Montag, 16. Juli 2012

Leuenberger überrascht und provoziert immer wieder - auch als Pensionär.


aus NZZ:







Aufmüpfiger Pensionär




Genosse Moritz Leuenberger ist gegen Denkverbote
beim Rentenalter.
Moritz Leuenberger war ein spezieller Bundesrat.


 Unvergessen seine vieldeutige Theatralik, seine rhetorische Raffinesse, seine abgrundtiefe Mimik. Er wusste zu brillieren. Und zu provozieren. So geschehen am Ende seines Präsidialjahrs 2006, als er den Bau neuer Atomkraftwerke ebenso wenig ausschloss wie eine Erhöhung des Rentenalters.




Mit solchen Verlautbarungen verärgerte Genosse Moritz zuallererst seine Genossinnen und Genossen. Der damalige SP-Präsident Hans-Jürg Fehr konstatierte Ende 2006 pikiert, er würde sich von Leuenberger schon  etwas mehr Rücksichtnahme gegenüber der eigenen Partei wünschen. Die Juso lamentierten, die SP habe «das unwahrscheinliche Glück, über einen Bundesrat zu verfügen, der ihr in entscheidenden politischen Auseinandersetzungen in den Rücken fällt».




Dass die SP eine Erhöhung des Rentenalters weiterhin tabuisieren will, kratzt den aufmüpfigen Moritz Leuenberger nicht. Im «Tages-Anzeiger» hat der bald 66-jährige Pensionär ein Zwiegespräch mit seinem Sohn Manuel Löwensberg genutzt, um die Genossen von neuem zu provozieren.
Auf die Frage, ob sein Sohn in 30 Jahren noch eine Altersversicherung haben werde, antwortete Leuenberger: «Selbstverständlich, da habe ich keine Zweifel. Aber in der Altersversicherung muss sich in Europa etwas ändern, auch wenn jetzt François Hollande das Pensionsalter gesenkt hat.» Ob er Hollandes Massnahme denn unsinnig finde? Leuenberger: «Er hat es im Wahlkampf versprochen. Bei uns wollen die Gewerkschaften ja auch nichts ändern. Viele wollen aber länger arbeiten, und wir werden ja alle älter. Das müssen wir angehen und ändern.»


Moritz Leuenberger sei Dank! Endlich wagt es wieder einmal einer, die um die Altersvorsorge rankenden Probleme offen anzusprechen. Offenkundig braucht es dazu einen pensionierten Vordenker. Im Bundeshaus steht die aktive Generation der sozialpolitischen Akteure nämlich vor diesem Problemhaufen wie das Kaninchen vor der Schlange.


Ich könnte jetzt mäkeln, Tagi-Chefredaktor Res Strehle habe nicht wirklich gemerkt, dass ihm Moritz Leuenberger ein Bömbelchen ins Interview geschmuggelt hat. Das ist aber sekundär. Wichtiger wäre, dass der kluge AHV-Steilpass von links auf dem Bundesplatz aufgegriffen wird.


Kommentar: Auch uns hat BR Leuenberger immer wieder überrascht.


LINKS:


27. Aug. 2010 ... Moritz Leuenberger war ein Mann der Kontraste. Den einen war er zu forsch, den anderen zu zaghaft, doch wurde seine Kompetenz von keiner ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/08_27/index.html
20. Apr. 2007 ... Moritz Leuenberger will den Schweizer Zoll ohne Pass überqueren und erhält den Bescheid, er müsse beweisen, wer er sei. Roger Federer ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/07/04_20/index.html
14. Sept. 2003 ... Als erster Schweizer erhält Bundesrat Moritz Leuenberger den Cicero-Preis für die beste politische Rede des Jahres im deutschsprachigen ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Sep_14_2003.html
20. Juni 2004 ... Selbst Bundesrat Moritz Leuenberger bewies 2001, dass es sich Luft zu verschaffen wusste. Im Kontrast zu seiner sonst so feinsinnigen Art, ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Jun_20_2004.html
15. Febr. 2008 ... Nach "Blick online" soll TV-Moderator Roman Kilchsperger Bundesrat Moritz Leuenberger als "schwulsten Hetero-Promi" bezeichnet.
www.rhetorik.ch/Aktuell/08/02_15/index.html
10. Okt. 2004 ... Wer mit Worten arbeitet, muss die Macht verantworten. Moritz Leuenberger. "Um einen Stein zu zertrümmern, braucht man einen Hammer, ...
www.rhetorik.ch/Fenster/Fenster.html
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27. Aug. 2010 ... und Verhalten von Moritz Leuenberger eingehender zu reflektieren. ... Sicherlich einzigartig: der zurücktretende Bundesrat Moritz Leuenberger.
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/08_27/08_10.pdf



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