Donnerstag, 10. September 2015

Hart aber fair zum ZWEITEN

Nach der Zensur der ersten Ausgabe kam es zu einem Sturm der Empörung

Nun wurde die Sendung wiederholt mit dem gleichen Thema und den gleichen Akteuren:

Neuauflage des Gender-Talks bei "Hart aber fair": Um Argumente ging es auch diesmal nicht

Quelle Spiegel:
"Hart aber fair": Experiment gescheitert Fotos

Nach Turbulenzen um die letzte Sendung zum Thema gab es bei "Hart aber fair" ein Rückspiel zur Gleichstellungsfrage - mit einem weniger tendenziösen Schiedsrichter, bewährten Spielern und bekannten Fehlern.
Lustig wäre es gewesen, wenn alle Beteiligten noch einmal exakt das Gleiche gesagt hätten wie in der ersten Sendung zum Thema ( "Nieder mit dem Ampelmännchen - Deutschland im Geschlechterwahn?"). Angeblich sollte es diesmal, nach zahlreichen Beanstandungen der Qualität der Sendung vom März, mehr um Geschlechtergerechtigkeit gehen und weniger um Anton Hofreiters vermeintlich weibischen Hang zu Pralinen.
Leider bemühte sich WDR- Fernsehdirektor Jörg Schönenborn gleich zu Beginn höchstpersönlich darum, das Debakel um die fragwürdige Löschung und anschließende Wiedereinstellung des Hinspiels aus der Mediathek zu einem Triumph der Pressefreiheit umzudeuten. Womit "Hart aber fair" die ersten 20 Minuten auf dem völlig falschen Gleis um sich selbst im Kreis fuhr, anstatt zur Sache zu kommen. Dabei waren wieder alle Kontrahentinnen und Kontrahenten wieder an Bord. Im Namen der Gegner allzu geschwinder Gleichmacherei stiegen erneut die konservative Publizistin Birgit Kelle und der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki - diesmal noch provokanter mit wölfischem Dreitagebart - in den Ring. Im Lager der Befürworter einer beschleunigten Verbesserung der Welt versammelten sich wieder die Bloggerin und Aktivistin Anne "Aufschrei" Wizorek und Anton Hofreiter.
Hofreiters erfrischende Bräsigkeit
Während die Konservativen mit Sophia Thomalla ihre Ersatzspielerin beibehielten, trat das progressive Team deutlich verstärkt auf - durch Sybille Mattfeldt-Kloth vom Landesfrauenrat Niedersachen. Die Eingewechselte repräsentierte nicht nur Interessengruppen wie Frauenverbände und Gleichstellungsbeauftrage, die mit ihren Programmbeschwerden die erste Sendung aus dem digitalen Archiv gekegelt hatten. Sie war auch von ihrer angriffslustigen Rechtschaffenheit so beschwipst, dass sie immer mal wieder über Details stolperte und damit den Ball vertändelte. Im Grundgesetz steht eben nicht, Frauen und Männer seien "gleich", sondern "gleichberechtigt".
Ein Kubicki merkt sowas, und eine Kelle lässt sich davon zu ihren gewohnten Keilereien hinreißen: "Frauen wie Sie sind schuld daran, dass das mit der Frauenbewegung nie was wird!" Mattfeldt-Kloth prompt: "Ach was!" In solch aufgeheizter Atmosphäre wirkte sogar Hofreiters übliche Bräsigkeit erfrischend. Er war der Einzige an diesem Abend, der ständig etwas "mal nüchtern anschauen" wollte.
Auch machte Hofreiter sich wiederholt die Mühe, Leuten den Unterschied zwischen Gender-Studien und Gender-Mainstreaming zu erklären, die von diesem Unterschied nichts wissen wollen. Leider schien er selbst den damit verbundenen Mühen nicht gewachsen. Wenn "eine Frau Bundeskanzler wird", ist das tatsächlich auf das "kritische Hinterfragen von Konventionen" sozial konstruierter Geschlechtlichkeit zurückzuführen? Auch Fortschritte wie hellere Parkhäuser oder spezielle Kniegelenke für Frauen stellte Hofreiter generös der Genderforschung in Rechnung, nicht etwa der Psychologie oder der Orthopädie - worauf Kelle auftrumpfte, Frauen hätten mitnichten ein "soziales Knie", sondern ein weibliches.



KOMMENTAR: Das Versprechen, es würden wiederum die gleichen Akteure  diskutieren traf nicht ganz zu. Das progressive Team trat  verstärkt auf - mit Sybille Mattfeldt-Kloth vom Landesfrauenrat Niedersachen. Die neue Akteurin repräsentierte die Interessengruppen wie Frauenverbände und Gleichstellungsbeauftrage, die mit ihren Programmbeschwerden die erste Sendung aus dem digitalen Archiv gekippt hatten.
Leider ging es bei der zweiten Sendung nicht um weitere Argumente. Plasberg wirkte für mich wie ein Schüler, der die Klassenarbeit wiederholen muss. Die Moderation war schlechter als in der ersten Sendung. Er brachte es nicht fertig, das Stimmengewirr abzustellen. Viele Voten waren kaum zu verstehen.
Die zweite Sendung brachte uns keine neue Erkenntnisse. Vielleicht braucht es noch eine dritte Wiederholung, bis die Fernsehverantwortlichen erkennen, dass missliebige Sendungen mit  Zensur oder Wiederholungen nur verschlimmbessert werden.

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