Mittwoch, 5. Dezember 2012

Die Berner Zeitung schildert Blochers Auftritt in Biel

Vor 20 Jahren holte sich die SVP gegen alle anderen Parteien den historischen Sieg. Das Schweizer Volk lehnte 1992 den EWR Beitritt ab.
Nun ist Christoph Blocher älter geworden und will wieder mit seiner Gemeinde  die Schweiz vor der EU retten. Für ihn besteht nach wie vor die Gefahr eines schleichenden Beitrittes.
Auch nach 20 Jahren versteht es der Vollblutrhetoriker, die Massen um sich zu scharen, obschon er viele Niederlagen erleben musst.  Einmal mehr zeigt sich: Nur wer selbst überzeugt ist von einer Botschaft, kann überzeugen.

Ich zitiere die Berner Zeitung:

Vor 20 Jahren hatte die Schweiz Nein gesagt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Am Sonntag erinnerte die SVP mit einem Gedenkanlass in Biel an diesen Sieg. Tausende wollten die Rede von SVP-Politiker Christoph Blocher hören.

Ein Mann steht im Zentrum: SVP-Nationalrat Christoph Blocher bei seiner Rede gestern Nachmittag auf dem Bieler Strandboden.

Ein Mann steht im Zentrum: SVP-Nationalrat Christoph Blocher bei seiner Rede gestern Nachmittag auf dem Bieler Strandboden.
Bild: Keystone
Christoph Blocher hält sich die Ohren zu. Seine Entourage lacht. Und dann knallt es markerschütternd. Männer in alten Militäruniformen feuern mit einer Kanone Böllerschüsse in Richtung See. Rauchwolken hüllen die Leute ein, die gestern Sonntag mit Blocher zum Strandboden in Biel gekommen sind. Es riecht nach 1.August im Hayek-Park.
Die Böllerschüsse um 14 Uhr markieren den offiziellen Beginn einer Gedenkveranstaltung, zu der die SVP und andere Organisationen geladen haben. Der Hintergrund: Am 6.Dezember 1992 hatten die Schweizer Nein gesagt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Das Ereignis will die SVP nun 20 Jahre später feiern.

«Bewahren ist wichtig»

Eine Stunde vor den Böllerschüssen: Auf dem Weg vom Bahnhof zum Hayek-Park sind viele Polizisten in Montur zu sehen. Auf dem Strandboden haben die Organisatoren ein Festzelt mit 2500 Plätzen aufgestellt. Daneben eine Rednerbühne und Tribünen. Sicherheitsleute drehen Runden. Sie kontrollieren zwei Jugendliche mit farbigen Jacken. Spaziergänger schauen vorbei, einer sagt, die Bierflasche in der Hand: «Hier chlepfts noch.»
Im Festzelt sitzen derweil Ruth (75) und Heinz Gräser (75) auf einer Bank. Er ist seit einigen Jahren SVP-Mitglied, sie unterrichtete früher mit Ueli Maurer an der Sonntagsschule. Die Gräsers kommen wie der SVP-Bundesrat aus Hinwil ZH. Über ihre Heimat berichten sie wenig Gutes: Der Ort sei schnell gewachsen, sagt Heinz Gräser. Läden gebe es trotzdem kaum mehr. Biel sei da anders. «Hier gibt es noch Läden.» Das müsse so bleiben. Darum geht es Heinz Gräser in der Politik: «Bewahren ist wichtig.»

Das Kleingedruckte

Kurz nach 14.30 Uhr tritt Blocher auf die Bühne. Schon allein dafür erntet der Alt-Bundesrat und Zürcher SVP-Nationalrat Applaus. Seine Fans sind zahlreich: Die Organisatoren zählen 4000 Leute, die Nachrichtenagentur kommt auf 1500. Blocher wirkt frisch. Wie vor 20 Jahren, als er die arrivierten Politiker mit seiner Kampagne gegen den EWR in den Senkel gestellt hatte. Das Feuer lodert noch. Er geisselt die «intellektuelle Fehlkonstruktion EU», stellt die «Classe politique» bloss. «Beim Lügen über die EU wird in Bern heute niemand mehr rot», sagt er süffisant und warnt: «Wir müssen wachsam bleiben.» Ein EU-Beitritt sei immer noch ein Ziel des Bundesrats. Beim Energieabkommen mit der EU werde es nicht nur um den Handel mit Strom gehen. «Im Kleingedruckten steht dann, dass wir EU-Recht übernehmen.» Die Situation sei nicht anders als 1992 vor der EWR-Abstimmung.
Zum Schluss verrät Blocher, warum die SVP nach Biel gekommen ist. Der verstorbene Swatch-Group-Gründer Nicolas Hayek habe von Biel aus der Uhrenindustrie wieder Weltgeltung verschafft, sagt Blocher. Und Hayek habe sich auch gegen EU und EWR gestellt. «Zumindest mir persönlich sagte er das so.»

Kommentar: Blocher profitiert von der Eurokrise. Die angekündigte Katastophe ist erstaunlicherweise für die Schweiz nicht eingetreten. Nach meinem Dafürhalten wird  es sich künftig in der politischen Landschaft vor allem  um die Frage  gehen:
Mitmachen oder sich Isolieren?
Der Themenkreis  EU,  EWR, bilaterales VERHANDELN bleibt in der Schweiz aktueller denn je.

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