PRO-KONTRA PLAKAT-SCHLACHT
Abstimmungskampf
«Das Ecopop-Plakat schürt Ängste»
Aus 20 Minuten von Daniel Waldmeier:
Gegner und Befürworter der Ecopop-Initiative rüsten zur Plakatschlacht. Das linke Nein-Komitee warnt davor, die Vorlage wie bei der Zuwanderungsinitiative zu unterschätzen.
Die Plakat-Schlacht ist eröffnet: Mit diesen beiden Plakaten bekriegen sich Gegner und Befürworter der Ecopop-Initiative.
Dass
das Plakat des linken Komitees eine grosse Wirkung haben wird, glaubt
Kommunikationsexperte Marcus Knill allerdings nicht. «Das Plakat ist
nicht gelungen, da es keine Emotionen weckt und hinsichtlich seiner
Botschaften überladen ist.»
Ganz
anders das Plakat der Initianten, mit dem sich laut Knill schon eher
punkten lässt: «Das Plakat zeigt auf den ersten Blick eine enge,
bedrückende Schweiz, die nicht mehr lebenswert ist. Es schürt Ängste und
ist deshalb hochwirksam.»
«Ecopop
macht die Zahl der Menschen und nicht die ressourcenverschwendende
Lebensweise der Industrie- und Schwellenländer verantwortlich für die
globalen Umweltprobleme», argumentiert die Grünen-Nationalrätin Regula
Rytz und Co-Präsidentin des linken Gegner-Komitees an der
Pressekonferenz (Mitte).
Die
Initianten der Ecopop-Initiative reagieren auf die gegnerische
Offensive betont gelassen: «Auf ihren Plakaten diffamieren uns die
Gegner nur und argumentieren nicht, warum die Initiative unmenschlich
und gefährlich sein soll», sagt Andreas Thommen, Geschäftsführer von
Ecopop und Mitglied des Initiativkomitees.
Mit
diesem älteren Plakat machte Ecopop bereits bei der
Unterschriftensammlung Werbung. Auch für die neue Plakatkampagne gelte:
«Wir werden dabei wissenschaftlich sachlich bleiben und lassen uns nicht
auf das Niveau der Gegner herunter», so Andreas Thommen,
Geschäftsführer von Ecopop und Mitglied des Initiativkomitees.
Laut Politikberater Mark Balsiger ist das grosse Engagement links-grüner Kreise kein Zufall: «Bei der Masseneinwanderungsinitiative gab es auch viele Ja-Stimmen von wachstumskritischen Leuten aus dem linken Lager. Die Grünen wissen, dass die Ecopop-Initiative an der Basis gewisse Sympathien geniesst.» Sie würden das Thema deshalb schon seit einem halben Jahr sehr aktiv bewirtschaften.
«Man nimmt die Initiative ernst»
Laut Balsiger sind in den letzten zwölf Jahren netto 630'000 Personen eingewandert – dies habe in der Bevölkerung ein Unbehagen ausgelöst, das gerade die Wirtschaft ignoriert habe. Nun wolle man nicht noch einmal den gleichen Fehler machen: «Man nimmt die Ecopop-Initiative ernst. Das war in der Vergangenheit nicht mit allen Initiativen so.»
Dies beteuert auch Rita Schiavi, Co-Präsidentin des linken Komitees gegen Ecopop: «Wir haben die Situation damals bei der Masseneinwanderungsinitiative falsch eingeschätzt. Jetzt passiert Ähnliches, man wiegt sich in falscher Sicherheit, dass die Schweizer Stimmbürger die radikale Ecopop-Initiative sowieso ablehnen. Dem trauen wir nicht.»
Die zubetonierte Schweiz
Dass die Kampagne des linken Komitees eine grosse Wirkung haben wird, glaubt Kommunikationsexperte Marcus Knill allerdings nicht. Das Plakat zeigt eine Person mit einem Sackgasse-Symbol vor dem Kopf, unterstützt vom Begleittext «Ecopop-Sackgasse». «Das Plakat ist nicht gelungen, da es keine Emotionen weckt und hinsichtlich seiner Botschaften überladen ist», findet er. Zudem mache das Bild nicht deutlich genug, dass es bei dem Plakat um Ecopop gehe. Die Idee, den Schweizer mit einem Brett vor dem Kopf zu zeigen, sei zwar originell, aber zu setze zu viel voraus. Denn: «Ein Plakat wird im Schnitt nur drei Sekunden lang betrachtet.»
Ganz anders das Plakat der Initianten, mit dem sich laut Knill schon eher punkten lässt. Dieses zeigt eine mit Hochhäuser zubetonierte Schweiz und verspricht, dass sich die Bevölkerungszahl bei neun Millionen stabilisieren werde (siehe Bildstrecke). Auch wenn Ecopop-Geschäftsführer Andreas Thommen betont, über noch angriffigere Sujets nachgedacht zu haben, sagt Knill: «Das Plakat zeigt auf den ersten Blick eine enge, bedrückende Schweiz, die nicht mehr lebenswert ist. Es schürt Ängste und ist deshalb hochwirksam.» Knill vergleicht das Motiv mit dem berühmten Schäfchen-Plakat der SVP, das die Stimmbürger wie kein anderes durch die eindeutige Aussage mobilisiert habe.
Initiant Thommen ist denn auch zuversichtlich, trotz schlechter Umfragewerte noch Boden gutzumachen. Man wolle weiterhin «wissenschaftlich sachlich» bleiben. Für die Plakatkampagne hat der Verein ebenfalls 250'000 Franken eingeplant.
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