Samstag, 9. August 2008

Wie die Nazis die olympischen Spiele missbrauchten

Ich zitiere 20 min-online:

Fackellauf: Wer hats erfunden? - Die Nazis

Mit dem olympischen Fackellauf scheint sich die chinesische Propaganda zurzeit die Finger zu verbrennen. 1936 hatten die deutschen Nazis mehr Glück. Aber die hatten das Ritual auch neu erfunden.

Szene aus Leni Riefenstahls Film «Olympia» (1938): Die Ankunft der Fackel (Quelle: YouTube.com)
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Deutsche Postkarte zum Fackellauf (Bild: DHM)

Ankunft des letzten Fackelträgers im Stadion (Bild: DHM)

Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit kamen noch ganz ohne Fackel und Feuer aus. Erst 1928 in Amsterdam wurde zum ersten Mal ein olympisches Feuer entzündet. Der eigentliche Fackellauf durch mehrere Länder war dann eine Erfindung der Nazi-Propaganda: Am 20. Juli 1936 wurde das Feuer in einer «Weihestunde» in den Ruinen des antiken Olympia mit einem Brennspiegel — selbstredend ein Produkt der deutschen Qualitätsfirma Zeiss — entzündet. Ausnahmslos blonde und blauäugige Athleten brachten dann die Fackel in zwölf Tagen von Griechenland über den Balkan und Ungarn in den Berliner Sportpalast.

Fest der Nazi-Propaganda

Die Olympischen Sommerspiele in Berlin waren ohnehin ein Fest der Nazi-Propaganda, die es tatsächlich schaffte, das NS-Regime vor der Weltöffentlichkeit in ein positives Licht zu rücken. Der Fackellauf sollte medienwirksam — wie zum Beispiel in Leni Riefenstahls Film «Olympia» — die Verbindung von griechischer Antike mit dem noch jungen germanischem Führerstaat inszenieren. Die Idee dafür stammte vom Generalsekretär des Organisationskomitees für die Spiele von Berlin, Carl Diem. Propagandaminister Goebbels griff sie begeistert auf und legte den Ablauf der Inszenierung fest.

Proteste in Prag

Ganz reibungslos verlief aber auch der erste Fackellauf nicht. Die griechische kommunistische Jugendorganisation OKNE plante, der olympischen Flamme den Weg nach Berlin zu verlegen. Ihre Aktionen wurden jedoch von der griechischen Polizei im Keim erstickt. Mehr Erfolg war den Nazi-Gegnern in der Tschechoslowakei beschieden: In der Hauptstadt Prag gelang es wütenden Demonstranten sogar, die Flamme zu löschen. Die Tschechen waren als einzige empört über die deutsche Inszenierung — schliesslich hatten die Nazis auf dem offiziellen Plakat eine Europakarte abgebildet, auf der das Sudetenland kurzerhand schon Deutschland zugeschlagen war (was 1938 dann tatsächlich geschah).

Erstaunlich: Auch bei dieser Olympiade der Fackellauf gab es Proteste und der Fackellauf wurde zum Politikum. Wer glaubt Politik und Sport habe nicht miteinander zu tun, dürfte ruhig in den Geschichtsbüchern blättern. Der olympische Gedanke müsste immer den Frieden ins Zentrum rücken und ein Staat, der Menschenrechte mit Füssen tritt, dürfte erst dann Spiele organisieren dürfen, wenn er die demokratischen Rechte und die Friedensbestimmungen erfüllt. In Peking ist dies leider nicht der Fall.

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