Freitag, 22. April 2016

VERSCHWENDEN vs. SPAREN

Geiz ist nicht immer geil  
Die Sparwut kann auch kontraproduktiv sein.

Sparen ist eine Kunstform: Sie verlangt Einfallsreichtum, Durchsetzungskraft und Grausamkeit. Nur wenige Menschen erreichen darin höchste Meisterschaft, wie etwa der verstorbene Aldi-Gründer Karl Albrecht (18 Milliarden Euro Vermögen), der immer als Erstes das Licht löschte, wenn er einen Raum betrat.
So weit ist der Kanton Zürich (noch) nicht. Auch wenn die gerade beschlossenen Sparmassnahmen viele schmerzen; es könnte noch viel härter kommen. Das zeigt folgende Übersicht über Spitzenleistungen im Sparen.
Ich zitiere Tagi-online:

Quetschen über den Wolken
 
Unter den Fluggesellschaften gilt die irische Ryanair (auch der «Walmart der Lüfte» genannt) als Königin des Sparens, nur mit dem absoluten Geizgehör drückt man die Preise auf 15 Franken pro Flug. Ryanair-Chef Michael O’Leary verkündet seine Sparvisionen gerne öffentlich. Da in der Luft jedes Gramm zählt, verringert Ryanair Gewicht, wo es nur geht. 
 Bildergebnis für Jedes Gramm zählt
Das Bord-Magazin besteht aus dünnem Papier, in die Getränke kommt kaum Eis, Flight-Attendants werden belohnt, wenn sie abnehmen. Dicke Passagiere sollen im Gegensatz einen Aufpreis bezahlen müssen («fat tax»). Ryanair prüft zudem, zwei von drei Toiletten pro Flugzeug zu entfernen, für die Benutzung der letzten muss man bezahlen. Co-Piloten bezeichnete O’Leary als überflüssig, und die Passagiere sollen alle ihre Koffer selber verladen. Der grösste Traum des CEO wäre aber, alle Sitze herauszureissen und die Passagiere aufrecht ins Flugzeug zu reihen – was die Kapazität locker verdoppeln würde. Um nicht umzukippen, könnten sich die Stehflieger an Stangen halten und mit Riemen anschnallen. (bat)
 
Es hätte sich gelohnt
 
Die Quaibrücke ist das engste Nadelöhr des Zürcher Trambetriebs. Fünf Linien zwängen sich dort durch und stauen sich hintereinander. Das ist schon sehr, sehr lange so, und ein Ende ist nicht abzusehen. Denn die Brücke hat nur zwei Tramgleise, als ob es sich um eine x-beliebige Strecke handelte. Vor etwa 30 Jahren wollte die Stadt die Not mit einem dritten Tramgleis lindern. Doch der Gemeinderat wollte sparen und lehnte das Projekt ab. Es war ein Akt der Kurzsichtigkeit, der den Akteuren das Gefühl vermittelte, sie seien kluge Finanzpolitiker. Doch haben sie letztlich nur 30 Jahre Verzweiflung bei unzähligen Trampassagieren erzeugt und ein Vielfaches von Ausgaben, denn eines Tages muss das dritte oder vierte Gleis auf der Quaibrücke kommen. Und dieses wird dann sehr, sehr viel teurer werden als das damals abgelehnte. (jr)
 
Verdünnung des WC-Papiers

Bildergebnis für Sparwut
 
Viele Firmen setzen beim Sparen auf die Räppler-Methode in der Hoffnung, viele Minikürzungen zu einem Gewinn anzuhäufen. Zum gängigen Repertoire gehören das Streichen von Mitarbeiteranlässen und Firmenfesten, das Erhöhen der Kaffeepreise, das Schliessen der Kantine, Einschränkungen beim Kopieren und Drucken sowie die Verknappung von Büromaterial. Fortgeschrittenere Firmen befehlen ihren Angestellten, Skype zu nutzen statt der normalen Telefone. In die düsteren Toiletten hängen sie «Dunkel ist sexy»-Schilder, was dazu passt, dass die Räume nur noch zweimal pro Woche geputzt werden und das dünnste, billigste WC-Papier aufliegt. In manchen amerikanischen Firmen müssen Angestellte gar ihren Abfall eigenhändig zum Container tragen.
Das alles bewirkt laut Studien oft das Gegenteil. Denn das Personal fühlt sich schikaniert. Als Trotzreaktion stehlen Angestellte mehr Büromaterial, arbeiten weniger lange und lassen sich öfters krankschreiben. Das kostet Firmen deutlich mehr, als sie herausholen. (bat)
 
Schwarmsparen
 
Effizienter scheint es, auf den Geiz der Angestellten zu setzen. So fordert ein amerikanisches Spital seine Angestellten dazu auf, selber Kürzungen vorzuschlagen. Wird eine Empfehlung erfolgreich umgesetzt, werden die Angestellten am herausgesparten Gewinn beteiligt. Das Modell gilt als Grosserfolg. Man lerne: Menschen sparen gern, solange für sie etwas abfällt. (bat)


Rauchen gefährdet Ihr Budget
 Bildergebnis für rauchen gefährdet die gesundheit
Einige amerikanische Firmen stellen keine Raucher mehr an. Denn ein rauchender Mitarbeiter soll pro Jahr 3391 Dollar mehr kosten als ein abstinenter. Raucher machen mehr Pausen und müssen öfter zum Arzt. Wie sich Schokoladenkonsum auf die Produktivität auswirkt, ist noch nicht erforscht. (bat)
 
Lernen von den Grosseltern
 
Im Internet wimmelt es von Tricks, wie sich das Leben noch ein paar Rappen günstiger bewältigen lässt. Viele davon kannten schon unsere Grosseltern, was die Wirksamkeit solcher Klassiker aber überhaupt nicht beeinträchtigt:

Nur einmal duschen pro Woche, an den restlichen Tagen reicht die Katzenwäsche mit dem Waschlappen. Und statt Duschgel tuts auch Kernseife.

Die Zahl der WC-Besuche verringern (spart Wasser und Toilettenpapier).

• Bis das Wasser warm aus der Dusche kommt, dieses in einem Eimer auffangen und zum Blumengiessen oder Toilettenspülen brauchen. 

Wände rot oder orange streichen, das erhöht die gefühlte Zimmertemperatur. Dazu Vorhänge ziehen, die Läden hinunterdrehen und sich warm ankleiden – schon muss man kaum mehr heizen. 

Teebeutel mehrmals brauchen. 

Alte Handtücher oder Bettlaken zerschneiden, das gibt beste Putzlappen.

Zerrissene Damenstrümpfe als Kaffeefilter einsetzen.

Kaputte Filzstifte lassen sich mit einem kurzen Essigbad reparieren
.
Regenschirme mit Haarspray fixieren, so halten sie länger. (bat)
 
Übers Ziel hinaus
 
Gegen harte Sparforderungen wehrt man sich am besten, indem man ihre radikale Umsetzung androht. Diese Taktik wandte der Zürcher Regierungsrat 2003 an, als er skizzierte, was alles nötig sein werde, um die Wünsche der SVP zu erfüllen: das Opernhaus schliessen, Wirtschafts-, Drogen- und Gewaltdelikte nicht mehr verfolgen, die Gefängnisse leeren oder stark überbelegen, die Uni halbieren, die S-Bahn ab 20 Uhr einstellen, auf die Glatttalbahn verzichten, keine Strassen mehr bauen. Der Aufschrei war riesig, die folgenden Sparmassnahmen blieben bescheiden. (bat)
 
Zahlen fürs Bestraftwerden
 
Die Schwester des Sparens ist das Einkassieren. Weil dessen einfachste Variante, die Steuererhöhung, bei Sparparteien wenig Beliebtheit geniesst, hat der Kanton Zug einen anderen Weg gefunden: die Ausweitung des Verursacherprinzips im Polizeiwesen. Sprich: Wer einen Unfall baut, muss die Kosten für Sicherung und Verkehrsregelung selber übernehmen (falls beides länger als zwei Stunden dauert); auch das Ausstellen eines Strafzettels kann teuer werden. Den Betroffenen werden diese Gebühren ein besonderes Vergnügen bereiten: Man kriegt eine Busse und muss auch noch dafür bezahlen. (bat)
 
Eine Freude für Einbrecher
 
Auch in England kämpft die Polizei mit Geldproblemen. Wegen der Sparprogramme der Tory-Regierung hat sie in vier Jahren über ein Viertel ihres Budgets und 70 000 Beamte verloren. Das schlägt langsam aufs Angebot durch. So kündigte die oberste britische Polizistin letzten Sommer an, dass die Polizei bei Einbrüchen nicht mehr zwingend am Tatort vorbeikommen werde. Dafür habe man zu wenig Personal, und die Beweise könne man auch «auf andere Weise» sichern. Der Kanton Zug würde das Problem auf seine Art lösen: Dort besuchte die Polizei nur noch jene Diebstahlopfer, die dafür bezahlen. (bat)
 
Ein Vergnügen für Diebe
 
Immer mehr Supermärkte rationalisieren mit Selfscanning ihre Kassiererinnen weg. Ihren Kunden wollen sie dabei weismachen, dass sie durch das Übernehmen dieser Arbeit Zeit gewinnen. Mit Bargeld an der Kasse geht es aber deutlich schneller, zeigt eine Studie des Handelsinstituts EHI in Köln. Eine andere Studie der Universität Cambridge ergab überdies, dass im Schnitt jeder unehrliche Kunde mit Selfscanning 18 Euro im Monat einspart. Solche Ladendiebstähle erleichterten die britischen Einzelhändler um 2 Milliarden Euro im Jahr. So wird weder Zeit (Kunde) noch Geld (Händler) gespart, einzig die Arbeitsplätze der Kassiererinnen verschwinden. (roc)
 
Auch Schreiben kostet
 
Als Protest gegen Budgetkürzungen haben Kritiker im Internet einen «Austeritätsgenerator» gebaut, der neue Sparmassnahmen entwickelt. Zum Beispiel: Griechenland darf auf allen amtlichen Dokumenten keine Grossbuchstaben mehr verwenden. Das senkt den Tintenverbrauch. (bat)
(Tages-Anzeiger)

KOMMENTAR: Alles Extreme ist schlecht.
Schalten wir den gesunden Menschenverstand nicht aus!
Das gilt beim "Sich VORAUSGABEN (Verschwenden)" und beim SPAREN.  

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