Mittwoch, 18. Februar 2015

Schawi auf dem hohen Seil

Ich hatte mir vorgenommen, die Sendung am Montagabend anzuschauen:

Ein DUELL der TITANEN wurde angekündigt:

Harald Schmidt bei Schawi



«Es wird keine zweite Thiel-Sendung geben»
Heute Abend empfängt Roger Schawinski den Entertainer Harald Schmidt zum Gespräch. Schawinski fiebert dem Treffen mit Respekt entgegen.

Bildergebnis für Es wird keine zweite Thiel Sendung geben
Bildergebnis für Es wird keine zweite Thiel Sendung geben

Heute Abend empfängt Roger Schawinski
einen hochkarätigen Gast.

Heute Abend empfängt Roger Schawinski (69) einen hochkarätigen Gast. Mit Harald Schmidt wird ein Schwergewicht zu Gast sein. «Eine Herausforderung», sagt Schawinksi. «Aber ich erwarte kein grosses Gehacke.» Die Beziehung der beiden hat eine Vorgeschichte: Schawinski war im Jahr 2003 als Sat.1-Boss für knapp einen Monat der Vorgesetzte von Harald Schmidt. Harald Schmidt hatte sich in seiner «Harald Schmidt Show» mehrfach über Schawinski lustig gemacht und dann seinen Job gekündigt. «Die Kündigung hatte nichts mit mir zu tun», sagt Schawinski. Schmidt sei schlicht ausgepowert gewesen. Heute Abend treffen die zwei also wieder aufeinander. «Es ist, als würde eine Schweizer Mannschaft gegen Real Madrid antreten», sagt Schawinsk bescheiden.


Um 22.55 Uhr geht heute Abend im Leutschenbach ein Treffen zweier Mediengiganten über die Bühne. Talker Roger Schawinski (69) empfängt den Kulturschaffenden Harald Schmidt (57) zum halbstündigen Gespräch. Die Ausgangslage ist delikat.

Schawinski war als Chef von Sat.1 einen Monat lang der Vorgesetzte von Schmidt. Dieser hat, kurz nachdem Schawinski Senderchef wurde, seinen Job an den Nagel gehängt, was immer wieder Schawinski angelastet wurde. «Das ist völliger Unsinn», sagt Roger Schawinski zu 20 Minuten. «Sein Abgang hatte nichts mit mir zu tun, sondern damit, dass er völlig ausgepowert war.»

Herausforderung für Schawinski



Schawinski fiebert der Begegnung von heute Abend mit Respekt entgegen. «Meine Befindlichkeit ist schon speziell. Harald Schmidt ist ein schneller, brillanter Rhetoriker.» Darum hat sich Schawinski auch länger und intensiver als sonst auf das Gespräch vorbereitet. «Das ist eine Herausforderung für mich, ein grösserer Test.»

Einen erneuten Eklat erwartet er aber nicht: «Alle hoffen auf eine neue Thiel-Sendung – das wird aber nicht passieren», sagt der Talker.  «Ich muss ja auch nicht gewinnen», antwortet er vieldeutig.

Frei von Spannungen ist die Beziehung der beiden nicht. 2008 machte sich Dirty Harry in der «Harald Schmidt Show» über Roger Schawinskis Buch lustig. Und auch kurz vor der Sendung schiesst Schmidt bereits schon Giftpfeile via Twitter ab. «Schawinski fehlt einfach Klasse», schreibt der Entertainer und gibt gleich noch seine Taktik für den Talk bekannt: «Gedenke mich heute bei Schawinski versöhnlich zu geben. Das wird ihn am meisten ärgern.»


Doch alles kam anders:

Blick bringt es auf den Punkt:




  play (Roger Schawinski (l.) und Talk-Gast Harald Schmidt.)

Schawinski gegen Schmidt 

Streithähne plötzlich zahm

Die Zuschauer von «Schawinski» wurden enttäuscht: Statt eines Showdowns der Extraklasse dominierten handzahme Dauer-Kontrahenten.

KOMMENTAR:
Ich wurde auch enttäuscht. Schawinski wirkte angespannt. Sein ständig aufgesetztes Lachen war ungewohnt. So kumpelhaft verhielt sich Schawinski noch nie. Es wirkte so, als müsste er die Situation künstlich entspannen.
Es war jedenfalls nichts mehr da vom prognostizierten Duell zweier Kommunikations Titanen.
Es war eine Auflistung gemeinsamer Geschichten, gleichsam eine doppelte Selbstdarstellung.
Die beiden ehemaligen  Streithähne gaben sich überraschend handzahm.
Die Zuschauer lobten erstaunlicherweise in den Kommentaren dieses zahme Gespräch.
Wie ein Groupie habe Schawinski im Schatten des grossen Talkmasters gewirkt – und sei dabei zum «Stichwortlieferanten» verkommen. 
Schawinski war sich wohl bewusst: Eine zweites Mal durfte er die Nerven nicht mehr vor laufender Kamera verlieren.
Das vernichtende Urteil des Ombudsmannes wird das Verhalten Schawis enorm beeinflusst haben. Er war jedenfalls einem grossen Druck unterworfen. Schawinski löste den Knopf mit folgender Strategie: Anstatt zu Duellieren und sich gegenseitig anzugreifen,  sprach er mit dem Kollegen auf Augenhöhe, fast kumpelhaft. Seine Zahmheit begründete der gefürchtete Interviewer mit dem Argument:
"Warum soll ich einen so intelligenten Menschen angreifen?
Ich wünsche mir jede Woche einen solchen Gast."
Ob das Publikum diese Argumentation "abkauft"?
Das würde nämlich heissen, dass die früheren Gäste zu wenig intelligent gewesen waren.
Ich vermute, dass Roger Schawinski in kommenden Sendungen versuchen wird, wieder etwas mehr Biss zu zeigen - auch bei intelligenten Gesprächspartnern. 

NACHTRAG: Ich zitiere aus TAGI-Kritik:

Schawinski  nahm sich zurück und entlockte seinem Gesprächspartner so Interessanteres, als Provokationen es ermöglicht hätten. Schmidts Verhältnis zu Intellektuellen etwa oder zu seinen miesen Quoten. Man scherzte, sah sich alte Ausschnitte aus der «Harald Schmidt Show» an. Schawinski lachte, dass ihm fast die Tränen kamen. 
 Schmidt gab sich versöhnlich und stellte klar, dass er Sat 1 damals nicht wegen Schawinski verliess, sondern weil er ermattet war und einen Lohnpoker mit dem neuen Eigentümer Haim Saban verloren hatte. Die Sendung wurde so fast zur Therapiestunde.

Und Spass hatten die beiden. Schawinski zeigte sich durchaus wendig und hielt Schmidts Tempo mit, stets darauf bedacht, sich nicht provozieren zu lassen. Sogar als der Deutsche fand, dass jeder Quote machen könne – «doch Quote ist für den Mob». Für den reichweitenbedachten Weltverbesserer Schawinski wäre das sonst die ultimative Kampfansage gewesen. Doch er lachte auch diese Provokation weg. Genauso wie Schmidts mit kratzigem Schweizer Akzent vorgetragene Anekdote über eine gemeinsame Berliner Taxifahrt, als Schawinski offenbar sagte: «Hey, fuck, ich leb nur einmal, ich kauf mir dieses Penthouse.»


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