Mittwoch, 25. September 2019

Weshalb ignoriert der Mensch Tatsachen?

Weshalb ignoriert der Mensch Tatsachen?

von Marcus Knill

Der Kognitionspsychologe Stefan Schulreich gibt im Bento Erklärungen: wie Menschen Informationen verarbeiten und bewusst oder unbewusst Information auch ignorieren. Psychologische Faktoren wie Emotion, Stress und Wahrnehmung spielen dabei eine Rolle. Ein paar beachtenswerte Punkte aus diesem Interview:

  • Wir machen beim Datenverarbeiten Fehler. So kommt es, dass wir Fakten nicht als solche anerkennen können oder wollen. Das kann passieren, wenn wir unter Zeitdruck stehen oder wenn Informationen mehrdeutig sind.
  • Es gibt das Phänomen des Confirmation Bias, was "Bestätigungsfehler" heisst. Wir nehmen Information selektiv wahr, immer genau so, wie sie zu unserem Weltbild passen.
  • Man kennt in der Sozialpsychologie den "Dunning-Kruger-Effekt": wer inkompetent in einem Gebiet ist, überschätzt die Kompetenz systematisch. Wer kompetent ist, weiss, was man nicht weiss und unterschätzt, wie kompetent man ist.
  • Der Dunning-Kruger Effekt kann zu Kommunikationsproblemen führen: allzu vorsichtigen Aussagen setzen sich weniger durch. Das Publikum bekommt den Eindruck, man habe keine Ahnung.
  • Emotionale und motivationale Faktoren spielen beim Datenverarbeiten  eine grosse Rolle. Emotionen steuern unser Denken und Verhalten.
  • Auch Stress beeinflusst kognitiven Fähigkeiten. Motivationale Faktoren hingegen wirken eher langfristig.
  • Bedürfnisse, Werte und Vorstellungen haben einen Einfluss über Bewertungen.
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  • KOMMENTAR:
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  • Wie kann man sich trotzdem durchsetzen?
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  • Mit Fakten. Und mit Vertrauen.
  • Es ist wichtig, Fakten so zu vermitteln, dass sie einfach verarbeitet werden können und dadurch akzeptiert werden. Dies ist möglich, dank ehrlichem Interesse am Gegenüber und wenn wir auf seine Werte und Sichtweise ernsthaft eingehen.




Wir können etwas gegen Vorurteile tun:

- Wir sollten uns immer wieder bewusst machen, dass wir Informationen selektiv verarbeiten.
- Setzen wir uns deshalb  mit anderen Meinungen  auseinander. Es lohnt sich stets, die Perspektive zu wechseln.
- Berücksichtigen wir, dass vor allem Emotionen unser Denken und Verhalten steuern.
- Argumentieren wir  mit konkreten Beispielen, konkreten Erlebnissen,  Bildern, die mit den Fakten gekoppelt werden.
- Bleiben wir uns bewusst:  Emotionen schaffen den Nährboden für Fakten.
- Erst wenn Dialoge nichts bringen ist NICHT-REDEN eine Option. Bei Sektierern, Extremisten wissen wir, dass  sie niemand überzeugen kann. Auch Fakten perlen an ihnen ab. Ein Vegetarier wird man nie überzeugen können, Fleisch zu essen. In solchen Fällen bringen uns Auseinandersetzungen nicht weiter.
Leider brechen wir  Diskussion  zu oft vorschnell  ab; mit der Begründung, das Gegenüber sei mit den  unliebsamen Argumenten ein Sektierer, ein Extremer. Die Verweigerung von Dialogen soll jedoch immer eine Ausnahmesituation bleiben. Gesprächsverweigerung signalisiert nach aussen: Kapitulation.
 

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