Frauen nicht erwünscht bei den Zünftern
Sonntagsblick publizierte einige frauenfeindlichen Sprüche
Für Aerger war damit gesorgt.
Sollen Frauen und damit die Gesellschaft zu Fraumünster (GzF) am
Sechseläuten mitmarschieren dürfen? lautete die Frage.
Die Antwort fiel eindeutig aus: 55 Prozent der Befragten forderten in der im
Juni fertiggestellten Umfrage, dass Frauen am traditionsreichen Zürcher
Stadtfest «nichts zu suchen haben». Nicht einmal einen eigenen Umzug soll
die Frauenzunft bekommen. Hardliner wollen ihnen das Gastrecht für alle
Zeiten entziehen.
Besonders aufschlussreich: In der Umfrage, die SonntagsBlick vorliegt,
lästert ein Teil der Zünfter munter über Frauen. Die Gesellschaft zu
Fraumünster, so ein Zünfter, könne «als reine Frauenorganisation nur ein
Handwerk vertreten, nämlich das älteste». Ein anderer mosert: «Das
Sechseläuten braucht diese Damen nicht! Wir kommen auch gut ohne sie
zurecht.»
Frauenfeindliche Zünfte
Das 80-seitige Dokument offenbart, welche der 26 Zürcher Zünfte besonders
frauenfeindlich sind: Weggen, Widder, Kämbel, Riesbach, Drei Könige,
Wollishofen, Hard, St. Niklaus und Witikon sprachen sich klar gegen eine
Teilnahme von Frauen am Sechseläuten aus. Anders Constaffel, Meisen und
Schmiden: Ihre Mitglieder wollen Frauen mitmachen lassen.
Längst Vergangenheit ist die demonstrative Harmonie am Sechseläuten 2011.
Damals durfte die Frauenzunft zu Grossmünster zum ersten Mal am
traditionellen Umzug mitmarschieren. Doch kurz darauf verfügten die Männer,
dass sie lieber wieder unter sich sein wollen. Dem widersetzten sich die
Zünfter von Constaffel, indem sie die Frauen kurzerhand als Gäste einluden.
Bei den traditionellen Zünftern kam das nicht gut an.
Jetzt spitzt sich der Streit weiter zu. Anfang September kommen die
Zunftmeister zusammen und müssen einen Grundsatzentscheid fällen: Dürfen
Zünfte die Frauen künftig zum Sechseläuten einladen oder nicht?
Stadt Zürich hofft auf Kompromiss
Bei der Stadt Zürich hofft man auf einen Kompromiss. «Dem Sechseläuten würde
eine offizielle Teilnahme der Gesellschaft zu Fraumünster gut anstehen»,
findet Lukas Wigger, Stabsmitarbeiter von Stadtpräsidentin Corine Mauch. Die
Stadt erwarte, «dass die beiden Parteien in gutzürcherischer Tradition und
selbstverantwortlich eine einvernehmliche, der heutigen Zeit und dem
heutigen Zürich angemessene Lösung finden». Regula Zweifel, Hohe Frau der
Gesellschaft zu Fraumünster, hat noch Hoffnung: Sie glaubt, dass die
schweigende Mehrheit der Zünfter die Frauen am Sechseläuten dabeihaben will.
KOMMENTAR:
Was erstaunlich ist, dass bei den Leserkommentaren die Meinung der Hardliner geteilt wird.
Ich weiss nicht, ob es geschickt war, die Sprüche in den Medien nochmals zu wiederholen.
Diese fragwürdigen Aussagen machen nun die Runde an Stammtischen und festigen dadurch unnötigerweise die frauenfeindliche Stimmung.
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