Sonntag, 22. Juni 2008

Sportreporter: Weshalb so giftig?

Aerzte würden sich nie gegenseitig fertig machen. Weshalb Sportreporter - vor allem der ältere Garde - die derzeitigen Co-Kommentatoren öffentlich so bösartig in die "Pfanne hauen", erstaunt mich. Ist es purer Neid, dass Allain Sutter beim Publikum so gut ankommt? Für mich ist bei Analysen und Beurteilungen immer der Adressat - in diesem Fall- das Publikum massgebend. Und Alain Sutter kommt bem Fernsehpublikum gut weg. Ich schätzte immer seine Natürlichkeit.

Zitat So-blick-online:

< Polarisierend: Alain ­Sutter (r.) und Matthias Hüppi. (EQ Images)

TV-Urgestein Karl Erb (82) nimmt kein Blatt vor den Mund:

«Sein Geschwafel ist zum Haareraufen, die sogenannten Analysen sind voller Plattitüden, sie tönen wie wichtig vorgetragene Schulaufsätze.»

Alain Sutter (40), Fussballanalytiker beim Schweizer Fernsehen, zu sehen in jeder Spielpause und nach Spielende, zusammen mit Matthias Hüppi (50), polarisiert Fans wie Experten. Optisch ist der Ex-Nationalspieler durchaus ein Ereignis: wohlgeföhntes, schulterlanges Haar, gepflegter Kinnbart. Sutters fachliche Eignungen jedoch beurteilt Erb wie folgt: «Nichts weiter als dumpfes Palaver!» Sutter sei eine farblose Figur, kritisierte er bereits in der Gratiszeitung «News». Auch weil er stets dieselben Ausdrücke wie «fokussiert sein» benutze.

Sekundiert wird Erb von Maximilian Reimann (66). Der heutige Ständerat war 15 Jahre für die SF-Sportabteilung tätig. «Ich kann die Worthülsen gewisser Spielanalysten und Co-Kommentatoren nicht mehr hören. Auch ihr Drang zur Selbstdarstellung geht mir zu weit», sagt er. «Sobald sie anfangen, sich gegenseitig Bestätigungen zuzuschieben, wechsle ich den Kanal.» Bis zu 400000 Schweizer tun es ihm gleich. In der Halbzeit schalten sie den Fernseher ganz aus – oder wechseln zu den Programmen von ZDF oder ORF (siehe Grafik). «Der Zuschauerrückgang findet lediglich während der Werbeblöcken statt», relativiert SF-Sprecher Urs Durrer (37). «Danach kehren die Zuschauer wieder zum SF zurück. Und das so zahlreich wie noch nie», sagt Durrer, «was eindeutig für unsere Kommentatoren spricht». Tatsächlich war das Interesse an einem Fussballturnier niemals grösser als bei der Euro 08: 88 Prozent der Zuschauer, welche die Spiele in der Deutschschweiz bislang mitverfolgt haben, schauten sie sich im SF an. «Es gibt keinen Grund, über personelle Konsequenzen nachzudenken», verteidigt Durrer die Moderatoren.

«Wer im Rampenlicht steht, muss mit Kritik rechnen.» Diese kommt nicht nur von ehemaligen TV-Stars wie Jan Hiermeyer (78), der «sofort umschaltet, wenn es zu fahrig wird».

Urs Meier (49), früherer Spitzenschiedsrichter und aktueller ZDF-Kommentator, sieht die Sache pragmatisch:

«Fernsehen ist ein kurzlebiges Format mit grossen Abnützungserscheinungen. Irgendwann hat man jedes Gesicht gesehen.» Sutter nimmt er in Schutz. «Er arbeitet hart an sich. Aber wie heisst es so schön: Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.» Meiers Vertrag mit dem ZDF läuft nach der Euro 08 aus. «Ich bin offen für ein Angebot aus der Schweiz.» Für das SF ist der beliebte und TV-erprobte Aargauer Schnelldenker aber noch kein Thema. «Wir haben ihn nicht kontaktiert», so Durrer.

«Sein Geschwafel ist zum Haareraufen!»

Kommentar: Ich bin sicher, dass sich so ein Titel gut vermarkten lässt. Er weckt Aufmerksamkeit und wird gelesen. Giftige Bemerkungen sind ein gefundenes Fressen für die Presse. Schadenfreude ist auch im Spiel. Wenn ein Ex- Fussballer Konkurrent von Moderatoren wird, so muss dies Ex - Kommentatoren schmerzen. Doch finde ich die Ausserungen der Ex- Kommentatoren so peinlich, wie wenn Ex- Bundesräte die derzeitige Regierung kritisieren. Schweigen wäre Gold gewesen.

< Willy Kym: «Die ­heutigen Rahmenprogramme interessieren mich alle nicht mehr» (ZVG)

Karl Erb: «Die sogenannten Analysen sind voller Plattitüden, sie tönen wie Schulaufsätze». (ZVG)

Maximilian Reimann: «Ich kann die Worthülsen gewis­ser Spielanalysten und Co-Kommentatoren nicht mehr hören» (ZVG)

Ich bin überzeugt, dass die aktiven Sportreporter und Sportkommentatoren solche Worte nie öffentlich ausgesprochen hätten, so wie es die ehemaligen Konkurrenten in den Medien tun.

Aufnahmen Sobli - 29.6.08:

1988 (RDB/Felix Widler)

1992 (RDB/Reto Hügin)

1994 (RDB/ASL)

2000

2004 (RDB/SI/Marcel Noecker)

2005 (RDB/Sven Thomann)

2008:

Alain Sutter: «Ich hatte viele Schmerzen, viel Ärger und Drama» (Goran Basic)

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