UEFA: ZENSUR BEI DEN EURO SPIELEN!
Quelle standard.at:
TV-Anstalten wehren sich gegen Zensur der UEFA
Flitzer, bengalisches Feuer: Zuschauern wurden Bilder vorenthalten - ORF-Infodirektor Oberhauser: "Tiefere Problematik"
Wer die EURO 2008 im Fernsehen verfolgt, sieht nicht alles. Die Bildauswahl trifft der Europäische Fußballverband (UEFA) bekanntlich als Veranstalter selbst. Und achtet dabei darauf, dass keine unliebsamen Szenen ausgestrahlt werden.
Nachdem der ORF schon vor der EURO auf diese Problematik hingewiesen hatte, hat sich nun in der Schweizer "Sonntagszeitung" auch SRG-Chef Armin Walpen dagegen verwehrt. "Wir lehnen jede Zensur von Sportveranstaltungen ab."
"Tiefere Problematik"
Die ZEnsur hat eine tiefere Problematik und man muss überlegen, ob man das weiter so akzeptieren kann", sagte Oberhauser am Sonntag und kündigte an, das Ganze nach der EURO zum Thema machen zu wollen.
Immerhin sei auch die FIFA wieder zur EBU zurückgekehrt, so Oberhauser:
"Es kann nicht sein, wenn eventuell etwas passieren würde und wir können das nicht herzeigen." Dies stünde im Widerspruch zum Auftrag, umfassend und informativ zu berichten, betonte Oberhauser und bekam Unterstützung von ORF-Sportchef Hans Huber.
"Natürlich ist das nicht gut und wir werden der UEFA jetzt ganz genau auf die Finger schauen!" Durch den UEFA-Vertrag seien dem ORF aber die Hände gebunden, so Huber.
Publikumrat: "Bedenklich"
"Bedenklich" findet Othmar Kempf, Präsident des Publikumsrats der SRG, das Verhalten der UEFA. Er hofft, dass das Schweizer Fernsehen genügend Spielraum aushandeln konnte, damit die redaktionelle Freiheit nicht verloren geht. "Sonst fühle ich mich als Zuschauer desinformiert oder sogar manipuliert."
Für Peter Studer, den ehemaligen Präsidenten des Schweizer Presserats, "entpuppt sich die UEFA nicht nur als habgierig, sondern auch als kleinlich und kontrollwütig". Leider sei die "unjournalistische Bildzensur" von Sportbildern kein neues Phänomen. Aus dem Unterhaltungsbusiness höre man immer wieder Klagen, dass Bilder vor der Publikation PR-Beratern oder den Stars vorgelegt werden müssten.
Es sei zwar verständlich, dass die UEFA keine "Bilderflut von hässlichen Ausschreitungen will" und die Zuschauer nicht in erster Linie Pöbeleien sehen wollten, räumt Studer ein. Trotzdem müssten die TV-Anstalten selber entscheiden können, was sie ausstrahlen, findet auch die Zürcher Werbestrategin Daniela Bemberg: "Es kann nicht sein, dass matchrelevante Szenen dem Publikum vorenthalten werden." So oder so sei die Vermarktungsspitze der EURO mit der Austragung 2008 erreicht. "Das gilt sicher auch für die TV-Stationen, welche die Übertragungsrechte zu hohen Preisen erstehen müssen, um dann zensurierte Bilder zu erhalten." (APA)
Kommentar: Ich frage mich, wer befugt ist, der finanzstarken und übermächtigen UEFA die Stirne zu bieten, damit sie sich nicht weiterhin wie das diktatorische China gebärden kann, und unliebsame Bilder einfach beliebig herausschneiden kann, so wie es Peking bei den Demostrationen für Tibet machen konnte. Nach dem Motto: Was wir nicht sehen wollen, zeigen wir nicht! Wenn es nicht gezeigt wird, dann existiert es auch nicht. Ich warte auf den Protest der Verfechter der Pressefreiheit.
Fussball Nachrichten:
. Angeblich wurden dem Zuschauer Bilder aus dem Spiel zwischen Österreich und Kroatien vorenthalten, wo Zuschauer Fahnen verbrannt hatten.
Auch ein kroatischer Fan, der auf dem Rasen des Ernst-Happel-Stadions gelaufen war, war im Fernsehen nicht zu sehen. Die Europäischen Fußball-Union hat die Kontrolle über die TV-Bilder in den acht EM-Stadien.
Diese Szene war nicht
im Fernsehen zu sehen.Ausser 40 Kameras sind alle UEFA gebunden!
Fortsetzungsgeschichte aus Sonntag-online 22. juni:
Olympia: SRG zieht sich bei Zensur zurück
SRG-Generaldirektor Armin Walpen erhielt viele zustimmende Reaktionen von öffentlich-rechtlichen Sendern aus ganz Europa, nachdem er in der «Sonntags-Zeitung» gesagt hatte, die SRG lehne «jede Zensur bei Sportveranstaltungen» ab. Jetzt unterstreicht Walpen im Gespräch mit dem «Sonntag» jedoch, die Uefa-Geschichte sei ein «isolierter Vorfall von untergeordneter Bedeutung» und es sei «nicht angebracht, die Uefa für alles Böse dieser Welt verantwortlich zu machen». Seine Kritik habe er «nicht zuletzt mit Blick auf die Olympischen Spiele in Peking» geäussert, so der Generaldirektor. Auch in China – dessen kommunis-tische Regierung keine Pressefreiheit kennt – müssten die SRG-Medien unabhängig berichten können. In zwei Punkten werde sich besonders zeigen, ob diese Voraussetzung erfüllt sei: «Kann das Dopingthema frei abgehandelt werden? Und werden die Journalisten in ihrer Arbeit generell nicht behindert?»
Für Walpen ist wichtig, dass beide Punkte erfüllt sind. Behinderungen der journalistischen Arbeit, durch wen auch immer, seien abzulehnen. «Die SRG müsste bei schwerwiegenden Vorfällen grundsätzliche Überlegungen hinsichtlich der medialen Abdeckung machen», sagt Walpen. Das bedeutet im Klartext: Wenn die Unabhängigkeit nicht gewährleistet ist, könnte die SRG die Berichterstattung aus Peking stoppen. Die SRG-Mitarbeiter würden sich dann aus China zurückziehen. Um die Lage vor Ort beurteilen zu können, ist Walpen zum Teil selber am Grossanlass präsent. Für den SRG-Generaldirektor stehen der Informationsauftrag und die journalistische Unabhängigkeit seines Unternehmens im Vordergrund. «Darauf beruht unsere Glaubwürdigkeit, und zu dieser müssen wir Sorge tragen», betont Walpen. In Gefahr sieht er die Unabhängigkeit, weil grosse Sportverbände bei den Veranstaltungen möglichst viele Einnahmen erzielen wollen, sei es durch Werbung oder andere kommerzielle Aktivitäten. Und je positiver ein Anlass über die Sender geht, umso grösser ist das Einnahmepotenzial. Wenn Hooliganismus, Dopingfälle usw. «ausgeblendet» werden, ist der Werbewert des Anlasses grösser. Walpen wünscht sicH, dass die Sportverbände (Uefa, Fifa, IOC) und die öffentlichen Medienunternehmen an einen Tisch sitzen, um diese Problematik «grundsätzlich zu diskutieren und um sich allenfalls auf bestimmte Rahmenbedingungen zu einigen». Wichtig sei, dass die Bildauswahl grundsätzlich bei den Medien liege, nicht bei den Verbänden. Die Produktion der Bilder durch die Verbände und durch von ihnen beauftrage Dritte sei für die Rundfunkveranstalter unter Umständen wirtschaftlich schmerzhaft, «aber zu akzeptieren und weniger problematisch».
(mz/owa)
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