Dienstag, 20. August 2013

Bewusste Ueberzeichnungen

Junge SVP provoziert

Aus 20 Min:

Ohne Militärdienst werden Junge zu Drogenhippies

von Hannes von Wyl - Ein Abstimmungsplakat der Jungen SVP Waadt gegen die Aufhebung der Wehrpflicht setzt Nicht-Soldaten mit drogensüchtigen Hippies gleich. Die Gsoa ist empört.

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Zu den vieldiskutierten SVP-Kampagnen der letzten Jahre gesellt sich nun der neuste Streich der JSVP Waadt. Im Abstimmungsplakat gegen die Aufhebung der Wehrpflicht stellen sie Nicht-Soldaten mit drogensüchtigen Anarcho-Hippies gleich.






«Welches Vorbild für die Jugend wollen wir?», fragt die waadtländer Jung-SVP auf ihrem Abstimmungsplakat gegen die Aufhebung der Wehrplicht. Unter dem Titel «Milizarmee» lächelt dem Betrachter ein strammer Soldat mit schlanker Gattin und sportlichem Kind entgegen. Daneben ein ungepflegter Anarcho-Hippie mit Spritze im Arm und Joint im Mund, die Hände zeigen den Stinkefinger und das Victory-Zeichen: «Schweiz ohne Armee». 

«Es ist befremdend, dass mit so undifferenzierten Bildern argumentiert wird», sagt Gsoa-Sprecher Nikolai Prawdzic. Das sei einer demokratischen Debatte nicht würdig. «Solche Plakate sind jenseits von Gut und Böse und befeuern ein Klima, in dem Bundesräte bedroht werden.» Zudem gehe es in der Abstimmung nicht um die Abschaffung der Armee, wie suggeriert werde. «Die Aussage des Plakats ist schlicht unwahr», sagt Prawdzic.

«Das ist nur eine Parodie»

Natürlich würden ohne Wehrpflicht nicht alle Jugendlichen automatisch zu Drogensüchtigen, sagt der Präsident der JSVP Waadt, Yohan Ziehli. «Wir kritisieren damit die Gsoa-Kampagne, die Unwahrheiten über die Wehrpflicht verbreitet. Soldaten werden als dumm dargestellt, als sexistisch und frauenfeindlich.» Das Plakat sei also als Parodie zu verstehen, meint Ziehli. «Das ist eine Karikatur, mit der wir Aufmerksamkeit erregen wollen, damit wir unsere Argumente vorbringen können. Damit wollen wir bewusst provozieren.»

Kommunikationsexperte Marcus Knill bezweifelt jedoch, dass das Plakat wirklich als Parodie verstanden wird. Für diese Lesart gebe es keine Hinweise. «Die JSVP versucht die Wehrpflichtgegner mit ihrem simplen Gut-Böse-Schema als schlechte Vorbilder zu diffamieren», sagt Knill. Diese Provokation errege sicherlich Aufmerksamkeit – und genau darum gehe es den Plakatgestaltern. 

Billige Tricks

Ob die beabsichtigte Wirkung bei jüngeren Menschen aber erzielt werde, sei fraglich. «Der verständlich gezeichnete Gegensatz spricht vor allem Armeebefürworter, bürgerliche Kreise und die ältere Generation an.» Zudem setze die Waadtländer Jung-SVP die Aufhebung der allgemeinen Wehrpflicht mit der Abschaffung der Armee gleich, was in der kommenden Abstimmung aber gar nicht zur Debatte stehe. «Das ist ein alter rhetorischer Kniff, um eine sachliche Diskussion zu umgehen», sagt der Kommunikationsprofi.
Grundsätzlich gehöre Provokation und Übertreibung aber zur politischen Propaganda, meint Knill. «Auch die Gsoa geht mit ihren Gegnern nicht gerade zimperlich um.» Was die Kampagnen der Wehrpflichtgegner und -befürworter angehe, sehe er eine Pattsituation. «Letzlich entscheidet aber die Wirkung bei den Adressaten», sagt Knill.

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