Mittwoch, 18. April 2012

Die Floskelparade


aus Spiegel:


Bürosprech

Elf Sätze für das Phrasenschwein


Büroleben: Elf Sätze für das Phrasenschwein
Fotos

Gibt es intelligentes Leben im Büro? Der Buchautor Matthias Nöllke hat danach gesucht. Was er fand: 111 gusseiserne Phrasen, die sich tief in Angestelltenhirne gefräst haben. Hier kommt eine kleine Floskelparade. Könnte sein, dass Sie sich ertappt fühlen.
Gut, da sind diese Bürokasper, die beinah jeden Satz anreichern mit Floskeln von "Zum Bleistift" bis "Alles in Dortmund", von "Schankedön" über "Wirsing" bis zu "Dagegen bin ich algerisch". Aus solchen Nervsprech-Klassikern hat SPIEGEL ONLINE vor einigen Jahren ein kleines Lexikon gezimmert. Aber das wäre eine zu leichte Beute für Matthias Nöllke. Er suchte eine andere Art von Sprache: Redewendungen, ganz ernsthafte wie auch ironiegetränkte, die sich fest im Hirn von Büromenschen eingenistet haben und ihnen jeden Tag wie selbstverständlich über die Lippen gehen.
Gefunden hat Nöllke eine Menge schrecklich schöner Phrasen und ein Buch daraus gemacht: "Vielen Dank an das gesamte Team - 111 unvermeidliche Sätze für das Berufsleben". Mit diesen Textbausteinen kommt man locker durch den Bürotag und wird sie immer wieder hören. Oder selbst benutzen. "Nennen Sie mal eine Hausnummer", sagt etwa der Personaler zum Bewerber, wenn es ums Geld geht.


 "Das ist aber nicht der Brüller", meckert ein Kollege oder flötet:


 "Alles im grünen Bereich". Typische Meeting-Formulierungen sind zum Beispiel


 "Da bin ich ganz bei Ihnen, aber..." oder auch "Da muss ich mich erst mal aufschlauen". 

Die Eigenheiten der Chef-Sprache hat Nöllke sich ebenso vorgeknöpft - und zu jedem der 111 Sätze sarkastisch-amüsante Erklärungen geschrieben. Bei der Sammlung half ihm die Schwarmintelligenz aus dem Web: Wer Leser freundlich fragt, wird oft verwöhnt mit hübschen Einsendungen. So ist es beim Bürogezeter und bei den Chef-Sprüchen auf SPIEGEL ONLINE; so war es auch bei den unvermeidlichen Sätzen fürs Berufsleben, die Xing-Mitglieder und Karrierebibel-Leser ihm von überall schickten. Nöllkes Erkenntnis: Ob auf den Malediven oder in Hongkong - "offenbar kursieren überall die gleichen grausamen Phrasen wie zwischen Nord- und Ostsee".


Ein Faible für Abseitiges




Zwecks Broterwerb ist Matthias Nöllke unter anderem als "Keynote Speaker" tätig, auch so eine Floskel aus dem Unternehmens-Denglisch. Mit "Vortragsredner" übersetzt er das und hat gleich mal nachgeschaut, was der Jobtitel-Bandit ihm als alternative Berufsbezeichnung ausspuckt: nämlich Corporate Manager of Next Generation Conspiracy - "das trifft es natürlich auch", so Nöllke. Hauptsächlich aber schreibt er Bücher, gut drei Dutzend in den letzten Jahren, und das mit einem bemerkenswerten Themenmix. So erschien eine ganze Reihe trockener Sachtitel wie "Immobilien erwerben" oder "Nebenkostenabrechnung für Vermieter", daneben seine Bücher über Management und Kommunikation, etwa zu Kreativitätstechniken oder zur Frage, was sich die Geschäftswelt von der Natur abgucken kann ("Von Bienen und Leitwölfen").
Die dritte Richtung ist sozusagen Freestyle. Schon seine Promotion finanzierte Nöllke einst damit, dass er die deutschen Dialogbücher für die ersten drei TV-Staffeln der "Simpsons" schrieb. Zusammen mit seinem Studienkollegen Christian Sprang hat er inzwischen auch zwei Bände mit ungewöhnlichen Todesanzeigen veröffentlicht, "Aus die Maus" und "Wir sind unfassbar" - Nöllke hat ein Faible für das Kuriose und Abseitige.



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Reden und nichts Sagen, Reden mit leeren Phrasen und Worthuelsen.
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Für Leute, die "gescheit" reden wollen, werden hier ein paar Aussagen vorgeschlagen, die intelligent tönen, aber nichts sagen. Siehe auch die Beiträge Reden ...
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12. Mai 2002 ... "Airbagrhetorik" ist eine defensive Art der Kommunikation. Worthaufen drängen sich zwischen die Gesprächspartner. Diese leeren Worte im ...
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