Die Medien nahmen TRUMP nicht ernst
Es genügt nicht, nur Fakten zu checken
Weil die Journalisten angenommen hatten, Clinton werde sicher gewählt, wurde Trump nur lächerlich gemacht. Es war als Clown ein dankbarer Quotengarant.
Nicht einer der hundert auflagenstärksten Zeitungen in den USA hat im
Wahlkampf Donald Trump unterstützt. Nicht einmal Medien wie der stramm
konservative TV-Sender Fox News stellten sich eindeutig hinter den
Polit-Neuling aus New York. Und trotzdem hat Trump die Wahl ins Weisse
Haus gewonnen. Der Journalist und Medienmanager Wolfgang Blau sagt,
zwischen Trump und den Medien gibt es ein grosses Missverständnis.
Radio SRF hat Wolfgang Blau gefragt, um welches Missverständnis es sich handelt.
Es genügt nicht: Nur Fakten zu checken.
Wolfgang
Blau: Die Medien haben es versäumt, Trump ernst zu nehmen.
Sie nahmen
ihn aber beim Wort und haben vor allem darauf vertraut, Fakten zu
überprüfen, um ihn zu widerlegen. Aber Trumps Wähler nahmen es mit den
Fakten nicht so genau. Viele wussten wohl, dass er nie eine Mauer an der
Grenze zu Mexiko bauen können wird. Aber sie haben ihn ernst genommen.
Ein anderes Missverständnis lag wohl auch darin, mehr oder minder qualitative Argumente von Trump oder der Brexit-Befürworter, die sich um Themen wie Identität drehten, mit quantitativen Argumenten bekämpfen zu wollen, also mit dem Fact-Checking.
Was sollen Journalisten denn anderes tun, als Fakten zu suchen, um konkrete Aussagen zu erhalten?
Es gibt kein Entweder-oder. Journalismus hat schon immer beides getan, analysiert und kommentiert. Beim Brexit haben es die Medien versäumt, an einem überzeugenden Narrativ für einen Verbleib in der EU zu arbeiten.
Bei Clinton war es aber anders. Da gab es durchaus ein für viele überzeugendes Narrativ für Clinton. Und es gab Berichte über die Leute, die im Mittleren Westen ihren Job verloren haben und zu Trump neigen könnten.
Das Clinton-Lager war weniger leidenschaftlich. Es ging darum, etwas zu verhindern. Der stärkste Clinton-Narrativ war: Trump muss verhindert werden. Es war ein Verhinderungswahlkampf. Ähnlich war es in Grossbritannien, wo es darum ging, den Brexit zu verhindern, nicht darum, die EU zu ermöglichen.
« Trump hat für gute Quoten gesorgt »
Denken Sie, Trump-Wähler informieren sich überhaupt noch über die traditionellen Medien?
Man weiss, dass die Mehrheit der US-Amerikaner sich über Facebook informiert. Es gibt dort ein Dienstleister, der ein Ranking erstellt hat, welches die meist geteilten Nachrichtenquellen waren auf Facebook. Da dominierten die rechten bis sehr rechten Medien, bis hin zur Internet-Seite Breitbart News Network, die stärker geteilt wurde als beispielsweise die liberale New York Times.
In den sozialen Medien bewegen wir uns oft in Filter-Blasen, bekommen wir immer wieder unsere eigene Meinung gespiegelt. Welche Rolle spielte das in diesem Wahlkampf?
Ich bin beispielsweise auf Facebook mit über 2700 Menschen befreundet und nutze Facebook seit vielen Jahren. Facebook hat bei mir also sehr viele Datenpunkte, die eigentlich besagen müssten, dass ich mich über ein breites politisches Spektrum über viele Länder hinweg täglich informiere.
« Journalisten würde mehr Empathie guttun »
Was müssten Journalisten ändern, um die Leute doch noch zu erreichen?
Journalisten müssen sich stärker damit auseinandersetzen, dass – selbst wenn sie nicht viel Geld verdienen – sie in aller Regel wohlhabender sind als die Menschen, über deren Wahlverhalten sie sich nun wundern. Journalisten würde mehr Empathie guttun, um zu spüren, wie es sich anfühlt, mit grösster Wahrscheinlichkeit nie mehr einen Job zu bekommen, oder dass auch die eigenen Kinder wahrscheinlich nie eine Festanstellung bekommen werden, wie man sie selbst einmal hatte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen