Politik vergisst leider zu rasch. Sie richtet sich nach der Tagesaktualität
Ich hatte die tragische Geschichte mit dem zwei Kampfhunden - die früher ein Kind zerfleischt hatte - im Netz mitverfolgt und damals festgestellt, wie die Medien und Politiker reagierten, nachdem ein Kind von den Hunden zu Tode gebissen wurde. Zuerst grosse Empörung. Gesetzte wurden gefordert. Nach kurzer Zeit wollte man jedoch von Maulkorb- und Leinenzwang bei gefährlichen Tieren nichts mehr wissen. Auch das Bundesamt für Veterenärwesen verfolgte damals einen Zickzackkurs. Man überliess es den Kantonen, entsprechende Massnahmen festzulegen. Bald war die Geschichte wieder vergessen. Es kam nur zu kleinen Anpassungen (Kurse für Hundehalter usw.) Nachdem in Schaffhausen erneut in Kind von einem gefährlichen Rottweiler gebissen wurde, erfolgte wiederum ein Aufschrei der Empörung in der Oeffentlichkeit. Ich bin sicher, dass auch dieser gravierende Vorfall bald vergessen sein wird und man bald wieder zusehen kann, bis ein Kind von einem gefährlichen Hund völlig entstellt oder getötet wird und sich in gewohnter Manier alles wiederholt: Aufschrei - grosse Empörung - dann zurück zur Tagesordnung. Dass der Kantonstierarzt den unberechenbaren Hund in Schaffhausen einschläfern lassen musste, ist nachvollziehbar. Hätte nämlich das gefährliche Tier später erneut einen Menschen anfallen, wäre es für den Kantonstierarzt ungemütlich geworden. Er musste handeln.
Ich zitiere 20 Min:
Bissiger Rottweiler wird heute getötet
Hätte die Rottweiler-Attacke vom vergangenen Sonntag (Blick.ch berichtete) womöglich verhindert werden können? Wie Recherchen von «10vor10» zeigen, wurde der Rüde im Tierheim Au in Brugg AG als ungefährlich beurteilt. Dorthin kam der Hund, nachdem sein Besitzer Patric Suter im Zusammenhang mit dem Schenkkreis-Mord in Haft genommen worden war. Um zu prüfen, ob die Mutter des Inhaftierten dessen zwei Hunde in ihre Obhut nehmen konnte, klärten Aargauer Hundespezialisten die beiden Rottweiler ab. «Wir sahen trotz dreitägiger Prüfung keine Anzeichen für eine Gefährlichkeit des Hundes», sagt Thomas Rosskamp, Geschäftsführer des Tierheims Au, gegenüber dem Schweizer Fernsehen. Auch dem behandelnden Tierarzt fiel damals nichts Aussergewöhnliches auf», erklärt Rosskamp. Ein Befund mit Folgen. Denn aufgrund dieser Analyse sah auch die Kantonstierärztin des Kantons Aargau, Erika Wunderlin, keinen Grund, den fraglichen Hund nicht zu Patric Suters Mutter nach Schaffhausen zu geben. Allerdings kennt der Kanton Aargau auch keine besonderen Auflagen für eine solche Platzierung. Dies dürfte sich jedoch in nächster Zeit ändern, denn ein neues Hundegesetz ist in Planung. Darin vorgesehen: eine spezielle Prüfung für die temporären Halterinnen und Halter von gefährlichen Rassen. Dazu sollen auch Rottweiler gehören.Der Chirurg gibt Auskunft:
Blick: Herr Meuli, wie geht es dem kleinen Ali? Professor Martin Meuli: Sein Zustand ist stabil. Er erholt sich gut von der Operation, und die Heilung macht rasche Fortschritte. Sie waren dabei, als Ali zum ersten Mal der Gesichtsverband gewechselt wurde. Konnten Sie mit ihm sprechen? Ali kann reden, ja. Er hat gelächelt, hat keine Schmerzen. Nach der Visite gibt er mir die Hand. Was fühlten Sie, als Sie an Alis Spitalbett standen? Grosse Betroffenheit, wenn ein «unschuldiges» Kindergesicht derart zerfleischt wird. Grosse Zuversicht aber auch, dass wir als Expertenteam ein optimales Resultat bei der Rekonstruktion erzielen können. Natürlich im Rahmen des Möglichen. Mit welchen Verletzungen wurde der Bub am Sonntag eingeliefert? In der ersten Operation versorgten wir etwa ein Dutzend grosse und teilweise sehr zerfetzte Bisswunden. Sie dauerte 3 ½ Stunden, Ali lag etwa 6 Stunden in der Narkose. Stimmt es, dass der Rottweiler Ali ein Ohr abbiss? Ja, das Ohr wurde halb abgerissen – im Chirurgen-Jargon nennt man das eine Teilamputation. Das Ohr konnte aber wieder rekonstruiert werden. Solche Hundebisse verursachen oft grässliche Entzündungen. Auch bei Ali? Im Moment gibt es keine Anhaltspunkte für eine Infektion. Das Risiko ist aber noch nicht hundertprozentig gebannt. Sind weitere Operationen geplant? Eine Hauttransplantation braucht er nicht. Mit grosser Wahrscheinlichkeit sind auch keine anderen Folgeoperationen nötig. Hat Ali jetzt ein anderes Gesicht? Er wird seine Gesichtszüge behalten. Narben werden bleiben, die verheilen aber bisher gut. Falls er das wünscht, können wir die Narben später mit einer Operation korrigieren. Wie lange muss Ali noch im Kinderspital bleiben? Schon jetzt ist er nicht mehr auf der Intensivstation. Er muss noch ungefähr 10 Tage im Spital bleiben. Auch lebenslange Nachkontrollen drohen ihm nicht.
Chirurg Martin Meuli kümmert sich um den verletzten Ali. (RDB)
Nachtrag Blick (2. August):
Polizei schiesst in Biel auf freilaufenden Pitbull, der Leute angriff.
Der Polizei war am Abend ein frei laufender Pitbull an der Madretschstrasse gemeldet worden. Dieser riss Kehrichtsäcke auf, rannte Kindern nach und griff einen Mann an, der sich dem Hund entgegengestellt hatte. Der Mann wurde aber nicht verletzt. Eine Polizeipatrouille fand den Pitbull schliesslich in einer Sackgasse. Das Tier rannte auf einen Polizisten zu, der seine Waffe zog und mehrere Warnschüsse auf den Boden abgab. Dies konnte den Kampfhund nicht aufhalten, weshalb der Polizist auf das Tier schoss und es an der Pfote traf. Der verletzte Hund suchte das Weite, wurde aber bald bei seinem Besitzer gefunden. Der Pitbull wurde verarztet und befindet sich weiterhin in Gewahrsam des Tierarztes. Die Fachstelle Tierdelikte der Kantonspolizei Bern klärt nun ab, was mit ihm geschehen soll. Der Besitzer gab zu, nicht genügend auf den Hund aufgepasst zu haben. Der Hund hatte sich ohne dessen Wissen von zu Hause entfernt. (sda/dct)
Der angeschossene Pitbull befindet sich in Gewahrsam des Tierarztes. (Symbolbild Keystone)
20 Min:
Polizist schiesst Pitbull in die Pfote
Kommentar: Wenn ein Besitzer durch Unaufmerksamkeit riskiert, dass Menschen gefährdet werden, muss die Polizei das Recht haben, die Menschen mit Waffengewalt zu schützen. Uebrigens: Wer Waffen fahrlässig gebraucht, wird auch bestraft. Ein aggressiver Pitbull ist wie eine Waffe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen