Interner Streit - in den Medien ausgetragen - ist immer Gift!
Familienstreit im Elysée-Palast weitet sich aus
Quelle: Basler Zeitung
Hollande will sich heute auch zu Privatem äussern
Am französischen Nationalfeiertag will sich Staatspräsident François Hollande heute auch Fragen zu seinem Privatleben gefallen lassen. Eine in den Medien des Landes als «tweetgate» bezeichnete Affäre hatte zuletzt für Aufregung gesorgt und das von Hollande gepflegte Image eines skandalfreien Politikers angekratzt: Über den Internet-Dienst Twitter wetterte seine Lebensgefährtin Valérie Trierweiler kurz vor der Parlamentswahl öffentlich gegen die Ex ihres Mannes - gegen die Sozialistin Ségolène Royal, die in La Rochelle ein Mandat erringen wollte. Am Nationalfeiertag gibt es in Frankreich neben einer grossen Militärparade in Paris traditionell auch ein Fernsehinterview mit dem Staatsoberhaupt. (dapd)Artikel zum Thema
Sie habe mit ihrem «Getwitter» gegen Royal Hollandes ganze Bemühungen, das Image eines «normalen» Kandidaten und Präsidenten zu schaffen, «zerstört», schimpft dessen ältester Sohn laut Interview. Er findet es unglaublich und «haarsträubend», dass Trierweiler via Twitter den Gegner seiner Mutter öffentlich ermutigt und so deren Niederlage bei der Abgeordnetenwahl in La Rochelle mitverursacht hat. Er revanchiert sich, indem er dieser «Stiefmutter» rät, sie solle zwischen ihrer Tätigkeit als Journalistin bei der Illustrierten «Paris-Match» und ihrer Rolle als First Lady mit einem eigenen Büro im Elysée-Präsidentenpalast wählen, damit es nicht zu Interessenkonflikten komme. Sonst bleibe sie «ein Faktor der Instabilität», meint der 27-jährige Thomas Hollande.
Trierweiler lässt das Twittern sein
Nachträglich versichert er nun nicht sehr glaubhaft, seine Äusserungen seien von «Le Point» verfälscht wiedergegeben worden. Thomas, der bereits in der Präsidentschaftskampagne seiner Mutter 2007 engagiert war und jetzt als Internet-Kommunikationsexperte auch seinen Vater unterstützt hat, kennt die Medien gut genug, um zu wissen, dass solche Dementis vergebliche Mühe sind. Natürlich wird darüber in Frankreich geredet. Der Eindruck, dass in der Patchwork-Familie Hollande-Royal-Trierweiler der Haussegen schief hängt, ist so schnell nicht mehr aus der Welt zu schaffen.
Unangenehm bis oberpeinlich ist es dem französischen Staatspräsidenten François Hollande, wenn Privates über ihn oder seine Angehörigen zum öffentlichen Gesprächsthema wird. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als selber Stellung zu nehmen und seine Angehörigen, inklusive seiner jetzigen und auch seiner ehemaligen Partnerin und der gemeinsamen Kinder, um mehr Diskretion und Zurückhaltung in den Medien zu bitten. Seine Gefährtin lässt bereits bis Weiteres die Finger von Twitter. Sie hat bereits gelernt, wie schnell man auch als unververheiratete Hausherrin im Elysée-Palast zur Zielscheibe des Gespötts und der Polemik wird. Carla Bruni hätte ihr da sicher einige Tipps geben können. Nur eine hüllt sich in vornehmes Schweigen, obwohl sie so manches zu sagen hätte: Ségolène Royal.
Hollande wollte vermeiden, dass sein Privatleben in irgendeiner Form seine offizielle Rolle überlagert. Denn das passt gar nicht zu seiner Vorstellung, was ein «normaler» Präsident in Frankreich ist oder sein sollte. Das Gegenbeispiel dieser «Normalität» ist für ihn sein Vorgänger Nicolas Sarkozy. Dieser begann sein Amt im Stil einer Thronbesteigung mit der ganzen (zusammengesetzten) Familie. Am Anfang seiner Präsidentschaft liess er nicht nur sein tägliches Jogging, sondern auch zuerst seine Scheidung von der ungetreuen Cécilia und dann die ersten Flirts bis zur Hochzeit mit Carla Bruni von den Medien breitschlagen. Der Medienrummel aber gefiel den Franzosen nicht. François Hollande hatte seine Lehren daraus gezogen – nicht so seine Partnerin und sein Sohn Thomas. (Basler Zeitung)
Kommentar: Hollande versucht zwar, nachträglich das öffentliche Wäschewaschen zu stoppen und er will keine internen Geschichten mehr in den Medien. Ob aber alle Gegenspieler diesem Wunsch nachkommen werden? Die Geschichten sind bereits publiziert und ich bin überzeugt, dass die Aussagen damit nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Die Medien werden alles versuchen, diese medienträchtigen Geschichten weiter aufzukochen. Wir haben es schon früher beim Bundesrat gesehen, dass es sich immer gerächt hat, wenn ein Magistrat glaubt, er müsste persönliche Auseinandersetzungen öffentlich austragen.
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