Herr Dobelli, mit Ihrem Buch "Die Kunst des klaren Denkens"
führten Sie einige Wochen die Spiegel-Bestsellerliste an.
Ganz banal
gefragt: Wie ist Ihre Befindlichkeit?
- Gut, vor allem, weil dieser Erfolg doch sehr
überraschend kam.
Es handelt sich bei meinem
Buch um eine Zusammenstellung
von 52 Kolumnen, die ich während eines
Jahres für die
"Sonntagszeitung" und die "Frankfurter Allgemeine
Zeitung"
geschrieben habe. Ursprünglich
wollte ich gar kein Buch
daraus machen. Dies änderte sich aber, als ich
sehr viele
begeisterte Leserzuschriften erhalten hatte. Und doch war
ich
am Anfang skeptisch: Wie viele Menschen gibt es wohl,
die sich für
Denkfehler interessieren? Der Erfolg des Buches
hat mich positiv
überrascht:
Wir haben in der
deutschsprachigen Welt ein erstaunlich grosses Publikum
für wissenschaftliche
Themen.
Zurück zumaktuellen Erfolg: Der Untertitel Ihres
Buches lautet "52 Denkfehler,
die Sie besser andern
überlassen". Was muss man unter einem Denkfehler
verstehen?
- Denkfehler sind systematische Abweichungen
von der
Rationalität. Systematisch, weil wir uns oftmals
in der
gleichen
Richtung irren. Es kommt zum Beispiel viel
häufiger vor, dass wir unser
Wissen überschätzen, als
dass wir es unterschätzen.
Haben Sie diese Denkfehler entdeckt?
- Nein, überhaupt nicht. Ich bin kein Psychologie-
oder Wirtschaftsprofessor, der selbst aufwendige
Experimente durchführen
kann. Es gibt auf der
ganzen Welt Forscher in den Gebieten der
Sozialpsychologie
und der kognitiven Psychologie - wie zum Beispiel
den
Nobelpreisträger Dany Kahneman -,
die ihr halbes Leben der Erforschung
von Denkfehlern
geopfert haben. Nach Angabe
meines amerikanischen
Agenten bin ich der Erste, der alle Denkfehler
auflistet
und zusammenfasst. Eigentlich erstaunlich, dass das niemand
zuvor gemacht hat.
Wieso kamen Sie auf die Idee, solche Denkfehler
aufzulisten?
- Ursprünglich habe ich diese Auflistung für mich
selbst
gemacht. Damit wollte ich Fehlentscheidungen im beruflichen,
finanziellen und privaten Bereich vermeiden. Ich bin fest
davon
überzeugt: Fehler zu vermeiden ist effizienter, als das Glück
zu
optimieren. Ich handle also nach dem Muster: das
Down side
ausschliessen, statt das Upside zu managen.
Wenn man grobe Fehler
ausschliesst, stellt sich die
Glückseligkeit von selbst ein. Da ich nun
viele der
systematischen Denkfehler kenne, ist es mir sogar in
einigen
Fällen gelungen, unangenehme
Situationen zu vermeiden.
Was ist der grösste Denkfehler, den Sie kennen?
- Der Vater aller Denkfehler ist der sogenannte
"Confirmation Bias", der Bestätigungs-Irrtum. Konkret
haben wir alle die
Tendenz, sämtliche neuen
Informationen so zu interpretieren, dass sie
mit
unseren Weltanschauungen und Überzeugungen
kompatibel sind. Ich
persönlich versuche dem zu
entweichen, indem ich bewusst nach
Informationen
suche, die im Widerspruch zu meinen Ansichten
und zu
meiner Weltanschauung stehen. Man nennt
dies "Disconfirming Evidence".
Ein entsprechender
deutschsprachiger Ausdruck fehlt.
Können Sie dies an einem konkreten Beispiel
erklären?
- Die ganze Welt ist der Ansicht, dass der
Börsengang
von Facebook ein Riesenerfolg wird. Folglich wird
derjenige,
der in Facebook investieren will, alle ihm
zur Verfügung stehenden
Informationen dazu nutzen,
seinen Entscheid zu untermauern. Ohne aber
die
Hintergründe zu kennen, würde ich
dies niemals tun.
Ich glaube eher, der ganze Facebook-Börsengang
könnte
zu einem Riesenbubble
werden.
Welches sind Ihre nächsten Projekte?
- Das nächste Buch, das im Herbst erscheinen wird:
"Die Kunst des klugen Handelns". Es sind dies die
nächsten 52 Denk- und
Handlungsfehler, die ich
jeweils in der "Sonntagszeitung" und neuerdings
m Feuilleton der "Zeit" abhandle. Dann sind wir
durch mit den
Denkfehlern.
Das ganze Interview von Matthias Ackeret lesen
Sie in der aktuellen Ausgabe von "persoenlich"-Heft.
KOMMENTRAR: Dobelli beweist mit seinen illustrierten Beiträgen, dass auch wissenschaftlich anspruchsvolle Themen vereinfacht und verständlich formuliert werden können. Ich werde jedenfalls das Buch kaufen. Damit erübrigt sich das Herausschneiden und Sammeln der lesenswerten Beiträge in der SonntagsZeitung.
LINK:
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Alpha Artikel vom Juli 2005: Mut zum Vereinfachen.
www.rhetorik.ch/Vereinfachen/Vereinfachen.html
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... Die Macht des Teams I (PDF) · Die Macht des Teams II (PDF) · Mut zum Vereinfachen (PDF) · Weichspueler verwenden (PDF) ... Mut zum Vereinfachen ...
www.rhetorik.ch/Alphaartikel/Alphaartikel.html
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