Zur Rede De Wecks:
Schweizer Verleger trafen sich am Dreikönigstreffen zu einer Lagebestimmung
Vertreter der Schweizer Medienbranche unterziehen sich jeweils zum Jahresbeginn einer Selbstanalyse.
Vor allem auf die Rede des neuen SRG-Direktors Roger de Weck waren alle gespannt.
Ich zitiere persönlich.com:
Beim
Branchen-Stelldichein an der Dreikönigstagung vom Dienstag hielt Roger
de Weck seine erste öffentliche Rede als SRG-Generaldirektor.
"persoenlich.com" fragte verschiedene Kommunikatoren, Chefredaktoren,
Werber und Journalisten aus dem Publikum, ob sein Auftritt tatsächlich
so souverän rüber kam, wie vom SRG-Kaiser erwartet. Zur Umfrage:
|
Andres Büchi, Chefredaktor Beobachter
"Roger de Wecks Rede war das Highlight der Tagung: analytisch, präzise, mit einer klaren Strategie für die Zukunft der öffentlich rechtlichen Institution. Dass er den Auftrag zum Sparen ernst nimmt, zeigt sein starkes Signal, zuerst die Führungsetage zu verschlanken. Sein Versprechen, die SRG politisch ausgewogen und mit klar anderem Auftrag zu führen, als er es in den eher linksliberalen Blättern Tages-Anzeiger und Zeit tat, wirkt überzeugend. Ein viel versprechender Start."
Andreas Widmer, CEO Young & Rubicam Gruppe
"Zweifelsohne ein grosser Diplomat, der die kritischen Punkte wie zum Beispiel Online-Werbung gekonnt und sympathisch umschifft hat. Nichtsdestotrotz wird Roger de Weck nicht umher kommen, dieses äusserst schwierige und Konflikt geladene Thema zu lösen, ansonsten sind grosse Teile der zukünftigen Werbeerträge der SRG gefährdet."
Marcus Knill, Experte für Medienrhetorik
"In meinen bisherigen Analysen zeichnete sich Roger De Weck bei den Interviews und Auftritten immer als bedachter, intelligenter, schlagfertiger Redner aus, der seinen Gedanken auf den Punkt bringen kann. Nach seinem Auftritt an der Dreikönigstagung sagte mir ein Teilnehmer, De Weck habe sich nicht in die Karten blicken lassen. Er sei zu diplomatisch gewesen. Nach meinem Dafürhalten wäre es am Anfang eines Amtes vermessen gewesen, Details schon bekannt zu geben. So wie De Weck seine sieben Leitlinien nicht schon vor Amtsantritt (dafür aber sofort nach der Amtsübernahme) verlauten liess, bestätigte mir gestern der neue Generaldirektor erneut, dass er genau überlegt, was und wo er etwas zu sagen hat. An der Dreikönigstagung vermittelte er bewusst nur seine STRATEGIE, sein ZIEL, seine VISION. Er verzichtete bewusst auf die konkrete Beschreibung der Marksteine auf dem Weg zum Ziel. Für mich hat De Weck wiederum als Denker und hervorragender Redner brilliert. Zwei Beispiele: Auf die Frage, ob er eher Journalist oder Manager sei, antwortete er: Ich bin Diplomat. Mit diesen drei Worten löste er sich aus der “Entweder-Oder”-Falle. Er konnte auf eine Rechtfertigung verzichten, auf den Vorwurf, es fehle ihm die Erfahrung als Manager. Zudem ist es in seinem neuen Job tatsächlich wichtig, diplomatisch zu agieren. 2. Beispiel: Eine hypothetische Frage verstand De Weck elegant vom Tisch zu wischen mit seiner Antwort: ”Ich habe in meiner langjährigen Erfahrung als Journalist noch nie gesehen, dass auf eine hypothetische Frage geantwortet wird.” Dies war medienrhetorisch gekonnt. Mich überzeugte ferner das Bonmot mit dem Glas. Zu seiner Vorrednerin, der Professorin Gabriele Siegert, meinte er schelmisch, während der Optimist das Glas als halbvoll, der Pessimist als halbleer bezeichne, sei für die Wissenschaft das Gefäss doppelt so gross, als es eigentlich sein müsste. Überzeugt hat mich aber in erster Linie De Wecks Fokus auf seine Kernbotschaft: Die SRG will Marktührerin sein und schwarze Zahlen schreiben, dank der Teambildung!"
Ueli Custer, Geschäftsführer Interessengemeinschaft elektronische Medien IGEM
"Roger de Weck hat sich bei seinem “Antrittsbesuch” bei der Konkurrenz sehr sympathisch verkauft. Die grundsätzlichen Gegensätze zwischen einem zu 75 Prozent aus Gebührengeldern finanzierten Medienkoloss und den ausschliesslich durch den Markt finanzierten Medien kann zwar kein Charme der Welt beseitigen. Aber vielleicht gelingt es dem Diplomaten de Weck ja, die Fronten soweit aufzuweichen, dass man sich gegenseitig wieder zuhört. Wenn beide Seiten bereit sind, auf Fundamentalopposition zu verzichten, lässt sich mit Sicherheit ein Weg für eine Koexistenz finden."
Frank Bodin, Chairman & CEO Euro RSCG Switzerland
"Charmant, gescheit, diplomatisch, eloquent."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen