Montag, 10. Oktober 2016

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Bei jeder Schlammschlacht besudeln sich beide Seiten



Marcus Knill

Beim zweiten Duell schenkten sich die beiden Kontrahenten nichts. Unterstellungen und Beleidigungen dominierten. Beim ersten Duell trug Clinton rot, nun stach das Rot bei Trumps Kravatte hervor. Hillarys Farben: Dunkel und Weiss. Die alte peinliche Videogeschichte verniedlichte der «Angeklagte» als «Umkleidegespräch» und griff die Konkurrentin umgehend frontal an.
Er forderte Haft für ihren fahrlässigen Umgang mit den dienstlichen E-Mails. Wiederum versuchte Clinton zuerst die Angriffe weg zulächeln. Doch verging ihr in diesem Duell bald das Lachen. Ihre Konter versandeten zu oft im Allgemeinen: «Alles was Trump sagt, stimmt nicht». Ihre Wir-Kernbotschaft wiederholte sie jedoch geschickt: «Ich eine die USA».
Die Vorwürfe mit den E-Mails gestand sie offen ein. Trump anderseits wich bei den Fragen vielfach aus. Möglicherweise holte Trump bei seinen Fans mit seiner offensiven Haltung erneut Punkte. Doch erntete wohl – vor allem bei den Unentschiedenen — Clinton mehr Punkte.
Trump ist aus meiner Sicht nach wie vor angeschlagen. Die grösste Hypothek für ihn sind jene republikanischen Politiker, die sich seit der Videogeschichte gegen ihn stellen und ihn sogar zum Rücktritt mahnen. Diese Gegner in den eigenen Reihen könnten einen gefährlichen Dominoeffekt in der Öffentlichkeit auslösen. Dann würde dies für Trump schon vor der Wahl das Knockout.
Was aufgefallen ist: Am Anfang verweigerten beide den Handschlag. Dies symbolisierte die ernsthafte Zerwürfnis. Die sexistischen Äusserungen dominerten den Themenkatalog. Bill Clinton im Hintergrund wirkte angespannt, als Trump seine «sexuellen Uebergriffe» thematisierte.
Am Anfang fiel auf, dass sich Trump enorm zusammennahm. Seine übliche hektische Gestik fehlte völlig. Wahrscheinlich wurde er für dieses Duell gezielter vorbereitet. Der Ton war aber auf beiden Seiten giftiger, aggressiver. Beide warfen sich gegenseitig «Lügner» und moralisches Versagen an den Kopf.
Es gilt zu bedenken: Bei jeder Schlammschlacht besudeln sich immer beide Seiten. Hillary Clinton war weniger souverän, als im ersten Duell. Das Verhalten wirkte anderseits auch weniger einstudiert. Sie scheute in diesem Duell den Nahkampf nicht. Erst am Schluss hatte das Duell noch eine versöhnliche Note. Die letzte Frage, ob die Kandidaten am jeweils anderen doch noch etwas Positives sehen, war überraschend. Trump lobte Clintons Kämpferherz, Clinton Trumps Kinder.

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