Dienstag, 24. Februar 2015

Querdenker: Pro Atomstrom

EX-BfE-Chef Eduard Kiener stört sich an der bundesrätlichen Energiestrategie. Er plädiert für eine weitere Nutzung der Atomenergie.
In der Frühlingssession beugt sich der Ständerat über Doris Leuthards Energiestrategie 2050. Just vor der Debatte greift der ehemalige Chefs des Bundeamts für Energie (BfE), Eduard Kiener , in die Diskussion ein. Der SP-Mann kritisiert die Energiestrategie des Bundesrats – vor allem den geplanten Atomausstieg.

«Ethisch bedenklich»

«Die Energiewende ist rein strompolitisch motiviert geworden, obwohl fossile Energien noch immer zwei Drittel unsere Energiekonsums decken», sagt Kiener in einem Interview im «Tages-Anzeiger». Erneuerbare und Atomenergie seien «ökologisch in etwa ebenbürtig», so Kiener.
«Eine weitere Nutzung der Kernenergie würde uns davor bewahren, ethisch bedenklich zu handeln.» Dies deshalb, weil die Schweiz ansonsten einfach Strom importieren müsse, der aus nuklearer oder fossiler Erzeugung stamme. «Die Schweiz konsumiert also Strom aus Anlagen, die sie selber nicht will. Und exportiert die Risiken und die Klima- und Umweltbelastung.»

Gegen KEV

Ein Dorn im Auge ist Kiener die heutige Förderung der erneuerbaren Energien durch die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV). Das Beispiel Deutschland zeige, dass diese den ganzen Strommarkt auf den Kopf stelle.
Erneuerbare Energien sollten stattdessen durch einmalige direkte Subventionen für einzelne Anlagen gefördert werden, so sein Vorschlag. Kiener sagt klar: «Erfolgt jedoch die Förderung weiter ohne Rücksicht auf die Marktkräfte, scheitert die Energiewende.»
Allerdings befürwortet Kiener eine Energieabgabe.

Volk soll entscheiden

Weiter fordert Kiener, dass das Volk über den Umbau der Energieversorgung entscheidet. «Die Energiewende mag von der Politik verlangt sein, die Bürger haben sie aber bisher weder an der Urne angenommen noch verinnerlicht», so seine Analyse.
Und: «Ein Nein zur Kernenergie ist um einiges leichter zu erreichen als ein Ja zu den Massnahmen zur Umsetzung der Energiestrategie.»  (Quelle Blick-online)

KOMMENTAR:
Erstaunlich, diese Argumentation des ehemaligen Chefs des Bundesamtes für Energie. Sie scheint völlig quer zum Mainstream des politischen Personals zu liegen. Dennoch spricht er gewisse Bedenken der Bevölkerung an. Es gibt nämlich zu viele offene Fragen:

Darf das Stromdefizit mit Dreckschleudern Kohlekraftwerken oder Gaskraftwerken ausgeglichen werden?

Wie teuer wird die Stromwende für den einzelnen Bürger?

Darf der Staat die Privathaushalte bevormunden
(Isolation, aufgezwungene Sanierungen usw)?

Sollen die letzten Reservate dem grünen Strom geopfert werden
(Stau von schützenswerten Bergbächen, Verschandelung der Landschaft mit unzähligen Windparks usw)?

Müssen wir diese zusätzliche Verteuerung der Energie  (Treibstoffe, Heizöl, Strom) auf uns nehmen?

Sollen wir unsere kontrollierten Kernkraftwerke vorzeitig still legen und dafür Atomstrom von fragwürdigen Anlagen im Ausland beziehen?

Es gibt bereits Stimmen, die wünschen sich ein Engagement bei der Forschung im Bereich Stromspeicherung
oder die Förderung neuer Kerntechniken.

Nach meinem Dafürhalten gilt es die Balance zu finden zwischen den extremen Positionen. 
Das ist nur mit Flexibilität im Denken möglich. Aber auf beiden Seiten.

 

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