Mittwoch, 18. Februar 2009

Röbi Kollers erste Club Moderation:

Start misslungen. Was könnte er aus der Kritik lernen?

Die Diskussion im CLUB (SF) über den Aerger mit der Vatikankommunikation drehte sich nicht nur im Kreis. Moderator Röbi Koller wirkte lahm. Es fehlte ihm die Spannung, aber auch ein klares Konzept. Er griff nicht lenkend ein, als habe es sich um ein Plauderstunde gehandelt.

Obschon Röbi Koller ein Medienprofi ist, enttäuschte er bei seinen ersten Einsatz Ich vermisste bei ihm die notwendige Präsenz. Vielleicht lag es auch an der Zusammensetzung der Gesprächsrunde. Jedenfalls verstanden es die papsttreuen Verteidiger, ihre Botschaften - dank geschickter Wiederholungstaktik - zu festigen. Sie dominierten die Sendung, in dem sie immer wieder das Wort ergriffen und betonten, dass der Papst jedem die Hand ausstrecken müsse, der wieder zurück kehren wolle zur Kirche. Das gelte auch für Sünder oder für Menschen, die fragwürdige Meinungen vertreten.

Tagi online teilte meine Einschätzung:

Röbi Koller rennt gegen die Kirchenmauer

Erstmals leitete Röbi Koller am Dienstagabend den «Club» im Schweizer Fernsehen zum Thema «Der Papst verärgert seine Gläubigen». Sein Pech: Die Gäste mochten nicht das sagen, was er von ihnen hören wollte.

Röbi Koller bei seiner ersten «Club»-Moderation. Foto: SF

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Ende Zitat

Der Club packte erfreulicherweise ein aktuelles und heisses Eisen an. Die Thematik wäre diskussionswürdig gewesen. Es ging um die katholische Kirche und den Papst und die Exkommunikation der Pius-Bruderschaft mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson. Es war offensichtlich: Koller wollte den Kirchenvertretern das Eingeständnis entlocken, dass der Papst einen Fehler gemacht habe.

Doch diese Rechnung ging nicht auf:

Bischof Kurt Koch und Abt Marian Eleganti verteidigten ihren Chef. Abt Marian betonte, er habe sogar Freude verspürt, als er von der Aufhebung der Exkommunikation gehört habe. Er freue sich immer, wenn der Papst die Hand nach jemandem ausstrecke. Und Kurt Koch hört nicht auf zu betonen, dass eine Aufhebung der Exkommunikation auf keinen Fall das Gutheissen der Werte dieser Menschen bedeute.

Koller gelang es schlecht, die vielredenden Anwälte des Papstes zu unterbrechen.

Nur der Papst-Kritiker Philosoph Georg Kohler fand die Rücknahme der Exkommunikation einen krassen Fehlentscheid. Kohler warf der katholischen Kirche vor, einen Anspruch auf die religiöse Wahrheit zu erheben:

«Es gibt verschiedene Wege zur Wahrheit, das will Ratzinger nicht akzeptieren, das ist totalitär»

Folgender Satz von Abt Marian machte deutlich, dass die Vorstellung der absolute Ueberlegenheit der katholischen Kirche in einigen Küpfen verankert ist:

«Man kann von einer Religion nur überzeugt sein, wenn man sie als Wahrheit und den anderen als überlegen betrachtet.»

Der CLUB ist für mich eine der wenigen Sendungen, die auf Dialogen aufbaut. Im Gegensatz zur Arena, bei der es meist nur darum geht, die eigene Position vor Mikrofon und Kamera zu "verkaufen". Dialoge sind dort selten, dafür Duelle. Im CLUB hingegen ist es möglich, um Meinungen zu ringen und dank der Sendezeit von 75 Minuten lassen sich auch Fragen vertiefen und es können Sachverhalten auf den Grund gegangen werden.

Im Club am Dienstagabend erlebte ich jedoch ein Treten am Ort. Mit fehlte eine echte themenbezogene geführte Diskussion. Jede Seite leierte die eigenen Position hinunter. Moderator Koller hätte versuchen können, den Pseudodialog zu lenken und mit gezielten Fragen dem Gespräch eine neue Richtung zu geben. Die Wiederholung der gleichen Argumentationsmuster langweilten statt dessen spätestens das Publikum. Als normaler Fernsehkonsument hätte ich nach einer Viertelstunde weggezappt. Doch ich blieb auf Sendung. Ich wollte sehen, ob es Röbi Koller doch noch gelingt, das verstockte Gespräch zu führen.

Röbi Koller wird bestimmt in der obligaten Nachlese vor seinem nächsten Einsatz über die Bücher gehen müssen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ihn die Papst - Thematik innerlich nicht erwärmte und er bei der Auswahl der Teilnehmenden unglücklich war. Doch bin ich der Meinung, dass ein Moderator auch mit unliebsamen Teilnehmern einem Gespräch Dynamik geben kann. Dies setzt aber voraus, dass ein Moderator ausgebildet ist in der Frage- und Lenkungstechnik. Nach bewährter Manier, erkundigte ich mich in meinem Bekanntenkreis, wie bei ihnen Kollers erste Sendung angekommen sei. Meine Beurteilung verschwieg ich bewusst. Die Urteile waren einhellig negativ. Hier einige Aussagen , die ich gesammelt hatte:

Röbi Koller moderierte, als spule er eine Pflichtübung ab.

Der Moderator wirkte "abgelöscht".

Es fehlte dem Moderator die Freude am Moderieren.

Koller schien viele älter als bei der Sendung Quer.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Sendungen ein hohe Einschaltquote haben."

"Ich glaube, Koller fehlte das notwenige Lampenfieber, das es braucht, damit inneres Feuer entsteht."

Wahrscheinlich lag dem Moderator die kirchliche Thematik nicht.

Koller wirkte wie ein Oberlehrer, der genau weiss, was die Schüler antworten.

Nicht nur Koller war energielos, die ganze Sendung war langweilig!

Mit so einem Thema kann man auch keine Katze hinter den Ofenloch hervorlocken.

Warum hatte sich der Moderator nicht besser vorbereitet?

Die Kommentare im Tagi klangen ähnlich vernichtend:

Es war eine der langweiligsten Sendungen!

Wenn es dem Moderator nicht gelingt, die Teilnehmer zu Aussagen zu bewegen, sollte man die Sendung abkürzen, so, dass jeder noch ein Statement abgeben kann. Punkt Schluss ohne Koller!

Dass Herr Koller noch nicht der perfekte Diskussionsleiter ist, kann man ihm nachsehen. Ein derartiges Thema erfordert eine kritische, kompetente Person.

Röbi Koller hat es sehr gut gemacht. Mir gefällt es, wenn im Club ein kultiviertes Gespräch entsteht.

Tut mir leid, aber Herr Koller ist beim Club an der falschen Adresse. Er war schlecht vorbereitet und musste immer auf die Notizen schauen.

Zu Koller: Wenig Spontanität. Er hat gelangweiligt "in die Welt geguckt".

Herr Koller, gehen Sie lieber wieder zurück zu den Schmusesendungen!

Da muss sich Röbi Koller noch wacker ins Zeug legen, damit er neben Christine Maier bestehen kann.

Nicht nur Koller war peinlich, auch die Gästeschar.

Da hat ein Moderator als Gäste Experten vor sich versammelt. Was tut er? Tapsig, ungeschickte und sichtlich desinteressiert würgt er sich durch die Diskussion.

Begreife nicht, wie sich Koller zu dieser saftlosen Runde überreden liess.

Welche Konsequenzen müsste Röbi Koller aus diesen Rückmeldungen ziehen?

- Dank Kritik hat jeder die Chance, sich zu verbessern

- Der Moderator müsste sich künftig in die neue Thematik eindenken und sich intensiv vorbereiten. Er müsste sich auch für die Denkweise der Gesprächsteilnehmer vorgängig interessieren und ein Gesprächst Konzept zurechtlegen (während der Sendung ist das Konzept im Kopf und nicht mehr auf dem Papier) - Die Erfahrungen aus "Quer" und den Sendungen "Persönlich" genügen für die anspruchsvolle Moderation im CLUB nicht. Der CLUB ist keine unverbindliche Plauderrunde mehr. Es geht hier um Dialoge und kontraverse Meinungen, die diskutiert, vertieft werden müssen. Diskutieren kommt von discutere lat. von zerlegen. Ein Thema müsste somit von verschiedensten Seiten beleuchtet werden. Der Moderator ist verpflichtet, das Gespräch moderat führen. - Ich gehe davon aus, dass Röbi Koller als erfahrener Medienmann seine offensichtliche coole Haltung (das ist doch keine Sache - das mache ich auch locker vom Hocker) sofort ablegt und vor der nächsten Sendung die notwendig Spannung bewusst aufbaut. Er wirkt nämlich so, als habe er kein Lampernfieber Denn: Ohne Paräsenz, ohne innere Spannung (Eu-Stress), ohne Freude, ohne höchste Konzentration wird Koller der Durchbruch nicht gelingen. Wenn er nicht unverzüglich vor dem nächsten Einsatz sein Einstellung nicht ändert, werden ihm die Zuschauer weglaufen. Dann sacken die Zahlen langfristig zusammen. Und dies hat bekanntlich beim Fernsehen recht unangenehme Folgen. - Wenn ich Röbi Koller raten müsste, was er nach diesem negativen Start ändern sollte, würde ich ihm die Entwicklungsgeschichte von Christine Maier schildern und ihm bewusst machen, dass Verbesserungen vor allem durch eine gute Selbstkritikfähigkeit beschleunigt werden können. Falls Röbi Koller jedoch Beratungsresistet wäre und glaubt, nicht er, sondern die Zuschauer, die Gäste und das Umfeld müssten sich ändern, dann würde ich schwarz sehen für ihn. Nur mir einer Umstellung der Einstellung kann Röbi Koller den Durchbruch schaffen.

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