Dienstag, 12. Januar 2010

Zum selbskritischen Auftritt Béglés im CLUB

Geschickte Argumentatinsstrategie des angeschossenen Postchefs.

Nach der Phase des Schweigens überzeugte der gelbe König, in dem er die Kritik ernst nahm und Fehler eingestand. Sein Auftritt, seine Argumente überzeugten im CLUB:

1. Er sprach ruhig, bedacht, in lockerer Haltung. Er machte überlegte Pausen, wirkte sicher, sprach nicht hektisch, zeigte keine Anzeichen eines Falschspieles. Nur der gerötete Nacken liess vermuten, dass der Redner gestresst sein musste.

2. Mit den Eingeständnissen - am Anfang der Sendung - gelang es Béglé , Druck wegzunehmen.

- Er gab zu, früher zu schnell und zu laut gewesen zu sein.

- Er gab auch zu, dass der Nestlé Vergleich ein Kommunikationsfehler gewesen war. Alles sei jedoch nur ein Missverständnis gewesen. Er verwies darauf, dass Französisch seine Muttersprache sei.

3. Er verzichtete im CLUB auf eine weitere Medienbeschimpfung. Im Gegenteil: Er nutzte nun die Medien geschickt als Plattform, die (empfohlenen?) Argumenationen zu vermitteln . Leider hatte er sich vor der jüngsten Schweigephase nicht so gut verhalten. Aber der Fernseh-Auftritt war professionell. Er scheint viel gelernt zu haben.

Das Argument, dass es überall schwierig sei, Veränderungen zu akzeptieren, war nachvollziehbar und wurde verstanden.

Die drei Rücktritte schob Béglé der "Postkultur" zu, die wie eine Familie zusammenhält und sich dadurch gegen alles Neue gewehrt hatte. Er verglich sich mit einem Fremden (analog dem bekannten Verhalten der Bevölkerung , Ausländern gegenüber).

Seine Bemerkung: Eine so grosse Welle an Kritik habe er noch nie erlebt. So etwas sei bei ihm das erste Mal gewesen in seinem Leben, verstärkte das Bild, dass Béglé nur Opfer seines Tatendranges im Dienste der Post wurde.

Wenn es Béglé mit dieser Sendung gelungen ist, Druck weg zu nehmen, könnte es für ihn ein Befreiungsschlag gewesen sein. Wer Schuld auf sich nimmt, kann nicht mehr gut weiter beschuldigt werden. Das zeigt sich immer wieder beim MEA CULPA. Diese selblstkritische Haltung vermisste ich bereits bei Bundesrat Schmid (Nefaffaire) oder bei Bundespräsident Merz (UBS, Geiseln)

Ich habe Béglé in anderen Interviews beobachtet. Da gab er sich leider nie so souverän wei im CLUB

Die angebliche Einsicht (wenn gleich etwas spät) könnte nun den Postchef retten. Bereits im jüngsten NZZ Interview gab er zu, dass er die Tendenz hatte, zu viel zu reden. Wortwörtlich sagte er:

"Dies war wohl ein Fehler. Ich war zu vertrauensselig und habe unterschätzt, was ich auslösen kann, wenn ich laut denke."

Kommentar: Es ist im Grunde genommen ein gravierender Fehler jeder Führungspersönlichkeit, wenn Sie redet, bevor sie denkt.

Früher hatte Béglé genau diesen gravierenden Fehler gemacht. Nun scheint er einsichtiger geworden zu sein. Im Gegensatz zu damals handelte er jetzt bedacht.

Er schwieg längere Zeit vor der Medienoffensive, um genau zu überlegen, wie er sich aus der Schlinge um den Hals befreien kann. Erst dann redete er.

Die Nagelprobe folgt jedoch erst in der Praxis: Hat er es tatsächlich ernst gemeint mit seiner Aussage, die kleinen Poststellen mit dem service public sei wichtig? Auch muss er beweisen, dass er tatsächlich auf die Auslandstrategien verzichten wird (Zu dieser Thematik hat er leider vorherandere Aussagen gemacht) und dass er ein Teamplayer ist.

Nach meinem Dafürhalten sind für Bundesrat Leuenberger noch nicht alle Probleme ausgeräumt. Es bestehen leider einige Ungereimtheiten und gegesätzliche Aussagen, die ausgeräumt werden müssen.

Ich zitiere Tagi

«Ich habe Kommunikationsfehler begangen»

Seine Aussagen zur Auslandstrategie der Post und die Abwahl des Postchefs Michel Kunz sorgten für einen Sturm in den Medien. Jetzt stellte sich Claude Béglé im «Club» den Fragen.

«Es gab so etwas wie ein Lager, von Anfang an»: Claude Béglé (Zweiter von links) im «Club»:

«Es gab so etwas wie ein Lager, von Anfang an»: Claude Béglé (Zweiter von links) im «Club»: Bild: SF/Club

Diskreter Seitenhieb gegen Michel Kunz: Claude Béglé.

Diskreter Seitenhieb gegen Michel Kunz: Claude Béglé.

Bis zu diesem Abend hat Claude Béglé geschwiegen. Jetzt sprach er erstmals im «Club» – und gesteht Fehler ein. Er nehme die Kritik an, dass er zu forsch aufgetreten sei. Auch habe er innerhalb der Post für Unsicherheiten und Irritationen gesorgt, weil er sich ab und zu in den Medien sehr offen geäussert habe.

Der Post-Verwaltungsratspräsident bezog sich dabei auf den Kritiksturm, den er mit dem Vergleich der Post mit Nestlé ausgelöst hat. Dazu sagte Béglé: «Ich habe einen Kommunikationsfehler begangen.» Er habe mit dem Vergleich nicht sagen wollen, dass die Post eine Multimilliarden-Expansion im Ausland starten solle. «Meine Idee war es zu sagen: Sehen Sie, eine Firma, die im Ausland erfolgreich ist, das hilft auch der nationalen Wirtschaft», erklärte sich Béglé.

Nachtrag: Nach dem angeblichen Befreiungsschlag zeigte sich, dass Béglé gegen eines der wichtigsten Grundprinzipien der Krisenkommunikation verstossen hatte. Er machte widersprüchliche Aussagen. Vor allem hatte er Bundesrat Leuenberger Nebenverdienste verschwiegen. Nun stand es fest: Leuenberger musste handeln.

20 Min 19. Jan:

Post-Chef Béglé tritt zurück

«Hatte mit erbittertem Widerstand zu kämpfen»

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