Medienclub- Analyse
Marcus Knill
Die Sendung hatte den Auftrag, die Auseinandersetzung der medialen Berichterstattung über die Flüchtlingsfrage ins Zentrum der Diskussion zu rücken. Doch schon früh begannen die Gäste (A. Schwarzer, D. Binswanger, Ph. Gut, Samir) politisch und ideologisch zu argumentieren und sich gegenseitig mit polemischen Bemerkungen zu provozieren. Moderator Franz Fischlin mahnte Ruhe und Anstand an und verwies aufs Thema. Intervenierte immer wieder. Doch die Gäste liessen sich nicht beirren. Alle vier schienen eine Mission zu haben und nicht interessiert zu sein an konkreten Fragestellungen. Auch als Fischlin sagte, das Hickhack diene niemandem und vor allem auch dem Publikum nicht, blieben die Gäste in ihrem lauten Stör und Provozier-Modus und sprachen über Politik, statt über sich, die Medien.
Die besten Momente hatte die Sendung dann, wenn die Gäste innehielten. So zum Beispiel als Alice Schwarzer darüber sprach, dass Bundeskanzlerin Merkel die mediale Wirkung des Selfies mit einem Flüchtling wohl unterschätzt habe, oder wie sie bei ihrer Zeitschrift «Emma» Flüchtlingsbilder ausgewählt habe. Auch dort, wo es um das Bild des ertrunkenen Flüchtlingskinds Aylan und den Folgen der Veröffentlichung ging, war der Club aufschlussreich.
Es war keine leichte Aufgabe für den Moderator. Wenn die Diskussion entgleitete, versuchte er als Gesprächsleiter wieder zum Thema zurückzuführen. Er machte das konsequent. Stellte auch heikle Fragen über die die Positionierung der Medien (Stichwort Lügenpresse). Insofern war es auch gut, dass ein Vertreter der «Weltwoche» eingeladen war. Wenn über Sachfragen wie «Lügenpresse», aber auch über konkrete Titelbilder der «Weltwoche» diskutiert wird, darf eine Medienanstalt nicht nur eine Sicht zu Wort kommen lassen. In Deutschland wurde dieser Fehler gemacht. In verschiedenen Diskussionsrunden wurde die AfD bewusst ausgeklammert. Politiker verweigerten die Teilnahme, wenn ein Vertreter der AfD vorgesehen war. Die Folgen haben wir nun gesehen: Die Wahlresultate sprechen für sich.
Fazit: Eine Diskussion über Medien kann nur dann funktionieren, wenn die daran teilnehmenden Medienschaffenden zum Dialog und zur Reflexion bereit sind. Emotionen bringen einen gewissen Unterhaltungswert. Mehr nicht.
BLOG (aus PERSOENLICH.com)
Emotionen statt Reflexion