Ständerat Minder rastet aus
Kollegen wollen ihn disziplinieren – zweifeln aber, ob er therapierbar ist Polit-Amok Minder
Politisches Erdbeben in Bern. Ständerat Minder rastet aus. Das Stöckli sei ein Kindergarten, Streichelzoo und mache Tubel-Vorschläge.
Artikel aus BLICK
Die Abzocker-Initiative machte den Schaffhauser Thomas Minder
(51) auf einen Schlag landesweit bekannt. Im Alleingang sammelte der
Mundwasser-Unternehmer («Tybol») 100000 Unterschriften. Seine
Popularität half ihm im letzten Herbst.
Als parteiloser Volksheld zog er in den Ständerat ein – ohne die übliche Ochsentour durch die Lokalpolitik. Minder warf die FDP Schaffhausen nach 80 Jahren aus dem Stöckli.
Mit der kleinen Kammer sucht er nun nach nur vier Monaten die Total-Konfrontation. In der NZZ fuhr er gröbstes Geschütz auf. Viele Ständeräte reichten «Tubel-Vorschläge» ein, die nur dazu dienten, Subventionen für ihre Kantone abzuholen. Das Stöckli sei «tiefrot», ein «Streichelzoo», ein «Kindergarten».
In einem 30-minütigen Telefongespräch mit SonntagsBlick tobt Minder weiter. Er ist in Rage, dass seiner Initiative wohl ein direkter – «inklusive sozialistischer Bonisteuer» – und ein indirekter Gegenvorschlag entgegengestellt wird.
Minder ist parteilos, hat sich aber der SVP-Fraktion angeschlossen. Nun muss er bei der «SVP-Gruppe Ständerat» antraben. «Wir werden mit ihm das Gespräch suchen», sagt sein Schaffhauser Kollege Hannes Germann.
«Wir müssen ihn disziplinieren – sofern er überhaupt therapierbar ist», ergänzt der Glarner Ständerat This Jenny.
Auch die politische Konkurrenz reagierte heftig: «Minder ist halt so ein Typ, der schwatzt, bevor er denkt», sagt Anita Fetz (SP/BS). Solche beleidigende Aussagen habe sie in ihrer Ständeratskarriere noch nie gehört.
«Ihm ist es spürbar unwohl im Stöckli. Er hat Mühe, sich an die Gepflogenheiten zu halten», sagt der Solothurner CVP-Neo-Ständerat Pirmin Bischof. Nicht nur der neuste Rundumschlag Minders zeige dies – sondern sein Verhalten im Rat generell. «Minder ist ein Individualist und origineller Kopf, der sich aber schlecht integrieren kann.»
Er bringe Anträge im Rat ein, statt in den Kommissionen – und sorge so für Kopfschütteln. Bischof: «Minder hat sich im Rat auch schon despektierlich geäussert. Ständeratspräsident Hans Altherr musste ihn zurechtweisen!»
Neo-Ständerätin Karin Keller-Sutter (FDP/SG) zeigt ein wenig Verständnis für die Frustration Minders, allerdings nicht für die scharfen Worte: «Gerade als Exekutivpolitikerin finde ich gewisse Anträge auch überflüssig. Aber das ist halt der parlamentarische Betrieb. Quereinsteiger haben es oft schwer, sich daran zu gewöhnen.»
Nachtrag NZZ:
Als parteiloser Volksheld zog er in den Ständerat ein – ohne die übliche Ochsentour durch die Lokalpolitik. Minder warf die FDP Schaffhausen nach 80 Jahren aus dem Stöckli.
Mit der kleinen Kammer sucht er nun nach nur vier Monaten die Total-Konfrontation. In der NZZ fuhr er gröbstes Geschütz auf. Viele Ständeräte reichten «Tubel-Vorschläge» ein, die nur dazu dienten, Subventionen für ihre Kantone abzuholen. Das Stöckli sei «tiefrot», ein «Streichelzoo», ein «Kindergarten».
In einem 30-minütigen Telefongespräch mit SonntagsBlick tobt Minder weiter. Er ist in Rage, dass seiner Initiative wohl ein direkter – «inklusive sozialistischer Bonisteuer» – und ein indirekter Gegenvorschlag entgegengestellt wird.
«Den Ständeräten gehts nicht ums Wohl der Schweiz»
«Das hats in der Geschichte der Schweiz noch nie gegeben. Den Ständeräten gehts nicht ums Wohl der Schweiz. Die wollen einzig den Minder bekämpfen.» Bern brütet seit bald vier Jahren über der Abzocker-Initiative.Minder ist parteilos, hat sich aber der SVP-Fraktion angeschlossen. Nun muss er bei der «SVP-Gruppe Ständerat» antraben. «Wir werden mit ihm das Gespräch suchen», sagt sein Schaffhauser Kollege Hannes Germann.
«Wir müssen ihn disziplinieren – sofern er überhaupt therapierbar ist», ergänzt der Glarner Ständerat This Jenny.
Auch die politische Konkurrenz reagierte heftig: «Minder ist halt so ein Typ, der schwatzt, bevor er denkt», sagt Anita Fetz (SP/BS). Solche beleidigende Aussagen habe sie in ihrer Ständeratskarriere noch nie gehört.
Anita Fetz: Minder tut mir leid
Wenn sich einer wie ein «Kindergärtler» benehme, dann Minder, so Fetz. «Der Ständerat ist für ihn offensichtlich nicht der richtige Ort.» Minder tue ihr leid. Er manövriere sich selber ins Abseits.«Ihm ist es spürbar unwohl im Stöckli. Er hat Mühe, sich an die Gepflogenheiten zu halten», sagt der Solothurner CVP-Neo-Ständerat Pirmin Bischof. Nicht nur der neuste Rundumschlag Minders zeige dies – sondern sein Verhalten im Rat generell. «Minder ist ein Individualist und origineller Kopf, der sich aber schlecht integrieren kann.»
Er bringe Anträge im Rat ein, statt in den Kommissionen – und sorge so für Kopfschütteln. Bischof: «Minder hat sich im Rat auch schon despektierlich geäussert. Ständeratspräsident Hans Altherr musste ihn zurechtweisen!»
Neo-Ständerätin Karin Keller-Sutter (FDP/SG) zeigt ein wenig Verständnis für die Frustration Minders, allerdings nicht für die scharfen Worte: «Gerade als Exekutivpolitikerin finde ich gewisse Anträge auch überflüssig. Aber das ist halt der parlamentarische Betrieb. Quereinsteiger haben es oft schwer, sich daran zu gewöhnen.»
KOMMENTAR:
Wiederum geht es bei dieser leiden Mediengeschichte um die Form, das "Wie" und die Wortwahl eines Parlamentariers.
Wenngleich wir bei Thomas Minder im Kern seiner Aussage eine Wahrheit entdecken könnten, so dürfte der Kritiker die Nerven nie verlieren.
Viele Ständeräte reichten «Tubel-Vorschläge» ein sagte Minder und verglich den Ständerat mit einem Kindergarten. Dieses Ausrasten wurde für den neugewählten, unverbrauchten Schaffhauser Politiker zum Eigencoal. Thomas Minder müsste sich sofort für sein unkontrolliertes Verhalten entschuldigen. Sonst sehe ich schwarz für diesen engagierten, populären Einzelkämpfer. Wer sich ärgert, darf nie emotional aus dem Bauch heraus kontern. Man müsste gelernt haben, zuerst eine Pause (einen Stop) einzuschalten und sich auf die Sachebene zu begeben. Ein Politiker darf nicht ausrasten! Ich bedaure, dass sich Thomas Minder nachträglich uneinsichtig zeigt. Er findet, er wolle sich nicht verbiegen lassen und habe nur den Ständerat aufrütteln wollen. Er beschuldigt zudem die Medien, sie hätten seine Aussagen auf ein paar Schlagworte reduziert. Der Ausdruck Kindergarten sei vielleicht nicht ideal gewesen.
Wer angeblich offen kommuniziert, muss die Grenze zwischen Offenheit und Beleidigung berücksichtigen. Zwischen "Sich nicht verbiegen lassen" und Unflätigkeiten gibt es eine grosse Spannweite. Wer öffentlich redet, muss sich der Kraft der Worte stets bewusst bleiben. Weiss Thomas Minder , dass er sich mit dem unbedachten Verhalten den positiven Eindruck schlagartig zunichte machen kann?
Minder erklärt in einem nachträglichen Interview, er habe keine Polemik auslösen wollen. Eine direkte Art sei halt sein Stil.
Genau darum geht es: Offen und direkt kommunizieren hat nichts mit "verletzend kommunizieren" zu tun! Schade: Minder will sich nicht entschuldigen und nimmt kein Wort zurück.
Wer angeblich offen kommuniziert, muss die Grenze zwischen Offenheit und Beleidigung berücksichtigen. Zwischen "Sich nicht verbiegen lassen" und Unflätigkeiten gibt es eine grosse Spannweite. Wer öffentlich redet, muss sich der Kraft der Worte stets bewusst bleiben. Weiss Thomas Minder , dass er sich mit dem unbedachten Verhalten den positiven Eindruck schlagartig zunichte machen kann?
Minder erklärt in einem nachträglichen Interview, er habe keine Polemik auslösen wollen. Eine direkte Art sei halt sein Stil.
Genau darum geht es: Offen und direkt kommunizieren hat nichts mit "verletzend kommunizieren" zu tun! Schade: Minder will sich nicht entschuldigen und nimmt kein Wort zurück.
Nachtrag NZZ:
Thomas Minder sucht die Frontalkollision mit dem Ständerat
Der Schaffhauser Neo-Ständerat und Initiant der «Abzocker»-Initiative attackiert seine Ratskollegen in beispielloser Weise
«Wo ist bei der Petite Chambre die Reflexion? Das ist ein Kindergarten.» (Bild: Keystone / Klaunzer)
Vor der Endausmarchung umseine «Abzocker»-Initiative rechnet Thomas Minder mit dem Ständerat ab. Der Rat sei «tiefrot», mache «Tubel-Vorschläge» und verletze die Verfassung.
Nachtrag 20 Min:
LINKS:
Kritikgespräche
führen gerne zu langwierigen Konflikten. Beim Kontrollieren -
Beurteilen - Kritisieren ist das "Wie geredet wird" ausschlaggebend.
Links: ...
www.rhetorik.ch/Kritik/Kritik.html
15. Juni 2002 ... Bei Kritikgesprächen, Beanstandungen, Reklamationen, ist das Gespräch unter ... Bei Kritikgesprächen, Schlechtnachrichtengesprächen oder ...
www.rhetorik.ch/EKommunikation/EKommunikation.html
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4. Nov. 2005 ... Deshalb sind bei Kritikgesprächen das Wie (Körpersprache) und unsere Stimme enorm wichtig. Sachverhalte müssen möglichst rasch konkret ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/05/11_04.html
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Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
Vor jedem Kritikgespräch benötigen wir ei- nen positiven Einstieg ... Deshalb sind bei Kritikgesprächen das Wie ... nen führen bei Kritikgesprächen zwangsläufig ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/05/11_04/schulpraxis.pdf
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Kritikgespräche
sollten nicht im Plenum ausgetragen werden, sondern in der Regel
unter vier Augen. Wer im Plenum kritisiert wird, muss sich zwangsläufig ...
www.rhetorik.ch/Verbesserung/Motivation.html
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10. Febr. 2007 ... Verhaltensverbesserungsgespräche, Kritikgespräche, Streitgespräche oder Beanstandungen eskalieren oft. Besonders in Stresssituationen ...
www.rhetorik.ch/Deeskalation/Deeskalation.html
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10. Okt. 2004 ...
"Um einen Stein zu zertrümmern, braucht man einen Hammer, aber um eine
kostbare Vase zu zerbrechen, genügt eine flüchtige Bewegung ...
www.rhetorik.ch/Fenster/Fenster.html
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Kraft der Einbildung. ... Nur Worte, die Bilder auslösen wirken nachhaltig. ... Einbildungskraft ist eine Kraft, die konkrete psychische und physische Auswirkungen ...
www.rhetorik.ch/Einbildung/Einbildung.html
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25. Nov. 2001 ... Die Propagandaverantwortlichen im dritten Reich kannten die Kraft der Worte. Deshalb waren gewisse Begriffe verboten. Auch heute wird die ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Nov_25_2001.html
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In der Masse entwickelt sich das Bewusstsein einer enormen Kraft. Starke Ausdrücke verstärken diesen ... Zum Stil grosser Demagogen gehören grosse Worte ...
www.rhetorik.ch/Massen/Massen.html
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7. Sept. 2007 ... Begriffe und Worte sollten ernster genommen werden. ... zeigt einmal mehr, wie sie die demokratischen Grundprinzipien ausser Kraft setzt.
rhetorik.ch/Aktuell/07/09_07/
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