Samstag, 1. März 2025

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Blick auf aktuelle Kommunikationsstrategien

In der modernen Kommunikationswelt haben sich Gratisangebote als wirkungsvolle Marketingstrategien etabliert. Ein Beispiel aus der Praxis liefert der Rhetoriktrainer Matthias Pöhm, dessen Ansatz durchaus interessante Einblicke in die Funktionsweise solcher Konzepte bietet. Er entwickelte mit seiner Community eine umfangreiche Sammlung schlagfertiger Antworten, indem er alltägliche Vorwürfe veröffentlichte und seine Leserschaft einlud, passende Reaktionen einzusenden. Aus dieser zunächst kostenlosen Sammlung im Netz entstand später ein Buchprojekt – eine durchaus geschickte Umwandlung von frei verfügbaren Inhalten in ein verkäufliches Produkt.

Videoformate als Kommunikationsmedium

Ein weiterer Ansatz im Bereich der Gratisangebote sind kurze Videoformate. Während ich selbst über Jahre hinweg kostenlose Fachinformationen zur Medienrhetorik im Netz publizierte – etwa zu Themen wie «Die Macht des Bildes» oder «Die Wirkung der Sprechpause» –, blieben die Leserzahlen vergleichsweise überschaubar. Der Zugang über kurze, strukturierte Videosequenzen scheint hingegen auf deutlich mehr Resonanz zu stossen.

In diesem Format werden typischerweise nur wenige ausgewählte Tipps zu einem spezifischen Kommunikationsthema präsentiert. Beispielsweise werden in einem solchen Videobeitrag drei Elemente vorgestellt, wie man mit fremden Menschen eine Verbindung aufbauen kann: Die gezielte Verwendung des Namens im Gespräch (idealerweise drei bis fünf Mal, nicht zu oft wie bei manchen Verkaufsgesprächen, aber auch nicht gar nicht), kleine Aufmerksamkeiten als Türöffner und wohlüberlegter, dosierter Körperkontakt als Verbindungselement.

Die konsequente Bereitstellung kostenloser Inhalte kann, wenn sie professionell umgesetzt wird, durchaus zum Aufbau einer Reputation als Fachperson beitragen. Es gibt Kommunikationstrainer, die auf diesem Weg beachtliche Reichweiten erzielen und parallel dazu kostenpflichtige Seminare zu entsprechenden Preisen anbieten können.

Überlegungen für die Kommunikationspraxis

Das Beispiel zeigt: Die Bereitstellung kostenloser Inhalte kann eine wirksame Strategie sein, wenn sie konsequent umgesetzt wird. Entscheidend sind dabei die Relevanz der Inhalte für die Zielgruppe, eine klare Struktur und verständliche Aufbereitung sowie eine regelmäßige Veröffentlichung. Auch die Einbindung der Community kann, wie im Fall der Schlagfertigkeitssammlung, einen Mehrwert erzeugen.

Für Kommunikationsfachleute lohnt es sich, solche Mechanismen zu verstehen und kritisch zu reflektieren, inwiefern ähnliche Ansätze für die eigene Arbeit adaptiert werden könnten. Nicht jede Gratiskultur führt automatisch zum Erfolg – aber ein durchdachtes Konzept kann sowohl für die Anbieter als auch für die Nutzer einen Mehrwert schaffen.



Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik, Berater und Autor von rhetorik.ch.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.


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