Reinhard Bütikofer kann wieder aufatmen
Als Grünen-Chef Reinhard Bütikofer in Nürnberg bei den Grünen ans Rednerpult trat, wusste er genau: Es geht um sein politisches Überleben. Die Hypothek: Im September beim Göttinger Sonderparteitag hatten die Delegierten gegen die Afghanistan-Politik der Parteispitze gestimmt. Bütikofer schien angeschlagen. Nach einer Umfrage trauten ihm nur noch 15 Prozent der Deutschen zu, die Öko-Partei aus der Krise zu führen.
In Nürnberg war zu erfahren: Bütikofer und seine Co-Vorsitzende Claudia Roth wollen zurücktreten, falls die 700 Delegierten der Sozialpolitik der Parteispitze die Zustimmung verweigern.
Wer den Auftritt des Grünen Chefs mitverfolgen konnte, stellte fest:
Mit verbissenem Gesicht und hochrotem Kopf warb Bütikofer für sein Modell einer sozialen Grundsicherung: Es sieht eine Anhebung des Arbeitslosengeldes II von 347 auf 420 Euro im Monat vor – und wird von nahezu allen grünen Spitzenpolitikern unterstützt. Dagegen fordern mächtige Landesverbände ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger in Höhe von 420 Euro.
Bütikofer flehte: „Lasst uns fair und respektvoll miteinander umgehen.“
Nach langer, fast fünfstündiger Debatte hoben die Delegierten in Nürnberg die Stimmkarte. 58,6 Prozent sind für den Antrag des Vorstands.
Auf dem Podium war hernach der Grünen-Chef mit regungslosem Gesicht zu sehen. Es dauerte knapp zehn Sekunden, dann liess Bütikofer Luft ab, begann zu lächeln. Der Kelch war an ihm vorbeigegangen.
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