Gedanken zur Fremdbetreuung von Kindern
Wenn beide Partner in einer Ehe arbeiten,
geht es nicht ohne Fremdbetreuung der Kinder.
Ideal ist es, wenn ein Elternteil sind den Kindern widmen könnte oder wenn Grosseltern die Kinder als bekannte Bezugspersonen einspringen können. Ich habe Kollegen, die haben auch gute Erfahrung gemacht mit einer konstanten Betreuungsperson. Ein ständiger Wechsel wirkt sich negativ aus.
Die Krippenplätze können bekanntlich ins Geld gehen. Deshalb sind heute wieder Nannys gefragt. Ab zwei Kinder soll es sich lohnen.
Gestern habe ich in Zürich an einer Tramstation ein junges Kinderbetreuertrio mit 6 Kleinkindern beobachten können und dabei meine Gedanken gemacht.
Alles war perfekt eingespielt. Die Kinder wurden wie Puppen auf eine Bank gesetzt. Alles sassen regungslos das - wie geparkt.
Dann wurde jedem ein Stück Zwieback verabreicht.
Das Ritual beim Besteigen der ankommenden 11er Strassenbahn war beachtenswert.
Ein jugendlicher Betreuer blockierte sofort die Türe.
Dann wurden die Kinder einzeln auf der Treppe ins Innere der Strassenbahn gehievt.
Oben auf der Plattform mussten die Kinder diszipliniert warten.
Wohl ein ritualisierter Ablauf. Sie verharrten dort wie kleine Zwerge.
Das Ganze spielte sich lautlos ab - ohne Hektik.
Bis dann auch noch der Kinderwagen verladen war, dauerte es erstaunlich lang.
Niemand sprach ein Wort. An der Haltestelle kommunizierte vorher nur das Betreuerteam unter sich. Die Kinder wirkten für mich wie ein "Betreuungsgut" - ein Sache.
Wären dies meine Kinder gewesen, hätte ich hinsichtlich Sicherheit ein gutes Gefühl haben müssen.
Doch wurde mir bewusst: Bei allen Massenbetreuungsmodellen kann bei einer Fremdbetreuung die leibliche Mutter nie ersetzt werden. Eine Mutter spricht mit dem Kind - auch wenn es die verbale Sprache nicht beherrscht. Später beantwortet sie die ständigen Fragen des Kleinkindes und animiert es zum Verweilen und Beobachten. Es ist erwiesen: Die kommunikative Kompetenz wird in den ersten Jahren wesentlich geprägt. Diese wertvollen Jahre - die wir verpassen - können später nicht mehr nachgeholt werden.
Ich hatte das Glück, dass meine Frau ihren Job mit der Geschäftsstelle der Volkshochschule weitgehend zu Hause ausüben konnte und unsere Kinder fast keine Fremdbetreuung benötigten. Wenn wir verreisen mussten, konnten wir mit unseren Grosseltern rechnen. Ein Glücksfall?
Ich habe heute volles Verständnis, wenn sich ein Ehepartner dafür entscheidet, ihr Kind während der prägendsten Lebensphase selbst zu betreuen und auf eine Karriere zu verzichten. Reden lernen wir bekanntlich nur mit Reden.
Wenn ich Betreuerinnen in der Stadt betrachte - mit ihren Grossraumkinderwagen - und sehe, wie die Kleinkinder stundenlang durch die Stadt gefahren werden, frage ich mich: Ist dies im Sinne der Eltern? Wenn wir sehen können, dass die Frauen während ihres Hütedienstes vor allem nur unter sich plaudern (Sie sprechen mit den Kindern kein Wort).
Einmal mehr geht es bei der Betreuungsfrage von Kindern nicht um eine ENTWEDER-ODER sondern um eine SOWOHL-ALS AUCH Haltung.
Auf der einen Seite gibt es die individuelle Einzelbetreuung mit dem Vorteil, dass ein Kind individuell gefördert werden kann. Wobei hier die soziale Kompetenz des Kindes eher zu kurz kommt.
Auf der anderen Seite gibt es die Fremdbetreuung ganzer Gruppen von Kleinkindern, bei der sich Kinder zwar eingliedern lernen, aber durch die "Massenbetreuung" hinsichtlich individueller Entwicklung zu kurz kommen.
Rezeptorientierte Modelle sind in der Regel fragwürdig. Wie bei anderen Bereichen - vor allem wenn es um Erziehung und Menschen geht - dürfen wir den gesunde Menschenverstand nie ausklammern. Patentrezepte gilt es stets zu hinterfragen.
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