Das ist der Hostile-Media-Effekt
Argumente, die nicht unserer Meinung entsprechen, nehmen wir als Angriff wahr
Alle Seiten fühlen sich bestätigt, weil jeder herausliest, was seine Meinung stützt. Wie kann das sein?
«Den Medien glaube ich nicht mehr – die bevorzugen immer die anderen!» Diese Aussage hört man immer häufiger, nicht nur von US-Präsident Donald Trump (73). Der Vorwurf von «Fake News» ist verbreitet.
Alle Seiten fühlen sich bestätigt, weil jeder herausliest, was seine Meinung stützt. Wie kann das sein?
«Den Medien glaube ich nicht mehr – die bevorzugen immer die anderen!» Diese Aussage hört man immer häufiger, nicht nur von US-Präsident Donald Trump (73). Der Vorwurf von «Fake News» ist verbreitet.
Faszinierend
dabei ist: Oft haben beide Seiten in einem Streit das Gefühl, die
Medien würden die andere Seite bevorzugen. Zum Beispiel in der Corona-Debatte:
Wer für eine sofortige und totale Öffnung ist, sieht in der Zeitung
lauter Argumente gegen die schnelle Öffnung. Wer aber für eine langsame
Öffnung ist, sieht in denselben Artikeln vor allem Argumente, wieso es
schneller gehen sollte. Warum ist das so?
«Das
ist der Hostile-Media-Effekt», erklärt Kommunikationswissenschaftlerin
Katharina Sommer von der Universität Zürich. «Wir nehmen Argumente, die
nicht unserer Meinung entsprechen, als Angriff wahr und wehren uns
dagegen.»
«Durchblick»-Hörer
Bernhard wünscht sich eine Lösung für diesen Effekt. Er möchte weniger
Misstrauen in der Bevölkerung. Auf der Suche nach dieser Lösung reisen
Nico und Amila in der neunten Podcast-Episode bis in die Steinzeit
zurück. (Quelle: Blick)
Lexikon der Psychologie:
Vallone, R. P., Ross, L. & Lepper, M. R. (1985). The hostile media phenomenon: Biased perception and perceptions of media bias in coverage of the Beirut massacre. Journal of Personality and Social Psychology, 49, 577–585.
Giner-Sorolla, R. & Chaiken, S. (1994). The causes of hostile media judgments. Journal of Experimental Social Psychology, 30, 165–180.
Lexikon der Psychologie:
Hostile-Media-Effekt
(= H.) [engl. hostile feinselig], [MD], bezeichnet das Phänomen, dass die Anhänger einer best. Position bzgl. eines Themas dazu tendieren, die mediale Berichterstattung zum betreffenden Gegenstand als unfair wahrzunehmen. Vallone et al. (1985) zeigten, dass zwar häufig eine Mehrheit der Mediennutzer die Berichterstattung als ausgewogen empfindet, diejenigen Rezipienten allerdings, die die mediale Darstellung als einseitig wahrnehmen, haben überwiegend den Eindruck, sie sei zu Ungunsten ihrer eigenen Meinung verzerrt. Auf diese Weise entsteht die Situation, dass sich die Anhänger unterschiedlicher Positionen gleichermaßen durch denselben Bericht als benachteiligt empfinden. Der H. tritt bei einer neutralen medialen Darstellung eines Themas auf, wenn es sich um einen strittigen Inhalt handelt und eine stark polarisierte Anhängerschaft involviert ist (Giner-Sorolla & Chaiken, 1994).Autor/en
Literatur
Krämer, N. C. (2008). Hostile Media Effect. In N. C. Krämer, S. Schwan, D. Unz & M. Suckfüll (Hrsg.), Medienpsychologie: Schlüsselbegriffe und Konzepte (S. 139–143). Stuttgart: Kohlhammer.Vallone, R. P., Ross, L. & Lepper, M. R. (1985). The hostile media phenomenon: Biased perception and perceptions of media bias in coverage of the Beirut massacre. Journal of Personality and Social Psychology, 49, 577–585.
Giner-Sorolla, R. & Chaiken, S. (1994). The causes of hostile media judgments. Journal of Experimental Social Psychology, 30, 165–180.
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