanken
und die Gelegenheit, zu Wort zu kommen, gerichtet.
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Man ist gefühlsmässig noch unbeteiligt, distanziert und abwartend.
Die oder der Sprechende meint fälschlicherweise, ihr oder ihm
würde ernsthaft zugehört.
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Durch Haltung und Reaktion wird dem Gesprächspartner mitgeteilt,
dass es im Moment nichts Wichtigeres gibt, als sie oder ihn.
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Richtiges Zuhören heisst also nicht, sich passiv zu verhalten und die
Gesprächspartnerin oder den Gesprächspartner reden zu lassen.
Richtiges Zuhören heisst:
Vom Hören über das Hinhören zum aktiven Zuhören
zu kommen.
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In der Psychotherapie wird die Methode des aktiven Zuhörens
schon lange angewendet
(Carl R.Rogers (1902-1987). Das aktive Zuhören
hat einen festen Platz in der Gesprächstherapie und auch
Kommunikationsfachleute schulen in ihren Kursen die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer im aktiven Zuhören.
Kursabgänger bestätigen, dass für
eine konstruktive Gesprächsführung das aufmerksame
Zuhören ebenso wichtig ist wie das klare und verständliche
Reden.
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Nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse aus einem dreitägigen
Seminar "Fragen statt Sagen - als Baustein des aktiven Zuhörens",
die von Teilnehmenden am Schluss zusammengestellt worden ist:
- Wir erkannten dass zuhören, "gnadenlos wertschätzen" heisst
(weder rechtfertigen noch schönreden).
- Aussagen können wir auch umdeuten (positiv rahmen, reframing
(Prinzip aus dem NLP)
- Meinungen respektieren, heisst nicht Meinungen akzeptieren. Nach
dem Harvard Prinzip: "Verstehen, will nie heissen, auch einverstanden
zu sein".
- Humorvoll sein - ja (ist Weichmacher, kommt von innen) - aber nicht
auf Kosten des Gesprächspartners.
- Versuchen wir nicht zwischen den Zeilen zu lesen, denn da steht
meist nichts Wichtiges drin. Besser: "ins Wort hineingehen", "Aussagen
wörtlich nehmen", Beispiel: "Nichts hat mir geholfen!" - Antwort:
"Wie genau "Nichts²?
- Die Antworten ernst nehmen. Die Antwort enthält meist den
richtigen Ansatz zur Fortsetzung des Gespräches.
- Aktiv zuhören, heisst immer ,sich Zeit nehmen, beharrlich
weiter zu fragen (Aber nur aus echtem Interesse und anteilnehmender
Neugier heraus).
- Nichtwissen ist hilfsreicher, als durch Kompetenz zum
"Besserwisser" zu werden.
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Was ist "aktives Zuhören"?
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"Aktives Zuhören" bedeutet:
- zu versuchen, sich in den Gesprächspartner einzufühlen
- beim Gespräch mitzudenken,
- dem Gesprächspartner Aufmerksamkeit und Interesse entgegenzubringen.
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Durch verbale und nonverbale Aufmerksamkeitsreaktionen
wird dem Partner gezeigt, dass man aufmerksam ist,
dass man versucht, zu verstehen und dass man Interesse
und Anteilnahme hat.
Die vier Stufen des aktiven Zuhörens sind:
die Wahrnehmung, das Verstehen, die Wertung
und die Reaktion:
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Wir nehmen selektiv wahr. Das ist auch sinnvoll,
denn der Mensch wäre gar nicht fähig, auf alle Informationen,
Reize, Eindrücke einzugehen.
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Beim Verstehen wird das Gehörte aufgefasst und begriffen.
Missverstöndnisse können zum Beispiel entstehen, wenn Sender und
Empfönger Begriffe verschieden definieren.
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Wir tendieren dazu, zu bewerten was wir gehört und
verstanden haben. Feedback kann helfen, Missverständnissen
vorzubeugen.
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Verbale und Nonverbale Reaktionen, wie Kopfnicken, Blickkontakt
etc. sind Techniken, die aktives Zuhören erleichtern.
Aktives Zuhören ist lernbar. Es heisst nicht, dass
Aussagen einfach wiederholt werden
müssten. Das "Spiegeln" von Aussagen
("Habe ich richtig verstanden, dass.....?")
hilft aber zu zeigen, dass die Aussage registriert wurde.
Wer sieht, dass das Gehörte zusammengefasst werden kann,
fühlt sich verstanden. Es wird bei Gesprächen letzlich
zum Zeitgewinn.
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Aktives Zuhören: Techniken
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1.Paraphrasieren |
Die Aussage wird mit eigenen Worten wiederholt.
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2.Verbalisieren
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Die Gefühle, die Emotionen des Gegenübers werden gespiegelt
z.B. "Sie hat das masslos geärgert."
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3. Nachfragen
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"Nachdem Sie dies gesagt hatten, reagierte Hans Meier nicht?"
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4. Zusammenfassen
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So wie in einem Zeitungsartikel unter dem Titel der Inhalt
in geraffter Form gedruckt wird, kann bei Gesprächen das
Gehörte mit wenigen Worten zusammengefasst werden.
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5. Klären
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Unklares klären: "Sie haben gesagt, sie hätten
sofort reagiert. War das noch am gleichen Tag?"
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6. Weiterführen
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"Dann hat der Vorgesetzte das Gespräch
gesucht. Wie hat er sich dann verhalten?"
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7. Abwägen
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"War die Belästigung schlimmer als "das Nicht-Ernstgenommen-Sein"?
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Fazit: Zuhören heisst Anteilnehmen
im wörtlichen Sinn: Ich nehme die Teile die mitgeteilt
worden sind an. Das Anteilnehmen hat mit aber vor allem mit
echtem Interesse zu tun. Zuhören lässt sich
optimieren. Wer jedoch sich und seine Aussage wichtiger
nimmt als die Aussagen der Mitmenschen wird trotz Kenntnis
von Zuhörtechniken noch kein guter Zuhörer.
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K+K kann in der Praxis weiterhelfen das aktive Zuhören
bewusster zu machen. Sie erhalten konkrete Tools, damit Ihr
persönliches Zuhörverhalten im Alltag verbessert
und langfristig optimiert werden kann.
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Dieser Beitrag ist in der Zeitschrift
"Dezibel" vom 3/2001 und im Stellenanzeiger der
"Südostschweiz"
vom 22. März 2001 und 29. März 2001
(in 2 Teilen) erschienen.
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| Zuhören
Zuhören heisst:
hin-hören;
inne-werden;
den, dem man zuhört,
an-nehmen,
gelten lassen,
ernst nehmen.
Ein Mensch,
der zuhören kann,
hat Seltenheitswert.
Manchmal kann einer,
der zuhört,
wichtiger sein
als ein Stück Brot.
-- Quelle unbekannt
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