Geri Müller - der Fall nimmt neue Dimensionen an
Jetzt bekommt die Affäre um den bedrängten grünen Nationalrat Geri
Müller eine weitere Wendung.
Bollag amtet als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Baden. Das unter Druck stehende Stadtoberhaupt beschuldigt Bollag indirekt, er habe möglicherweise als «Drittperson Daten zur Verfügung gestellt bekommen», die «an die Medien weitergeleitet» wurden.
Dabei ist Geri Müller vorsichtig genug, dies bloss als «Vermutung» und nicht als Tatsache hinzustellen. Als Vehikel für diese Attacke auf Bollag dient ihm die achtseitige Strafanzeige, die sein Zürcher Medienanwalt Andreas Meili am 14. August bei der Staatsanwaltschaft Berner Jura-Seeland gegen seine Chat-Freundin eingereicht hat. Als mögliches Beweismittel führt er ein SMS an, das ihm diese am 7. August zugesandt hat. Darin wird ein «Herr Bollag» erwähnt.
In der Schweiz gibt es 155 Telefonbuch-Einträge mit diesem Nachnamen. Geri Müllers Anwalt schreibt jedoch wörtlich in seiner Strafanzeige: «Bei besagtem ‹Herrn Bollag› handelt es sich voraussichtlich um Josef Bollag, den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Baden. Herr Bollag ist ein langjähriger politischer Gegner des Anzeigeerstatters. Er stört sich namentlich daran, dass der Anzeigeerstatter Mitglied der Gesellschaft Schweiz-Palästina ist und in einzelnen Sachfragen eine kritische Haltung gegenüber der Territorialpolitik Israels einnimmt.»
Bollag weist jegliche Vorwürfe von sich
Der Angegriffene versicherte gestern BLICK: «Ich habe in dieser Angelegenheit nie Informationen an Medien weitergeleitet.» Und weiter konstatiert Josef Bollag: «Jetzt muss ich eine Strafanzeige gegen Geri Müller und unbekannt in Erwägung ziehen.»Die Chat-Partnerin wehrt sich und widerspricht Geri Müller
Nach Geri Müllers Aussagen zur Affäre um Nackt-Selfies äussert sich auch seine Chat-Partnerin. In mehreren Medien liefert sie ihre Sicht zur Beziehung zwischen ihr und dem Nationalrat. Die 33-jährige Frau fühlt sich in einigen Punkten von Müller falsch dargestellt.
In weiten Teilen decken sich die detaillierten Darstellungen der Frau mit den Ausführungen, die Müller am Dienstag in Zürich vor den Medien vorgetragen hatte. In einer Stellungnahme hatte sie dem Stadtammann von Baden bereits am Dienstag "für einen Teil der Wahrheit" gedankt.
Aus ihrer Sicht versucht sich Müller aber "herauszuwinden", sagte die Frau in einem Interview, das am Mittwoch in der Zeitung "Nordwestschweiz" erschien. Sie äusserte sich auch gegenüber Regionalfernsehsendern und war mit Journalisten mehrerer Zeitungen im Gespräch. Der sda liegt die Stellungnahme gegenüber
Tagesanzeiger.ch/Newsnet vor.
"War schon irgendwie verliebt"
Die Frau spricht gegenüber den Medien im Gegensatz zu Müller auch von einer körperlichen Beziehung. "Ich war schon irgendwie in ihn verliebt", sagte sie. Die Beziehung habe sich abgekühlt, als er etwas Körperliches wollte, das sie nicht gewollt habe.
Darauf habe der Konflikt begonnen. "Weil ich heikle Daten hatte von ihm, forderte er mich auf, den Chatverlauf zu löschen", sagte die 33-jährige Frau. In diesem Chat kam es zum Austausch der Nacktaufnahmen.
Nach Müllers Darstellung wollte er die Sache abbrechen, weil die virtuelle Beziehung immer skurrilere Züge angenommen habe und ihm die Frau bis zu 30 SMS pro Tag geschickt habe. Dies habe die Frau als Abbruch einer Liebesbeziehung verstanden und mit der Veröffentlichung des Chats gedroht.
In einem Mail an mehrere Redaktion bestreitet sie solche Drohungen - und bezeichnet ihn als Besessenen. Es steht nun Aussage gegen Aussage.
Die Affaire Geri Müller mutiert zum Polit Krimi
Affäre Geri Müller
Jetzt redet der PR-Stratege über die «jüdische Verschwörung»
(Quelle Blick)Nachdem die aktuelle Weltwoche sich für Geri Müller sehr stark macht und die ganze Affaire hinunterspielt, trägt die jüngste "Verschwörungstheorie" ebenfalls viel dazu bei, das kopflose Verhalten von Geri Müller dem Fokus der Medien zu entziehen.
Die Thematik verlagert sich jetzt auf eine politische Ebene.
Ist damit Geri Müller gerettet?
Es hat sich zudem gezeigt, dass niemand Geri Müller abwählen kann. Er könnte höchstens kalt gestellt werden.
Geri Müller, der von der Internetgemeinde lächerlich gemacht wurde, gewann bei der Twittergemeinde nach dem Clubauftritt wieder an Sympathisanten.
Anderseits gibt seine Chat- Partnerin bekannt, dass Geri Müllers Aussage über den Kinobesuch nicht der Wahrheit entspreche. Wer hat nun gelogen?
Die Geschichte wird immer verzwickter! Ich rechne in der Sonntagspresse mit weiteren Zusatzinformationen, sodass voraussichtlich noch kein Gras über die Affaire Geri Müller wachsen kann.
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Nach den verschiedenen Verschwörungstheorien finde ich das Interview mit Patrik Müller erhellend. Seine Antowrten überzeugen:
(Aus persönlich.com):
"Es werden die wildesten Verschwörungstheorien gestrickt"
Immer
wieder überraschende Wendungen im Wirbel um den Badener Stadtammann:
Spin-Doctors hätten ihre Finger im Spiel, die Druckversuche seien
politisch motiviert, heisst es. Was sagt Patrik Müller dazu? Hätte er im
Nachhinein, mit der Publikation gewartet, bis Geri Müller ausführlich
Stellung beziehen konnte? Persoenlich.com hat den Chefredaktor der
"Schweiz am Sonntag" nochmals befragt.
Es werden derzeit die wildesten Verschwörungstheorien gestrickt. Tatsache ist: Ich wurde erst durch den Polizeieinsatz am Mittwochabend auf dieses Thema aufmerksam, vorher hatte ich keine Ahnung von diesem Fall. Wenn in den letzten Monaten wegen Geri Müller irgendwelche Leute mit Medien in Kontakt standen, kann sicher nicht ich gemeint sein.
Wie aber kamen Sie zu den Screenshots der Chatprotokolle?
Ich kann Ihnen meine Quellen nicht verraten. Nach diesem Polizei-Einsatz in Baden am vorletzten Mittwochabend begann ich zu recherchieren und kam schliesslich zu den Dokumenten.
Auch wenn Sie keine Namen nennen wollen, können Sie doch sagen, ob eine Drittpartei im Spiel war, oder ob Sie die Bilder direkt von der Frau bekamen.
Ich war mit vielen verschiedenen Leuten in Kontakt.
Okay. Nun, nach allem was diskutiert wurde in den letzten Tagen: Werfen Sie sich vor, vorschnell publiziert zu haben?
Nein, ich war ausreichend dokumentiert.
Hätten Sie Geri Müller mehr Zeit und Platz für die Schilderung seiner Sicht der Dinge einräumen sollen?
Ich habe zusätzlich zum Treffen in der Stadt ein Off-the-Record-Gespräch geführt, das ich weder im Text in der "Schweiz am Sonntag", noch in den Diskussionen der letzten Tage erwähnen durfte, weil es von Geri Müller als "off the record" deklariert war. Ich erwähne dieses Gespräch nun trotzdem, weil ich den Vorwurf, ich hätte Geri Müller mit der Recherche nicht konfrontiert, aus der Welt schaffen will.
Haben Sie bei diesem Off-the-Record-Gespräch Geri Müller nochmals persönlich getroffen oder mit ihm telefoniert?
Es handelte sich um ein Telefongespräch. Es fand nach dem in der SaS erwähnten Treffen vom Freitag statt.
Eine Anklage wegen Amtsmissbrauch wurde bisher nicht eingereicht. Was bleibt, ist allfällig moralisches Verfehlen. Hält die "Schweiz am Sonntag" weitere Fakten bereit, die Geri Müller juristisch belasten könnten?
Wir werden das Thema in der nächsten Ausgabe sicher nochmals aufgreifen. Der Begriff "Amtsmissbrauch" kam ja nicht vor in meinem Text, ebensowenig wie das Alter 21 Jahre.
Die falsche Altersangabe ist jedoch ein Detail, im Vergleich zu den Anschuldigungen.
Ja, aber es ist ein Zeichen, das jetzt vieles in meinen Text interpretiert wird, was ich nicht geschrieben habe. So hiess es da und dort, ich hätte geschrieben, dass Geri Müller die Stadtpolizei Baden alarmiert hätte. Dabei stand da korrekt, dass er sich an die Kapo Bern wandte, nachdem er SMS erhalten hatte, die auf eine Suizidgefährung hinwiesen.
Nochmals zum Amtsmissbrauch: Wenn nun nur noch die Tatsache, dass die Bilder im Badener Stadthaus entstanden sind, öffentliches Interesse legitimiert, ist dies doch ein schwacher Aufhänger.
Wenn während der Arbeitszeit in Amtsräumen solche Bilder gemacht werden, ist dies ein Aufhänger - nicht der einzige. Hinzu kommt, dass er seine Sekretärin erwähnt und schildert, dass er in einem delirischen, sexuellen Zustand einen NZZ-Journalisten trifft. Dies hat eine amtliche Komponente. Kommt hinzu, dass Geri Müller aus Damaskus, auf einer Reise bei der er mit Diplomatenpass unterwegs war, politisch heikle Texte gechattet hat. Diese Punkte sind durchaus öffentlich relevant. Hinzu kommt die Frage, inwiefern Geri Müller Druck ausgeübt hat und die Frau bedrängte, ihr Handy abzugeben.
Die "Weltwoche" schreibt von einer instabilen Persönlichkeit der Frau, was bei Geri Müller eine Art Helfer-Instinkt weckte. Haben Sie einen ähnlichen Eindruck von der Frau?
Ob sie mit ihrer Persönlichkeit seinen Helfer-Instinkt weckte, kann ich nicht beurteilen. Der Polizeieinsatz hat sie sicher mitgenommen, ebenso der Wirbel dieser Woche.
Und, wie reagierten eigentlich die Leute in Baden auf diese Geschichte?
Es ist natürlich das Hauptgesprächsthema in der Stadt, ich werde darauf angesprochen, und zwar überwiegend positiv.
Die Häme und das Lächerlichmachen eines Politikers nehmen ich ernst. Dieser Aspekt wurde zu wenig beachtet.
Je länger der Ruf beschädigt wird, desto schwieriger wird es, einfach so zur Tagesordnung zurück zu kehren:
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