Nachlese des SwissMediaForums in LUZERN
Die Standortbestimmung am SwissMediaForum hat sich gelohnt.
Ich schätzte diese Stunden der Reflektion in Luzern über die derzeitige Situation unserer Medienlandschaft.
Auch die zahlreichen Kontakte mit wichtigen Persönlichkeiten aus der Medienwelt waren für mich eine Bereicherung.
Zum Abschluss setzte am Freitag unsere Medienministerin den Schlusspunkt und spielte die Hofnärrin, indem sie den Medien mutig den Spiegel vor die Nase hielt.
Ich zitiere 20 Min:
Bundesrätin Leuthard
«Westschweizer Zeitungen sind besser»
Der Branche fehle es an Ideen, Doris Leuthard am Swiss Medien Forum. Besonders hart ins Gericht ging sie mit den Deutschschweizer Zeitungen.
Bundesrätin Doris Leuthard spricht während dem Swiss Media Forum am Freitag, 9. Mai 2014, im KKL in Luzern. (Bild: Keystone/Alexandra wey)
Anlässlich des Swiss Medien
Forums in Luzern hat Bundesrätin Doris Leuthard den anwesenden
Medienschaffenden den Spiegel vorgehalten. Der Branche fehle es an
Ideen, sagte sie. Besonders hart ins Gericht ging sie mit den
Deutschschweizer Zeitungen.
«Die Qualität der Zeitungen ist derzeit in der Westschweiz höher», sagte die Medienministerin im Interview in der «Nordwestschweiz» vom Samstag. Die welschen Blätter würden nicht nur oft ganz anders gewichten, sondern Themen häufiger vertiefen und böten «mehr umfassend eingebettete Hintergründe».
Das würde sich Leuthard auch von den regionalen Zeitungen wünschen. Diese «ordnen oft nicht ein und kommentieren nicht», sagte die Bundesrätin. Auch wenn es im Zuge des Strukturwandels zu einer Konzentration gekommen sei, böte sich den Konsumenten hierzulande noch immer eine grosse Vielfalt.
Trotzdem brauche es von Seiten der Medienunternehmer mehr Ideen: «neue Geschäftsmodelle, neue Apps, neue Kanäle, um Informationen zu den Leuten zu bringen». Denn während die ältere Generation mit Tageszeitungen und der Radiosendung «Echo der Zeit» gut abgedeckt sei, informierten sich die Jungen ganz anders. «Da müssen die Medien reagieren.»
Abstimmungsfilme auf YouTube
Eine Expansion ins Ausland sei denkbar. Immerhin gelten die Schweizer Medien gemeinhin als ausgewogen und neutral.
Auch der Bund müsse sich fragen, wie er die Jungen mit vertieften Informationen erreichen kann. Diese Generation sei weder apolitisch noch desinteressiert, spreche aber auf amtliche Verlautbarungsinformation nicht an, sagte Leuthard. «Deshalb überlegen wir uns, ob wir YouTube-Filme zu den Abstimmungen machen sollen.»
PERSOENLICHE GEDANKENSPLITTER NACH DER VERANSTALTUNG:
*********
In einer Kaffeepause sagte mein Tischnachbar:
"Leider gilt bei vielen Medien nicht mehr das "Vieraugenprinzip", sondern das "Vier Glaubens-Prinzip". Der Konsument muss das Gelesene nicht mehr verstehen, sondern er hat einfach die Botschaft zu GLAUBEN. Das saubere Recherchieren unter vier Augen fehlt.
*********
Viele FRAGEN wurden zu wertvollen Gedankenanstössen:
- Sollten die Medien nicht vermehrt die Bedürfnisse der Konsumenten eingehen?
- Könnten die traditionellen Medien nicht auch etwas von den sozialen Medien lernen und das Zauberwort DIALOG ernster nehmen?
***********
- Wenn heute Journalisten Themen vermehrt vertiefen sollten und die Rolle von AUFKLAERERN übernehmen müssten, bin ich mir als Blogschreiber bewusst geworden, dass wir auf dem richtigen Weg sind, indem wir Informationen aus der Medienwelt zusätzlich kommentieren, einordnen und vertiefen.
***********
Die Moderatorin SUSANNE WILLE hat mich einmal mehr überzeugt. Dank ihrer intensiven Vorbereitung gelang es ihr, locker und hochprofessionell zu moderieren. Ihre Hauptstärke: DIE PRAESENZ - DIE GEISTESGEGENWART
*******
Die Veranstaltung in Luzern hat mir zudem bewusst gemacht, dass das Netz nicht kostenpflichtig sein darf. Internet heisst: KEINE HUERDEN AUFBAUEN.
Vertreter des Tagis, der NZZ behaupten zwar, so wie die Verantwortlichen für BILD-online, dass das kostenpflichtige Lesen im Netz der Weg der Zukunft ist. Mit der Einschränkung: Die Beiträge müssten einmalig und spannend sein. Dann werde nämlich für die online Beiträge problemlos bezahlt. Alle Anbieter, die für ihr Produkt Geld verlangen, werden aber nach meiner Prognose vom Gros der Bevölkerung gemieden und ich bin überzeugt: Die Nutzung sinkt mit der Kostenhürde enorm schnell.
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Was mir in Luzern ZU DENKEN gab:
Google kann von uns ein erstaunlich präzises Profil erstellen, das sich vermarkten lässt. Ein Beispiel:
"Wenn sich Herr Mayer 70% seiner Arbeitszeit in Deutschland aufhält, so könnte man ihm das Handy XY empfehlen, welches sich für ihn bezahlt macht."
Seit 2007 werden laufend Daten gesammelt. Wir leben unbemerkt im Fichenland GOOGLE - mit einer immensen Datenspeicherung - die wir nicht mehr kontrollieren können.
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Auch das Thema SICHERHEIT wurde in Luzern angesprochen.
Bei der Briefpost durfte früher der Postbote die Couverts der Briefe nicht öffnen. Die Privatsphäre blieb dadurch stets geschützt. Ein Mail ist im Grunde genommen ein elektronischer Brief. Doch die Mails können heute problemlos geöffnet werden. Die Erstellung eines DNA Profils verdeutlicht, wie heikel die Frage der Sicherheit geworden ist.
Das Netz wird in den meisten Ländern bei Strafdaten überwacht, schon bei einem Verdacht. Wir sollten uns vehement wehren, wenn wir bereits bei einem Verdacht überwacht werden. Das sollte ein "No go" bleiben.
Die Datenhoheit müsste künftig stets beim Betroffenen liegen.
Die heutigen Datenflut benötigt unbedingt gesetzliche Rahmenbedingungen. Die Datenlawine hat in den letzten Jahren eine unvorstellbare Dimension erhalten. Viele Konsumenten sind sich dessen nicht oder zu wenig bewusst: Wir haben bereits eine Ueberwachung, die noch umfangreicher ist, als es damals in der DDR mit ihren Fichen der Fall war. Das globale Registrieren nehmen wir zu leichtfertig in Kauf.
*********
In einem Gespräch mit Peter Rothenbühler unterhielten wir uns über typische VERAENDERUNGEN IN DER MEDIENWELT. Vergleiche machen bewusst: Die Bedeutung der BILDER wächst ständig. Es gibt auch einen Trend zur Boulevardisierung. Peter Rothenbühler wies darauf hin, dass früher VERBEN im Titel nicht zugelassen waren. Heute haben wir ein ganz anderes Sprachverständnis. In der Medienrhetorik wird schon in der Ausbildung die Bedeutung der VERBEN unterstrichen.
Haben Sie übrigens gewusst, dass früher in der Zeitung Interviews verboten waren? Es musste indirekt geschrieben werden. Im Glauben, dies sei objektiver.
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«Die Qualität der Zeitungen ist derzeit in der Westschweiz höher», sagte die Medienministerin im Interview in der «Nordwestschweiz» vom Samstag. Die welschen Blätter würden nicht nur oft ganz anders gewichten, sondern Themen häufiger vertiefen und böten «mehr umfassend eingebettete Hintergründe».
Das würde sich Leuthard auch von den regionalen Zeitungen wünschen. Diese «ordnen oft nicht ein und kommentieren nicht», sagte die Bundesrätin. Auch wenn es im Zuge des Strukturwandels zu einer Konzentration gekommen sei, böte sich den Konsumenten hierzulande noch immer eine grosse Vielfalt.
Trotzdem brauche es von Seiten der Medienunternehmer mehr Ideen: «neue Geschäftsmodelle, neue Apps, neue Kanäle, um Informationen zu den Leuten zu bringen». Denn während die ältere Generation mit Tageszeitungen und der Radiosendung «Echo der Zeit» gut abgedeckt sei, informierten sich die Jungen ganz anders. «Da müssen die Medien reagieren.»
Abstimmungsfilme auf YouTube
Eine Expansion ins Ausland sei denkbar. Immerhin gelten die Schweizer Medien gemeinhin als ausgewogen und neutral.
Auch der Bund müsse sich fragen, wie er die Jungen mit vertieften Informationen erreichen kann. Diese Generation sei weder apolitisch noch desinteressiert, spreche aber auf amtliche Verlautbarungsinformation nicht an, sagte Leuthard. «Deshalb überlegen wir uns, ob wir YouTube-Filme zu den Abstimmungen machen sollen.»
(sda)
350
Teilnehmer aus Medien, Politik und Wirtschaft verzeichnete das Swiss
Media Forum, das am 8. und 9. Mai 2014 im KKL in Luzern stattfand. Neben
Referaten und Diskussionen über die Zukunft der Medien kamen auch der
gesellige Teil und das Networking nicht zu kurz.
Im oberen Bild sind zu sehen: Bernard Maissen (Chefredaktor SDA), Roger Schawinski, Wolfgang Büchner (Chefredaktor "Spiegel") sowie Peter Hartmeier (Lemongrass Communications, ehemaliger Chefredaktor des "Tages-Anzeigers")
Sandro Brotz, Andreas Durisch
Diego Yanez, Susanne Wille, Philipp Cueni
Stelldichein der Medienbranche
350 Personen aus Medien, Politik und Wirtschaft nahmen teil.
Im oberen Bild sind zu sehen: Bernard Maissen (Chefredaktor SDA), Roger Schawinski, Wolfgang Büchner (Chefredaktor "Spiegel") sowie Peter Hartmeier (Lemongrass Communications, ehemaliger Chefredaktor des "Tages-Anzeigers")
Sandro Brotz, Andreas Durisch
Diego Yanez, Susanne Wille, Philipp Cueni
PERSOENLICHE GEDANKENSPLITTER NACH DER VERANSTALTUNG:
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In einer Kaffeepause sagte mein Tischnachbar:
"Leider gilt bei vielen Medien nicht mehr das "Vieraugenprinzip", sondern das "Vier Glaubens-Prinzip". Der Konsument muss das Gelesene nicht mehr verstehen, sondern er hat einfach die Botschaft zu GLAUBEN. Das saubere Recherchieren unter vier Augen fehlt.
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Viele FRAGEN wurden zu wertvollen Gedankenanstössen:
- Sollten die Medien nicht vermehrt die Bedürfnisse der Konsumenten eingehen?
- Könnten die traditionellen Medien nicht auch etwas von den sozialen Medien lernen und das Zauberwort DIALOG ernster nehmen?
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- Wenn heute Journalisten Themen vermehrt vertiefen sollten und die Rolle von AUFKLAERERN übernehmen müssten, bin ich mir als Blogschreiber bewusst geworden, dass wir auf dem richtigen Weg sind, indem wir Informationen aus der Medienwelt zusätzlich kommentieren, einordnen und vertiefen.
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Die Moderatorin SUSANNE WILLE hat mich einmal mehr überzeugt. Dank ihrer intensiven Vorbereitung gelang es ihr, locker und hochprofessionell zu moderieren. Ihre Hauptstärke: DIE PRAESENZ - DIE GEISTESGEGENWART
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Die Veranstaltung in Luzern hat mir zudem bewusst gemacht, dass das Netz nicht kostenpflichtig sein darf. Internet heisst: KEINE HUERDEN AUFBAUEN.
Vertreter des Tagis, der NZZ behaupten zwar, so wie die Verantwortlichen für BILD-online, dass das kostenpflichtige Lesen im Netz der Weg der Zukunft ist. Mit der Einschränkung: Die Beiträge müssten einmalig und spannend sein. Dann werde nämlich für die online Beiträge problemlos bezahlt. Alle Anbieter, die für ihr Produkt Geld verlangen, werden aber nach meiner Prognose vom Gros der Bevölkerung gemieden und ich bin überzeugt: Die Nutzung sinkt mit der Kostenhürde enorm schnell.
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Was mir in Luzern ZU DENKEN gab:
Google kann von uns ein erstaunlich präzises Profil erstellen, das sich vermarkten lässt. Ein Beispiel:
"Wenn sich Herr Mayer 70% seiner Arbeitszeit in Deutschland aufhält, so könnte man ihm das Handy XY empfehlen, welches sich für ihn bezahlt macht."
Seit 2007 werden laufend Daten gesammelt. Wir leben unbemerkt im Fichenland GOOGLE - mit einer immensen Datenspeicherung - die wir nicht mehr kontrollieren können.
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Auch das Thema SICHERHEIT wurde in Luzern angesprochen.
Bei der Briefpost durfte früher der Postbote die Couverts der Briefe nicht öffnen. Die Privatsphäre blieb dadurch stets geschützt. Ein Mail ist im Grunde genommen ein elektronischer Brief. Doch die Mails können heute problemlos geöffnet werden. Die Erstellung eines DNA Profils verdeutlicht, wie heikel die Frage der Sicherheit geworden ist.
Das Netz wird in den meisten Ländern bei Strafdaten überwacht, schon bei einem Verdacht. Wir sollten uns vehement wehren, wenn wir bereits bei einem Verdacht überwacht werden. Das sollte ein "No go" bleiben.
Die Datenhoheit müsste künftig stets beim Betroffenen liegen.
Die heutigen Datenflut benötigt unbedingt gesetzliche Rahmenbedingungen. Die Datenlawine hat in den letzten Jahren eine unvorstellbare Dimension erhalten. Viele Konsumenten sind sich dessen nicht oder zu wenig bewusst: Wir haben bereits eine Ueberwachung, die noch umfangreicher ist, als es damals in der DDR mit ihren Fichen der Fall war. Das globale Registrieren nehmen wir zu leichtfertig in Kauf.
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In einem Gespräch mit Peter Rothenbühler unterhielten wir uns über typische VERAENDERUNGEN IN DER MEDIENWELT. Vergleiche machen bewusst: Die Bedeutung der BILDER wächst ständig. Es gibt auch einen Trend zur Boulevardisierung. Peter Rothenbühler wies darauf hin, dass früher VERBEN im Titel nicht zugelassen waren. Heute haben wir ein ganz anderes Sprachverständnis. In der Medienrhetorik wird schon in der Ausbildung die Bedeutung der VERBEN unterstrichen.
Haben Sie übrigens gewusst, dass früher in der Zeitung Interviews verboten waren? Es musste indirekt geschrieben werden. Im Glauben, dies sei objektiver.
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