Donnerstag, 13. September 2012

Qui s'excuse s'accuse



Wer sich zu vehement entschuldigt, klagt sich in der Regel an.
Es lohnt sich gut zu bedenken, wie man sich gegen Kritik zur Wehr setzt.
Ich kenne viele Fälle, da zahlte es sich aus, wenn eine Drittperson  den Angriff auf den Betroffenen kontert und nicht die angeschossene Person selbst.


Vor den Schaffhauser Stadtratswahlen wehrte sich ein Kandidat mit einem unbedachten Schnellschuss
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Bei den Stadtratswahlen in Schaffhausen riet die Lokalpresse den amtierenden Stadtrat  XY nicht mehr zu wählen.
Der betroffene Politiker verteidigte sich hierauf  mit einem roten Flugblatt persönlich, das er in alle Haushaltungen verteilen liess und kritisierte das Verhalten die Presse und verteidigte seine Leistungen.
Der Unmut über die Aufforderung zur Abwahl war deutlich zu spüren.
Diese Selbstverteidigung war ein Kapitalfehler. Mit dem Flugblatt machte er unnötigerweise alle Bürger auf den Angriff gegen ihn aufmerksam. Auch jene, welche die Abwahlempfehlung gar nicht gelesen hatten. Der nicht informierte Leser musste  sich sagen: Wo Rauch ist, ist wahrscheinlich auch Feuer. Man musste davon ausgehen, dass das rote Flugblatt zahlreiche Stimmberechtigte bewogen hatten, die Person XY zu streichen.
Alle Profis waren sich einige, dass dieser Schnellschuss hinten heraus gehen  und den Schützen treffen könnte. Die unbedachte Selbstverteidigung rächte sich denn auch am Wahltag. XY wurde weg gewählt, wenngleich auch nur knapp. Umso wichtiger wäre es gewesen, keine Hasen auf zu schrecken.
Ich behaupte: Hätte sich der Politiker extern beraten lassen, wäre er ziemlich sicher heute noch im Amt. Geschickter wäre es auch gewesen, wenn ein Parteikollege die Richtigstellung publiziert hätte und nicht er als Angeschossener.



Ein bekannter Schriftsteller kritisiert die Kritiker
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Adolf Muschg.
Adolf Muschg. (Keystone)

Ein zweiter Beispiel unangemessener Replik veranschaulichte uns Adolf Muschg.
Die Kritik auf sein neues Buch traf ihn dermassen, dass er den Kritiker in der Sonntagspresse öffentlich hart kritisierte. Wiederum ein Kapitalfehler. Die vorschnelle Selbstverteidigung kam in der Oeffentlichkeit gar nicht gut an. Muschg erkannte immerhin im Nachhinein, dass er einen Fehler gemacht hatte. Das Geschirr waraber bereits zerschlagen. Imagemässig nahm  der Selbstverteidiger selbstverschuldet langfristig Schaden.


Fazit: Wer kritisiert wird, müsste zuerst denken und überlegen, welche Strategie richtig ist. Es lohnt sich meist Fremdmeinungen einzuholen. Nur wer überlegt, handelt überlegen

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