Wir werden laufend mit Wünschen, Anfragen oder Erwartungen überhäuft.
Uns fällt es schwer, "Nein" zu sagen. Beispielsweise:
Der Chef will von Ihnen kurz vor Feierabend noch eine Besprechung. Sie haben
jedoch schon eine Verabredung. Jemand will Ihr funkelnagelneues Auto ausleihen,
das Sie aber nicht hergeben möchten.
Weshalb fehlt uns der Mut das "Nein" auszusprechen, obschon wir bei der Anfrage
eindeutig "Nein" denken und "Nein" fühlen?
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Das Nein kommt uns aus verschiedenen Gründen recht schwer über die Lippen:
- weil wir anderen helfen möchten - "Helfersyndrom";
- weil wir uns im Grunde genommen freuen, wenn wir unentbehrlich sind;
- weil wir niemanden verletzen oder vor den Kopf stossen möchten;
- weil wir Angst haben, nicht mehr geliebt zu werden;
- weil wir überrumpelt wurden.
Es kann aber auch unvorteilhaft sein, künftig alle Wünsche
von Mitmenschen abzulehnen und immer nur auf die eigenen Vorteile
bedacht zu sein. Auch wir sind immer wieder auf die Hilfsbereitschaft
Anderer angewiesen. Der Partner, der von Ihnen
einen Korb bekommen hat, kennt möglicherweise bereits den
folgenden Zeitspartipp aus einem Zeitmanagement Büchlein:
"Begegnen Sie jemandem, der sofort Nein sagt, versuchen Sie nach
Möglichkeit, das Gespräch zu beenden und gehen Sie weg.
Eine Person, die von vornherein mit Nein antwortet, ist die
grösste Zeitverschwendung überhaupt!"
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Aus dem Buch: Hedrick, Lucy J: 365 Tipps, Zeit zu sparen, New York, 92
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Es geht deshalb beim Nein-Sagen lediglich um das richtige Mass.
Wir sollten daher nie JA sagen, wenn wir Nein meinen.
Fragen zum Überlegen:
Prüfen Sie, ob Sie nicht oft Verpflichtungen übernehmen,
obschon Sie zu wenig Zeit dafür haben. Wenn Sie sich öfters
ausgenutzt fühlen und ständig zusätzliche Aufgaben
übernehmen müssen, währenddem sich andere immer
drücken, fragen Sie sich:
- Warum zögere ich mit dem Nein?
- Weshalb fällt es mir so schwer, Nein zu sagen?
- Wann habe ich zuletzt nachgegeben, jedoch Nein gedacht?
(Den Fall nun einem Partner konkret erzählen, beschreiben
oder wenigstens für sich notieren).
- Welche Vorteile brächte mir das Nein sagen?
Will Ihnen wieder einmal ein Mitmensch eine Aufgabe aufhalsen, sollten
Sie überlegen: Bin ich der richtige Ansprechpartner oder sucht der
andere nur den bequemeren Weg? Ist die angebotene Aufgabe überhaupt
interessant? Lenkt mich die neue Aufgabe von wichtigen Tätigkeiten ab?
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So können Sie Nein sagen lernen:
- Prüfen Sie den Wunsch oder das Anliegen!
- Wenn Sie das Begehren innerlich ablehnen, warten Sie nicht, sagen Sie sofort NEIN!
"Ich freue mich, dass Sie an mich gedacht haben, aber...."
- Fühlen Sie sich überrumpelt: Bitten Sie um Bedenkzeit!
- Müssen Sie sich sofort entscheiden, zählen Sie innerlich
ruhig bis 10!
(Denken, Überlegen, Sachverhalt wiederholen, Pause. Dann: Nein.
- Begründen Sie kurz und sachlich die Ablehnung.
(Keine Rechtfertigungen, keine Ausreden, keine Notlügen).
- Empfehlen Sie eine Alternative (Namen vorschlagen).
- Intelligent Nein sagen: "Nein, aber ich schlage vor: A oder B."
"Könnte man nicht A und B verbinden?"
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Erkenntnis:
Das "Nein-Sagen" lernen ohne das Gegenüber zu verletzen,
muss gründlich geübt werden. Es gibt gute Seminare, K+K hilft
Ihnen gerne weiter. Das "freundlich Nein sagen lernen" ist für
viele völlig neu. Freundlichkeit heisst nicht nachgeben. Wenn wir
Grenzen setzen, so dürfen wir nie "um den heissen Brei" herum reden.
Wir sollten jedoch Verständis für die Anliegen des Bittstellers
zeigen - auch wenn wir nicht mit dem unterbreiteten Wunsch einverstanden sind.
Nur weil eine Bitte berechtigt erscheint, brauchen wir diese noch lange nicht
zu erfüllen. Ein klares, freundliches Nein wird in der Regel akzeptiert.
Das Wörtchen "Nein" an der richtigen Stelle kann uns viel Zeit sparen.
Beim Nein sagen gilt auch das "Harvard-Konzept". Hart in der Sache, aber
freundlich im Ton.
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Literaturhinweis:
Fisher R. und Ury W.; Das Harvard-Konzept, Campus, Frankfurt/M
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