Moritz Leuenbergers Argument zur Parksündergeschichte
Bundesrat Moritz Leuenberger als Parksünder. Busse gabs aber keine. Weil ein Polizist die Parkuhr für den Verkehrsminister fütterte.
Gut sechs Monate behielt der Gesetzeshüter das Erlebnis für sich. Einen Bundesrat erwischte er mitten in Zürich beim Schwarz-Parken – und bewahrte ihn vor einem Strafzettel. Statt den Magistraten zu büssen, wirft der Polizist ungefragt ein «Füfzgi» in die Parkuhr. Vor ein paar Tagen erzählte der SP Bundesrat die Episode seiner obersten Chefin, Polizeivorsteherin Esther Maurer. Die SP-Stadträtin fand dies so erheiternd, dass sie es in ihrer Kolumne im Zürcher «Tagblatt» zum Besten gab: «Eine wunderschöne Geschichte über Demokratie, Rechtsgleichheit und Respekt gegenüber den Landesvätern.» Wer der Parksünder war, behielt Maurer aber für sich. «Das ist meine Kolumne. Ich darf da schreiben, was ich will. Ich werde den Bundesrat aber nicht verraten», sagte die Politikerin gestern. Sie nimmt auch den Polizisten in Schutz: «Parkbussen gehören nicht zu seinem Aufgabengebiet. Darum darf er die Parkgebühr ruhig spendieren.» Gestern outete sich der Parksünder: Bundesrat Moritz Leuenberger – nachdem ihn Blick und das SF um eine Stellungnahme gebeten hatten. «Wie es wirklich war», schreibt der Verkehrsminister in seinem Internet-Blog. «Zunächst konnte ich mich an nichts erinnern. Doch jetzt dämmert es mir.» In den Sommerferien habe er sein Auto vor einem Museum abgestellt, um das Buch «Kunst und Politik» abzuholen. «Als ich nach wenigen Minuten zurückkomme, steht da ein freundlicher Herr, der mich anspricht. Ich hätte die Parkuhr bedienen sollen, aber das habe er jetzt für mich gemacht.» Parksünder Leuenberger argumentiert, er müsse doch keine Parkgebühr zahlen, weil er ja einen Gütertransport durchführe. Eine originelle Überlegung, die man sich als Autofahrer merken muss. Allerdings ist sie rechtlich nicht gestützt, wie der Polizist dem Verkehrsminister erklärte. Am Schluss des Blogs gesteht Leuenberger, dass er sich öfter mal nicht an die Verkehrsvorschriften hält: «Ich habe in Zürich schon etliche Bussen bezahlt.»Ende Zitat
Kommentar: Bundesrat Leuenberger überrascht uns immer wieder mit seinen originellen Gedanken. Ich bin überzeugt, dass viele Autofahrer Verständnis aufbringen für den Parksünder Leuenberger. Das Eingeständnis und die Offenheit machen Leuenberger sympathisch. Bedenken habe ich lediglich bei der Argumentation. Ich gehe davon aus, Leuenbergers Begründung sei nicht ernst gemeint sondern als Gag . Es ist durchaus möglich dass viele Leser den Eindruck haben, der Bundesrat wolle sich tatsächlich mit der "billigen Ausrede" rechtfertigen. Wer davon ausgeht, dass ein Bundesrat tatsächlich bei Gütertransporten - ohne zu zahlen - parkieren dürfe, wird den Kopf schütteln. Ich empfehle deshalb, auf rhetorische Ironie zu verzichten. Rhetorische Ironie führt meist zu Missverständnissen. Aus meiner Sicht war es auch nicht geschickt, dass eine SP Stadträtin ihren Parteikollegen deckt. Dies hinterlässt den Eindruck: Ein Krähe hacke der anderen kein Auge aus.
Aus Blick online:
Die faulen Ausreden von Parksündern:
Mit seiner Ausrede ist Leuenberger in guter Gesellschaft: Müssen sich Schweizer Parksünder rechtfertigen, sind sie kreativ. Das zeigt eine Umfrage bei den Stadtpolizisten:
Oft gehört: das «Bisi»-Problem. «Ich musste ganz dringend! Hätte ich noch Geld einwerfen müssen, hätte ich in die Hosen gemacht.» Die Ausrede gibts auch in der Variante Durchfall – und mit dem Hinweis: «Schliesslich war das Polster im Auto ziemlich teuer».
Wer nicht selber muss, lässt die Kleinen herhalten: «Mein Kind konnte es nicht mehr ‹verheben›. Für die Parkuhr blieb keine Zeit mehr.»
Zeigt der Polizist kein Verständnis, heisst es: «Sie haben wohl keine Kinder, oder?» Sowieso sind immer die anderen schuld: «Ich wollte eigentlich schon lange zahlen, aber die Serviertochter kam einfach nicht.»
Die Serviertochter ist beliebig austauschbar mit anderem Fachpersonal: der Arzt, bei dem man warten musste, der Chef, der die Sitzung überzog.
Bundesrat Leuenberger definiert «Warenumschlag» mit einem Buch und ein paar Bildern. Es gibt Leute, die sehen es noch etwas grosszügiger: «Ein Brief-couvert ist ja auch eine Ware!»
Einige Verkehrsteilnehmer können einen Parkplatz nicht von einem Parkhaus unterscheiden. Die Polizisten kriegen dann zu hören: «Ich dachte, die erste Stunde sei gratis.»
Eine Mutter parkiert auf dem Fussgängerstreifen vor dem Kindergarten. Als unsere Gesetzeshüter sie auf ihren Fehler hinweisen, heisst es: «Wenn ich weiter weg parkiere, findet mein Kind das Auto nicht.»
Bei Einkaufszentren locken die Behindertenparkplätze. Sie sind schön nah beim Eingang und ersparen die lästige Parkplatzsuche.
Ertappte Falschparker entwickeln oft eine kurzfristige Sehbehinderung: «Ich konnte die Bodenzeichnung des Behindertenparkplatzes nicht sehen, sie war mit Laub (wahlweise: Schnee) zugedeckt. Die Tafel? Ist nicht gerade gut sichtbar angebracht, oder?»
Manche Parksünder halten sich aber gar nicht erst mit fantasievollen Erklärungen auf. Sie haben ganz grundsätzliche Probleme mit dem Bezahlen von Parkgebühren: «Ich zahle doch in dieser Stadt schon Steuern, da muss ich doch keine Parkgebühren bezahlen!»
Eins haben alle Ausreden gemeinsam: Zum Erfolg führen sie kaum . Es bleibt: richtig parken oder Busse akzeptieren. Nicht empfohlen – aber trotzdem beliebt – ist der Spruch: «Händ Sie nüt Wichtigers z’tue?»
Ende Zitat
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Falls Sie weitere originelle "faule Ausreden" kennen, bitte mailen Sie mir diese Tipps---> (k-k@bluewin.ch). Ich werde Sie auch noch publizieren. Anonym oder mit Namen - je nach Wunsch.
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