Das Ende der Lesbarkeit
Die Welt entgleitet ihren Deutern
Kulturpessimisten
atmen auf. Selten war die Welt so unübersichtlich wie heute, und an
vielen Fronten scheint sie sich zum Schlechteren zu wenden. Das freilich
hätte man immer wissen können: Dass das, was wir Fortschritt und
Humanität nennen, ein zartes, alles andere als sturmsicheres Gewächs
ist, dessen Triebe periodisch verkümmern. Schon Nietzsche glaubte für
seine Epoche zu sehen, wie die Wüste wächst. Die Ereignisse rund um den
Ersten Weltkrieg, denen wir nach hundert Jahren wieder so intensiv
nachdenken, gaben ihm recht – Prophetien der Skepsis und des Niedergangs
liegen tatsächlich näher an den Realitäten der Geschichte als ihre
hoffnungsfroh ausspähenden Gegenstücke.
Folgt man dem amerikanischen Philosophen Mark Lilla, der an der New Yorker Columbia University lehrt und kluge Bücher zur politischen Theorie publiziert, ist alles noch viel schlimmer. Vor kurzem hat Lilla in der Zeitschrift «The New Republic» einen Essay des Titels «Our Illegible Age» verfasst. Daraus soll hervorgehen, dass unsere Zeit unleserlich geworden ist – und dies aus mehreren Gründen. Zum einen haben die komplex gewordenen Verhältnisse seit «1989» daran Anteil; Stichworte: Sprengung der Blöcke, Wiederkehr des religiösen Fundamentalismus, gescheitertes «nation building», unkontrollierbare Finanzmärkte, Klimakrisen, erhitzter Nationalismus und anderes mehr. Zum Zweiten – und dieser Ansatz ist interessanter – liegt eine Wahrnehmungs- und Deutungsverengung vor, die es verhindert, die Entwicklungen sowie die Krisen- und Problemfelder heutiger Weltentwicklung adäquat – sine ira et studio – zu begreifen.
Folgt man dem amerikanischen Philosophen Mark Lilla, der an der New Yorker Columbia University lehrt und kluge Bücher zur politischen Theorie publiziert, ist alles noch viel schlimmer. Vor kurzem hat Lilla in der Zeitschrift «The New Republic» einen Essay des Titels «Our Illegible Age» verfasst. Daraus soll hervorgehen, dass unsere Zeit unleserlich geworden ist – und dies aus mehreren Gründen. Zum einen haben die komplex gewordenen Verhältnisse seit «1989» daran Anteil; Stichworte: Sprengung der Blöcke, Wiederkehr des religiösen Fundamentalismus, gescheitertes «nation building», unkontrollierbare Finanzmärkte, Klimakrisen, erhitzter Nationalismus und anderes mehr. Zum Zweiten – und dieser Ansatz ist interessanter – liegt eine Wahrnehmungs- und Deutungsverengung vor, die es verhindert, die Entwicklungen sowie die Krisen- und Problemfelder heutiger Weltentwicklung adäquat – sine ira et studio – zu begreifen.
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