Freitag, 22. Januar 2016

Hat ein Bundesrat dem Terrorimus zum Erfolg verholfen?

Die  erwähnten Bedenken im Deal Bundesrat Grabers mit den PLO wird nun in den Medien  bereits diskutiert:

Mit dem PLO-Abkommen habe sich die Schweiz erpressbar gemacht und sich der Terrorlogik gebeugt, kritisieren nun Schweizer Politiker.

Bundesrat Pierre Graber spricht anlässlich der Ständeratsdebatte zur Kürzung des UNESCO-Beitrages der Schweiz, aufgenommen am 3. Dezember 1974 in Bern.
Bundesrat Pierre Graber spricht anlässlich der Ständeratsdebatte zur Kürzung des UNESCO-Beitrages der Schweiz, aufgenommen am 3. Dezember 1974 in Bern. Bild: STR/Keystone


Ich zitiere den Tagi:

 Oliver Diggelmann, Professor für Völkerrecht an der Universität Zürich: «Zu den Zielen des Terrorismus zählt immer ganz wesentlich, dass die angegriffenen Staaten ihre eigenen Rechtsgrundsätze verletzen. Insofern hat Graber den Terroristen zum grösstmöglichen Triumph verholfen.» Neutralitätsrechtlich sei das Abkommen kein Problem – das wäre nur dann der Fall, wenn zwei Staaten involviert gewesen wären. «Neutralitätspolitisch hingegen ist das Abkommen hochbrisant. Denn der emotionale Kern der Neutralität wurde verletzt, Graber beging damit aus meiner Sicht einen Verrat an der Ethik des Neutralen.» Nicht nur das: Graber habe auch einen Verrat an allen anderen Staaten begangen, die als Zielscheibe des palästinensischen Terrors infrage kamen: «Indem er für die Schweiz einseitig Verschonung aushandelte, mussten diese umso mehr mit Anschlägen rechnen. Damit untergrub Graber das Fundament schweizerischer Neutralitätspolitik.»


Machiavelli und die PLO


Tat er das wirklich? War das ein Verrat an der Neutralität? Es sind grosse Fragen, die durch die Enthüllungen von Marcel Gyr aufgeworfen werden. Welche Konzessionen darf ein Bundesrat (ein Politiker) eingehen, wenn er mit Terroristen verhandelt? «Graber hat, sofern die Geschichte stimmt, eine politisch höchst komplexe Frage verantwortungsethisch beantworten müssen», sagt Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger. Dabei habe er in bestem Sinne machiavellistisch gehandelt: «Graber musste sich fragen, was im Interesse des Staates, im Interesse der Schweiz die richtige Lösung ist.» Und so wie Niccolò Machiavelli es für vertretbar hielt, im Interesse des Fürsten die Unwahrheit zu sagen, hielt es Graber für richtig, im Geheimen mit einer Terrororganisation zu verhandeln – und das sogar seinen Bundesratskollegen zu verschweigen. Eine aussergewöhnliche Situation für einen Schweizer Politiker, sagt Leuenberger und lässt dabei einiges Verständnis für Graber durchblicken.
Dieses Verständnis endet – und da sind sich sämtliche Politiker unabhängig von ihrem Urteil zum PLO-Abkommen einig – beim Flugzeugabsturz von Würenlingen. «Wir sind es den Opfern und ihren Angehörigen schuldig, diese Sache aufzuklären», sagt CVP-Nationalrat Gerhard Pfister. Das sagen auch Moritz Leuenberger oder Corina Eichenberger. Eigentlich alle – ausser der Bundesanwaltschaft. Die Chance auf eine neue Untersuchung ist – Stand heute – eher gering. Um eine Wiederaufnahme des Verfahrens überhaupt erst zu prüfen, müssten «neue Beweismittel oder Tatsachen bekannt werden», wie André Marty von der Bundesanwaltschaft sagt. «Nach einer ersten Lektüre der verschiedenen Medienberichte sind solche nicht unbedingt erkennbar.» (Tages-Anzeiger)

KOMMENTAR: Damit ist die Diskussion um den eigenmächtigen Entscheid Grabers lanciert.
Vor Jahren wurde die Frage diskutiert;
Wie weit darf man gehen, um zahlreiche Menschenleben zu retten. Dürfte man in diesem Fall ein Täter gefoltert werden?
Wir weit darf man gehen im Interesse der Rettung von zahlreichen Menschenleben? Interessant ist, dass Alt-Bundesrätin Calmy-Rey das fragwürdige Verhalten Grabers nachträglich  gutheisst. In den Leserkommentaren kommt sich dann aber für Ihre Sicht meist nicht gut weg. 

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