Gut gebrüllt Rainer Stadler
Ich zitiere aus dem BLOG:
Trotz
den sterilen Rahmenbedingungen bleibt entscheidend, über welche
Durchsetzungskraft ein Teilnehmer verfügt. Das «TV-Duell» verdeutlichte
erneut, wie gering die Einflussmöglichkeiten von Journalisten sind, wenn
die Politiker Druck aufsetzen, indem sie bei Zwischenfragen unbeirrt
weiterreden, keinen Punkt machen und gezielt ihre Botschaften loswerden.
Entlarvend war die Bemerkung der Moderatorin Anne Will: «Wir stellen
fest, wir hören längere Einlassungen von Ihnen, die nicht explizit zu
unseren Fragen passen. Aber gut, wir versuchen es weiter.» Wer der Chef
ist, das liess Bundeskanzlerin Merkel insbesondere den
Unterhaltungskünstler Stefan Raab spüren.
Kontraproduktiv sind zudem die Bedingungen einer
Gemeinschaftsproduktion von Sendern, die einander sonst konkurrenzieren.
Die vier Moderatoren, üblicherweise Einzelkämpfer, wurden zum Quartett
der Hilflosen, die mehr durch verkrampftes Scharren als durch ihre
Interventionen auffielen.
Da vier grosse Sender das «TV-Duell» gleichzeitig ausstrahlten, war
die Aufmerksamkeit mit 17,4 Millionen Zuschauern ausserordentlich hoch.
Sie mag noch gewachsen sein durch die mediale Stilisierung des
Ereignisses zum Showdown im Vorfeld der Austragung. Die Grossversammlung
des Volks vor dem Bildschirm gelingt dennoch immer weniger. Der
politische Diskurs zerfasert im Multimedia-Zeitalter. Vor vier Jahren
provozierte das «TV-Duell» 15 000 Tweets, diesmal waren es laut Angaben
des ZDF 173 000 Tweets zur Sendung, fast 2000 Botschaften pro Minute.
Jeder darf nun mitreden, aber kaum jemand hört ihn. Verpassen kann man
da ohnehin weniges. Nebensächlichkeiten, beliebige Bekenntnisse und
zwanghaft originelle Sprüche erstickten die gehaltvolleren Bemerkungen.
So machte etwa die Halskette der Bundeskanzlerin Twitter-Karriere.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen