Hüsli-Pest oder Häuschensegen?
Die sogenannten Hüslimenschen werden von Benedikt Loderer gleichsam als Aussätzige stigmatisiert.
Benedikt Loderer hat den Hüslimenschen
den Kampf angesagt
Die meisten Menschen träumen vom eigenen Heim. Sie sehnen sich nach einem Leben in den eigenen vier Wänden mit einem kleinen Garten (als Paradies). Sie wollen ohne Angst vor einer Kündigung leben und möchten, dass die Kinder den ganzen Tag Klavier spielen dürfen.
Diese Idylle ist gewissen Ideologen, wie Loderer, ein Dorn im Auge. Die Einfamilienhausbewohner werden von ihm gezielt und despektierlich als "Hüslimenschen" (analog einer Hüslischnecke) ettiketiert.
Der Traum vom eigenen Häuschen – ist für Benedikt Loderer ein Albtraum. Vor allem, weil viele Schweizer diesen Traum haben. Für den bekannten Architekturkritiker ist der kollektive Wunsch nach dem Eigenheim, das Hüsli «die Krankheit des Landes». für ihn führen Einfamilienhäuser zur Zersiedlung, die «wie ein Geschwür das ganze Land überzieht». Ein Geschwür, das Loderer - der mit seiner Partnerin in der Bieler Altstadt lebt - zwar nicht physisch schmerzt, wie er sagt. «Dafür aber im Herz und im Kopf.» Und gegen das er, wann immer er kann, missioniert. Mit beissendem Sarkasmus und trockenem Humor.
Das Feindbild "Die Hausbesitzer" macht den Weltverbesserer blind für alle Vorteile des Eigenheims. Hätte nämlich die Schweiz mehr Hausbesitzer und Menschen mit Privateigentum, würde sich dies auch auf das Engagement der Bürger für den Staat auswirken.
Wer nichts zu verlieren hat, engagiert sich bekanntlich auch weniger für das Wohl des Staates.
Wohnungen suchen kann nerven.
Kommentar: Wenngleich Loderer die Hausbesitzer an den Pranger stellt und er gewisse Anhänger für den Kampf gegen die Hüslimenschen mobilisieren kann, wird er das Bedürfnis der Erdenbewohner nach einem eigenen Nest nicht ausrotten können. Der Wunsch - eine eigenen Höhle zu besitzen - war schon in der Urbevölkerung verwurzelt. Dieser Wunsch lässt sich mit sarkastischer Abwertung nicht ausrotten.
Loderers Traum von einer sorglosen Welt von Mietern darf und kann er sicherlich träumen, doch wird es ihm nie gelingen, die Bedürfnisse der Menschen nach einem eigenen Heim aus den Köpfen zu entfernen. Es gibt übrigens noch andere Modelle des persönlichen Wohnbesitzes als Einfamilienhäuser.
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