Patchworkfamilien und Weihnachten
Das Rad der Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Mit der Einführung des neuen Eherechtes wurde die Auflösung des Ehevertrages erleichtert. Die Schuldfrage spielt heute keine Rolle mehr und jeder kann problemlos die Scheidung einfordern und zwar subito. Die Scheidungsrate explodierte dadurch und heute gibt es unzählige unkonventionelle "Familien". Es zeigte sich auch, dass gut verdienende Frauen bewusst auf Männer verzichten und sich heute Partner beliebig mischen oder beliebig zusammen leben können. Die konventionelle Ehe scheint zu einem Auslaufmodell zu verkommen.
So benötigen Patchworkfamilien derzeit mehrere Weihnachtsbäume.
Ich zitiere NZZ:
Nie offenbaren sich komplizierte Familienverhältnisse so deutlich wie an den Weihnachtsfeiertagen. Manche Scheidungskinder sitzen viermal hintereinander unter einem Christbaum.
Was nach einem problem- und reibungslosen Ablauf weihnächtlicher Festivitäten klingt, ist das Resultat eines sorgsam und mitunter mühsam ausgehandelten Deals zwischen Ex-Männern, Ex-Frauen und neuen Partnern mit Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse von fünf Kindern aus drei verschiedenen Familien. Internationale Familienverhältnisse mögen die Planung von Weihnachtstagen zusätzlich erschweren, doch auch in rein schweizerischen Patchworkfamilien werden jedes Jahr zur Weihnachtszeit höchste Anforderungen an organisatorisches Können gestellt.Und dabei geht es nicht einfach nur um die richtige Wahl der Weihnachtskugeln, den idealen Standort für den Christbaum und die besten Zutaten für die Weihnachtsgans. Es geht darum, wer wo mit wem wann die nächsten Tage verbringen wird, will oder muss. Betroffen sind in der Schweiz Zehntausende von Kindern von getrennt lebenden oder verwitweten Eltern, die den schwierigen Verhältnissen zum Trotz – oder gerade deretwegen – ihren Söhnen und Töchtern wenigstens eine unbeschwerte Weihnacht bescheren wollen.
Paradoxe Argumente
Mitunter kommt es zu eigenartigen Szenen: Väter, die Heiligabend mit ihren Kindern bereits am helllichten Nachmittag feiern müssen, weil die dominante Mutter und ihr neuer Freund die Kinder noch vor dem Eindunkeln zum Nachtessen im Ferienhaus im Wallis erwarten. Kleinkinder, die Weihnachten plötzlich am vierten Adventssonntag feiern sollen, weil die hochbetagten Eltern der neuen Freundin des Vaters dies im Altersheim so wünschen. Teenager, die rebellieren, wenn sie erfahren, dass der Neue der Mutter auf einem gemeinsam besuchten Mitternachtsgottesdienst besteht. Familien, die auf Autobahnraststätten zwischen Bonaduz und Walenstadt die «Übergabe» der Kinder handhaben und unter Zeitdruck Reisekoffer und Skiausrüstung umpacken, um noch pünktlich zum Krippenspiel der neuen Stiefgeschwister im Zürcher Oberland zu erscheinen.
Die Situation ist paradox: In der Hoffnung, die bestmögliche Lösung zu finden, fangen viele Familien möglichst früh mit der Planung an, um dann festzustellen, dass das Resultat am Ende doch für keine Seite stimmt. Elternteile, die das Sorgerecht innehaben, machen geltend, dass sie logischerweise auch an Weihnachten mit den Kindern feiern möchten. Elternteile, die das Jahr über nur ein Besuchs- und Ferienrecht wahrnehmen, argumentieren gerade andersherum: Wenn man das Jahr über die Kinder schon selten sieht, möchte man wenigstens an Weihnachten mit ihnen zusammen sein. Sollte der Glücksfall eintreten, dass sich geschiedene Eltern einig werden, ist die Chance gross, dass die ausgehandelte Lösung dafür dem neuen Partner nicht passt. Was tun, wenn statt zwei auf einmal drei oder vier Grosselternpaare darauf bestehen, die neue Sippe um sich zu scharen? Wenn ein Einzelkind lieber mit Vaters Freundin und deren Kind feiert als zu Hause bei Mama, die nach der Scheidung in ein emotionales Tief gefallen ist? Soll der Herzenswunsch des Kindes – zum Beispiel ein neues Skateboard – vom Vater und von der neuen Partnerin oder doch vom geschiedenen Elternpaar erfüllt werden?
Kommentar: Die Frage ist berechtigt: Haben wir mit der Beliebigkeit -"Sich zu binden oder sich zu trennen" - tatsächlich so viel Freiheit eingehandelt, wie wir es erhofft haben? Müssten wir eigentlich nicht schon vor einer Bindung gelernt haben, Stress, Frust oder Unannehmlichkeiten bis zu einem gewissen Grad zu ertragen und wissen, wie wir Konflikte rasch austragen können? Nach meinem Dafürhalten können wir uns bei eine Partnerschaft viel Aerger ersparen, wenn wir uns auf die Schlechtwetterphasen des Alltages schon vor der Bindung vorbereiten und rechtzeitig lernen, mit Konflikten umzugehen. K+K könnte Ihnen dabei dabei!
Nachtrag:
Karriere wichtiger als Liebe? Doch die biologische Uhr tickt – da hilft nur noch eine Samenspende. (iStockphoto)
«Ich bin beruflich total engagiert. Mir fehlt die Zeit, mich zu verlieben.»
Anfang des Jahres, nach ihrem letzten Geburtstag, begann sie sich zu fragen: «Bin ich schon zu alt für ein Baby? Was, wenn ich nicht mehr schwanger werden kann?» Das Problem quälte sie nächtelang.
anonymer Samenspender aus Spanien
Einen Partner hat die Zürcherin noch immer nicht. Und doch ist sie jetzt im 4. Monat schwanger – dank eines anonymen Samenspenders aus Spanien.
Den Entschluss zum Kind ohne Vater fasste sie an einem lauen Sommerabend im Juni. Vier Wochen später sass sie in einer Reproduktionsklinik im spanischen Alicante. Dort liess sie sich über die Risiken einer Schwangerschaft aufklären – und wählte schliesslich einen Spender aus.
«Haar- und Augenfarbe sowie die Körperstatur habe ich bestimmen können», sagt sie. Drei von fünf Kriterien, die das Institut den Patientinnen vertraglich garantiert. 10000 Franken gab Gabriela für die Behandlung aus – Hotel und Flug nicht inbegriffen.
Den Spender wird sie nie kennenlernen, selbst dann nicht, wenn ihr Kind eines Tages nach dem Papa fragen sollte. Auch das gehört zu den Vertragsbestimmungen.
Kein Einzelfall
Ist Gabriela R. ein Einzelfall? «Ganz und gar nicht», sagt der Schweizer Reproduktionsmediziner Peter Fehr. «Die Nachfrage von Single-Frauen nach Samenspendern steigt rasant. Ein Trend, der sich zum Gesellschaftsphänomen entwickelt.»
Neben R. aus Zürich reisten allein in diesem Jahr 247 weitere Schweizerinnen nach Alicante, um sich künstlich befruchten zu lassen. 2008 waren es noch 156. Für das kommende Jahr rechnet Fehr mit bis zu 380 Frauen.
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